Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Für den Kranken ward ausschließend gesorgt, die andern richteten sich ein, wie es eben ging.

Alle schliefen bald. Nur Antonie fand keine Ruhe; ihr brannte es wie Feuer in den Adern. Sie stand auf, schlich leise im Zimmer auf und ab, und ließ ihre Blicke leicht über die Schlafenden hingleiten. So oft sie Adalbert nahe trat, oder ihr Auge fest auf ihn richten wollte, ward dessen Schlaf unruhig, er warf sich hin und her, und sie mußte sich abwenden, aus Furcht, ihn zu erwecken. Unwillkührlich sah sie von ihm weg auf Marien hin; und mußte sich gestehn, daß sie nie ein zarteres Engelsköpfchen gesehen habe. Höchst unbefangen saß die Kleine, beide Hände über der Brust gefaltet, neben der Tante, ihr Kopf war dieser auf die Schultern gesunken, die blonden Löckchen kräuselten sich weich über den Schläfen, ihr Schatten lag fast wie ein Nebelstreifen auf dem klaren, ruhigen Gesicht. Zu ihren Füßen saß Alexis, den kleinen Krauskopf halb in ihrem Schooß verhüllt.

Für den Kranken ward ausschließend gesorgt, die andern richteten sich ein, wie es eben ging.

Alle schliefen bald. Nur Antonie fand keine Ruhe; ihr brannte es wie Feuer in den Adern. Sie stand auf, schlich leise im Zimmer auf und ab, und ließ ihre Blicke leicht über die Schlafenden hingleiten. So oft sie Adalbert nahe trat, oder ihr Auge fest auf ihn richten wollte, ward dessen Schlaf unruhig, er warf sich hin und her, und sie mußte sich abwenden, aus Furcht, ihn zu erwecken. Unwillkührlich sah sie von ihm weg auf Marien hin; und mußte sich gestehn, daß sie nie ein zarteres Engelsköpfchen gesehen habe. Höchst unbefangen saß die Kleine, beide Hände über der Brust gefaltet, neben der Tante, ihr Kopf war dieser auf die Schultern gesunken, die blonden Löckchen kräuselten sich weich über den Schläfen, ihr Schatten lag fast wie ein Nebelstreifen auf dem klaren, ruhigen Gesicht. Zu ihren Füßen saß Alexis, den kleinen Krauskopf halb in ihrem Schooß verhüllt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0139" n="132"/>
Für den Kranken ward ausschließend gesorgt, die andern richteten sich ein, wie es eben ging.</p>
          <p>Alle schliefen bald. Nur Antonie fand keine Ruhe; ihr brannte es wie Feuer in den Adern. Sie stand auf, schlich leise im Zimmer auf und ab, und ließ ihre Blicke leicht über die Schlafenden hingleiten. So oft sie Adalbert nahe trat, oder ihr Auge fest auf ihn richten wollte, ward dessen Schlaf unruhig, er warf sich hin und her, und sie mußte sich abwenden, aus Furcht, ihn zu erwecken. Unwillkührlich sah sie von ihm weg auf Marien hin; und mußte sich gestehn, daß sie nie ein zarteres Engelsköpfchen gesehen habe. Höchst unbefangen saß die Kleine, beide Hände über der Brust gefaltet, neben der Tante, ihr Kopf war dieser auf die Schultern gesunken, die blonden Löckchen kräuselten sich weich über den Schläfen, ihr Schatten lag fast wie ein Nebelstreifen auf dem klaren, ruhigen Gesicht. Zu ihren Füßen saß Alexis, den kleinen Krauskopf halb in ihrem Schooß verhüllt.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0139] Für den Kranken ward ausschließend gesorgt, die andern richteten sich ein, wie es eben ging. Alle schliefen bald. Nur Antonie fand keine Ruhe; ihr brannte es wie Feuer in den Adern. Sie stand auf, schlich leise im Zimmer auf und ab, und ließ ihre Blicke leicht über die Schlafenden hingleiten. So oft sie Adalbert nahe trat, oder ihr Auge fest auf ihn richten wollte, ward dessen Schlaf unruhig, er warf sich hin und her, und sie mußte sich abwenden, aus Furcht, ihn zu erwecken. Unwillkührlich sah sie von ihm weg auf Marien hin; und mußte sich gestehn, daß sie nie ein zarteres Engelsköpfchen gesehen habe. Höchst unbefangen saß die Kleine, beide Hände über der Brust gefaltet, neben der Tante, ihr Kopf war dieser auf die Schultern gesunken, die blonden Löckchen kräuselten sich weich über den Schläfen, ihr Schatten lag fast wie ein Nebelstreifen auf dem klaren, ruhigen Gesicht. Zu ihren Füßen saß Alexis, den kleinen Krauskopf halb in ihrem Schooß verhüllt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-07-03T15:02:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-07-03T15:02:16Z)
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T15:02:16Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/139
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/139>, abgerufen am 20.04.2024.