Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

nach dem Gute des Bruders und der Schwe-
ster enthalten, von dem Seinen mittheilen,
nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi-
schentreten und Zudrängen verkümmern, und
in diesen Grundsätzen fortgehend, weder
durch Geschrei das Wort behalten, noch durch
allzuausbreitende Geberden die Ansprüche
des Nachbarn hemmen wollen. Die ver-
ständige, oder bequeme Wärterin wird vor
allem bemüht sein, Frieden unter ihren Zög-
lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf
gefälliges Gewähren oder Entsagen, auf
Selbstvergessen und Berücksichtigung Aller
dringen. Schwerlich aber wird sie zu ihrem
Zweck gelangen, ohne Feststellung gewisser
Regeln und Gesetze. Und diese, welche auf
solche Weise aus den ersten Elementen ge-
selligen Daseins hervorgehen, gelten später-
hin für das ganze Leben. Die Liebenswür-
digsten, wie die Einflußreichsten und beglük-
kendsten Menschen sind immer diejenigen, die
jene freundlichen Gewohnheiten erster Erzieh-
ung zu einer andern und bessern Natur ge-
macht haben. Man empfindet ihre Nähe,

nach dem Gute des Bruders und der Schwe-
ſter enthalten, von dem Seinen mittheilen,
nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi-
ſchentreten und Zudraͤngen verkuͤmmern, und
in dieſen Grundſaͤtzen fortgehend, weder
durch Geſchrei das Wort behalten, noch durch
allzuausbreitende Geberden die Anſpruͤche
des Nachbarn hemmen wollen. Die ver-
ſtaͤndige, oder bequeme Waͤrterin wird vor
allem bemuͤht ſein, Frieden unter ihren Zoͤg-
lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf
gefaͤlliges Gewaͤhren oder Entſagen, auf
Selbſtvergeſſen und Beruͤckſichtigung Aller
dringen. Schwerlich aber wird ſie zu ihrem
Zweck gelangen, ohne Feſtſtellung gewiſſer
Regeln und Geſetze. Und dieſe, welche auf
ſolche Weiſe aus den erſten Elementen ge-
ſelligen Daſeins hervorgehen, gelten ſpaͤter-
hin fuͤr das ganze Leben. Die Liebenswuͤr-
digſten, wie die Einflußreichſten und begluͤk-
kendſten Menſchen ſind immer diejenigen, die
jene freundlichen Gewohnheiten erſter Erzieh-
ung zu einer andern und beſſern Natur ge-
macht haben. Man empfindet ihre Naͤhe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0029" n="25"/>
nach dem Gute des Bruders und der Schwe-<lb/>
&#x017F;ter enthalten, von dem Seinen mittheilen,<lb/>
nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi-<lb/>
&#x017F;chentreten und Zudra&#x0364;ngen verku&#x0364;mmern, und<lb/>
in die&#x017F;en Grund&#x017F;a&#x0364;tzen fortgehend, weder<lb/>
durch Ge&#x017F;chrei das Wort behalten, noch durch<lb/>
allzuausbreitende Geberden die An&#x017F;pru&#x0364;che<lb/>
des Nachbarn hemmen wollen. Die ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige, oder bequeme Wa&#x0364;rterin wird vor<lb/>
allem bemu&#x0364;ht &#x017F;ein, Frieden unter ihren Zo&#x0364;g-<lb/>
lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf<lb/>
gefa&#x0364;lliges Gewa&#x0364;hren oder Ent&#x017F;agen, auf<lb/>
Selb&#x017F;tverge&#x017F;&#x017F;en und Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung Aller<lb/>
dringen. Schwerlich aber wird &#x017F;ie zu ihrem<lb/>
Zweck gelangen, ohne Fe&#x017F;t&#x017F;tellung gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Regeln und Ge&#x017F;etze. Und die&#x017F;e, welche auf<lb/>
&#x017F;olche Wei&#x017F;e aus den er&#x017F;ten Elementen ge-<lb/>
&#x017F;elligen Da&#x017F;eins hervorgehen, gelten &#x017F;pa&#x0364;ter-<lb/>
hin fu&#x0364;r das ganze Leben. Die Liebenswu&#x0364;r-<lb/>
dig&#x017F;ten, wie die Einflußreich&#x017F;ten und beglu&#x0364;k-<lb/>
kend&#x017F;ten Men&#x017F;chen &#x017F;ind immer diejenigen, die<lb/>
jene freundlichen Gewohnheiten er&#x017F;ter Erzieh-<lb/>
ung zu einer andern und be&#x017F;&#x017F;ern Natur ge-<lb/>
macht haben. Man empfindet ihre Na&#x0364;he,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0029] nach dem Gute des Bruders und der Schwe- ſter enthalten, von dem Seinen mittheilen, nicht dem Genuß der Uebrigen durch Zwi- ſchentreten und Zudraͤngen verkuͤmmern, und in dieſen Grundſaͤtzen fortgehend, weder durch Geſchrei das Wort behalten, noch durch allzuausbreitende Geberden die Anſpruͤche des Nachbarn hemmen wollen. Die ver- ſtaͤndige, oder bequeme Waͤrterin wird vor allem bemuͤht ſein, Frieden unter ihren Zoͤg- lingen zu erhalten, und zu dem Ende auf gefaͤlliges Gewaͤhren oder Entſagen, auf Selbſtvergeſſen und Beruͤckſichtigung Aller dringen. Schwerlich aber wird ſie zu ihrem Zweck gelangen, ohne Feſtſtellung gewiſſer Regeln und Geſetze. Und dieſe, welche auf ſolche Weiſe aus den erſten Elementen ge- ſelligen Daſeins hervorgehen, gelten ſpaͤter- hin fuͤr das ganze Leben. Die Liebenswuͤr- digſten, wie die Einflußreichſten und begluͤk- kendſten Menſchen ſind immer diejenigen, die jene freundlichen Gewohnheiten erſter Erzieh- ung zu einer andern und beſſern Natur ge- macht haben. Man empfindet ihre Naͤhe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/29
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/29>, abgerufen am 11.10.2024.