nach dem Gute des Bruders und der Schwe- ster enthalten, von dem Seinen mittheilen, nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi- schentreten und Zudrängen verkümmern, und in diesen Grundsätzen fortgehend, weder durch Geschrei das Wort behalten, noch durch allzuausbreitende Geberden die Ansprüche des Nachbarn hemmen wollen. Die ver- ständige, oder bequeme Wärterin wird vor allem bemüht sein, Frieden unter ihren Zög- lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf gefälliges Gewähren oder Entsagen, auf Selbstvergessen und Berücksichtigung Aller dringen. Schwerlich aber wird sie zu ihrem Zweck gelangen, ohne Feststellung gewisser Regeln und Gesetze. Und diese, welche auf solche Weise aus den ersten Elementen ge- selligen Daseins hervorgehen, gelten später- hin für das ganze Leben. Die Liebenswür- digsten, wie die Einflußreichsten und beglük- kendsten Menschen sind immer diejenigen, die jene freundlichen Gewohnheiten erster Erzieh- ung zu einer andern und bessern Natur ge- macht haben. Man empfindet ihre Nähe,
nach dem Gute des Bruders und der Schwe- ſter enthalten, von dem Seinen mittheilen, nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi- ſchentreten und Zudraͤngen verkuͤmmern, und in dieſen Grundſaͤtzen fortgehend, weder durch Geſchrei das Wort behalten, noch durch allzuausbreitende Geberden die Anſpruͤche des Nachbarn hemmen wollen. Die ver- ſtaͤndige, oder bequeme Waͤrterin wird vor allem bemuͤht ſein, Frieden unter ihren Zoͤg- lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf gefaͤlliges Gewaͤhren oder Entſagen, auf Selbſtvergeſſen und Beruͤckſichtigung Aller dringen. Schwerlich aber wird ſie zu ihrem Zweck gelangen, ohne Feſtſtellung gewiſſer Regeln und Geſetze. Und dieſe, welche auf ſolche Weiſe aus den erſten Elementen ge- ſelligen Daſeins hervorgehen, gelten ſpaͤter- hin fuͤr das ganze Leben. Die Liebenswuͤr- digſten, wie die Einflußreichſten und begluͤk- kendſten Menſchen ſind immer diejenigen, die jene freundlichen Gewohnheiten erſter Erzieh- ung zu einer andern und beſſern Natur ge- macht haben. Man empfindet ihre Naͤhe,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0029"n="25"/>
nach dem Gute des Bruders und der Schwe-<lb/>ſter enthalten, von dem Seinen mittheilen,<lb/>
nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi-<lb/>ſchentreten und Zudraͤngen verkuͤmmern, und<lb/>
in dieſen Grundſaͤtzen fortgehend, weder<lb/>
durch Geſchrei das Wort behalten, noch durch<lb/>
allzuausbreitende Geberden die Anſpruͤche<lb/>
des Nachbarn hemmen wollen. Die ver-<lb/>ſtaͤndige, oder bequeme Waͤrterin wird vor<lb/>
allem bemuͤht ſein, Frieden unter ihren Zoͤg-<lb/>
lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf<lb/>
gefaͤlliges Gewaͤhren oder Entſagen, auf<lb/>
Selbſtvergeſſen und Beruͤckſichtigung Aller<lb/>
dringen. Schwerlich aber wird ſie zu ihrem<lb/>
Zweck gelangen, ohne Feſtſtellung gewiſſer<lb/>
Regeln und Geſetze. Und dieſe, welche auf<lb/>ſolche Weiſe aus den erſten Elementen ge-<lb/>ſelligen Daſeins hervorgehen, gelten ſpaͤter-<lb/>
hin fuͤr das ganze Leben. Die Liebenswuͤr-<lb/>
digſten, wie die Einflußreichſten und begluͤk-<lb/>
kendſten Menſchen ſind immer diejenigen, die<lb/>
jene freundlichen Gewohnheiten erſter Erzieh-<lb/>
ung zu einer andern und beſſern Natur ge-<lb/>
macht haben. Man empfindet ihre Naͤhe,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[25/0029]
nach dem Gute des Bruders und der Schwe-
ſter enthalten, von dem Seinen mittheilen,
nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi-
ſchentreten und Zudraͤngen verkuͤmmern, und
in dieſen Grundſaͤtzen fortgehend, weder
durch Geſchrei das Wort behalten, noch durch
allzuausbreitende Geberden die Anſpruͤche
des Nachbarn hemmen wollen. Die ver-
ſtaͤndige, oder bequeme Waͤrterin wird vor
allem bemuͤht ſein, Frieden unter ihren Zoͤg-
lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf
gefaͤlliges Gewaͤhren oder Entſagen, auf
Selbſtvergeſſen und Beruͤckſichtigung Aller
dringen. Schwerlich aber wird ſie zu ihrem
Zweck gelangen, ohne Feſtſtellung gewiſſer
Regeln und Geſetze. Und dieſe, welche auf
ſolche Weiſe aus den erſten Elementen ge-
ſelligen Daſeins hervorgehen, gelten ſpaͤter-
hin fuͤr das ganze Leben. Die Liebenswuͤr-
digſten, wie die Einflußreichſten und begluͤk-
kendſten Menſchen ſind immer diejenigen, die
jene freundlichen Gewohnheiten erſter Erzieh-
ung zu einer andern und beſſern Natur ge-
macht haben. Man empfindet ihre Naͤhe,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/29>, abgerufen am 11.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.