Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.vor ihnen zusammen stürzen, und alle liebe Bilder der Vergangenheit sich plötzlich, wie freigelaßen, in wehmüthiger Eil zum Herzen drängen, so rührte hier der bewegliche Strahl des Lebens an die dunkle Innenwelt, und der Farben Gluth schmolz langsam die nächtige Decke hinweg. Der Marquis fand sich angenehm in der ungehofften Verjüngung überrascht; denn unversehns war alles wieder wie sonst in ihm, Fragen, Wünsche, Erwartungen, alles gewann dieselbe Richtung, dieselbe Gewalt der Leidenschaft, das gleiche Steigern des Zieles. Nur, daß ihn eine geheime Scheu vor äußrem Mißlingen und jeder geselligen Gemeinschaft zu immer verborgenerm Umgang mit dem Geheimnißvollen trieb, und seinem Thun und Erscheinen ein fremdes, ja unheimliches, Ansehn gab; wozu ein gänzlich vernachläßigter Anzug, oder, bei einzelnen, feierlichen, Momenten, ein wunderlicher Aufputz, theils veralteter Pracht und steifer Festlichkeit, theils eigenthümlicher Zusammenstellung der Kleidung, vieles beitrug. So war er gewöhnlich mit einem langen Schlafrock von chinesischem Stoffe angethan, den ein breiter Gurt über den Hüften zusammenhielt, ein großer ziemlich verrosteter Schlüssel sah aus diesem hervor; um den ganz unbedecktem Hals trug er, an einer langen Haarschnur, etwas, das in einem seidnen Beutelchen nach vor ihnen zusammen stürzen, und alle liebe Bilder der Vergangenheit sich plötzlich, wie freigelaßen, in wehmüthiger Eil zum Herzen drängen, so rührte hier der bewegliche Strahl des Lebens an die dunkle Innenwelt, und der Farben Gluth schmolz langsam die nächtige Decke hinweg. Der Marquis fand sich angenehm in der ungehofften Verjüngung überrascht; denn unversehns war alles wieder wie sonst in ihm, Fragen, Wünsche, Erwartungen, alles gewann dieselbe Richtung, dieselbe Gewalt der Leidenschaft, das gleiche Steigern des Zieles. Nur, daß ihn eine geheime Scheu vor äußrem Mißlingen und jeder geselligen Gemeinschaft zu immer verborgenerm Umgang mit dem Geheimnißvollen trieb, und seinem Thun und Erscheinen ein fremdes, ja unheimliches, Ansehn gab; wozu ein gänzlich vernachläßigter Anzug, oder, bei einzelnen, feierlichen, Momenten, ein wunderlicher Aufputz, theils veralteter Pracht und steifer Festlichkeit, theils eigenthümlicher Zusammenstellung der Kleidung, vieles beitrug. So war er gewöhnlich mit einem langen Schlafrock von chinesischem Stoffe angethan, den ein breiter Gurt über den Hüften zusammenhielt, ein großer ziemlich verrosteter Schlüssel sah aus diesem hervor; um den ganz unbedecktem Hals trug er, an einer langen Haarschnur, etwas, das in einem seidnen Beutelchen nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0014" n="7"/> vor ihnen zusammen stürzen, und alle liebe Bilder der Vergangenheit sich plötzlich, wie freigelaßen, in wehmüthiger Eil zum Herzen drängen, so rührte hier der bewegliche Strahl des Lebens an die dunkle Innenwelt, und der Farben Gluth schmolz langsam die nächtige Decke hinweg. Der Marquis fand sich angenehm in der ungehofften Verjüngung überrascht; denn unversehns war alles wieder wie sonst in ihm, Fragen, Wünsche, Erwartungen, alles gewann dieselbe Richtung, dieselbe Gewalt der Leidenschaft, das gleiche Steigern des Zieles. Nur, daß ihn eine geheime Scheu vor äußrem Mißlingen und jeder geselligen Gemeinschaft zu immer verborgenerm Umgang mit dem Geheimnißvollen trieb, und seinem Thun und Erscheinen ein fremdes, ja unheimliches, Ansehn gab; wozu ein gänzlich vernachläßigter Anzug, oder, bei einzelnen, feierlichen, Momenten, ein wunderlicher Aufputz, theils veralteter Pracht und steifer Festlichkeit, theils eigenthümlicher Zusammenstellung der Kleidung, vieles beitrug. So war er gewöhnlich mit einem langen Schlafrock von chinesischem Stoffe angethan, den ein breiter Gurt über den Hüften zusammenhielt, ein großer ziemlich verrosteter Schlüssel sah aus diesem hervor; um den ganz unbedecktem Hals trug er, an einer langen Haarschnur, etwas, das in einem seidnen Beutelchen nach </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0014]
vor ihnen zusammen stürzen, und alle liebe Bilder der Vergangenheit sich plötzlich, wie freigelaßen, in wehmüthiger Eil zum Herzen drängen, so rührte hier der bewegliche Strahl des Lebens an die dunkle Innenwelt, und der Farben Gluth schmolz langsam die nächtige Decke hinweg. Der Marquis fand sich angenehm in der ungehofften Verjüngung überrascht; denn unversehns war alles wieder wie sonst in ihm, Fragen, Wünsche, Erwartungen, alles gewann dieselbe Richtung, dieselbe Gewalt der Leidenschaft, das gleiche Steigern des Zieles. Nur, daß ihn eine geheime Scheu vor äußrem Mißlingen und jeder geselligen Gemeinschaft zu immer verborgenerm Umgang mit dem Geheimnißvollen trieb, und seinem Thun und Erscheinen ein fremdes, ja unheimliches, Ansehn gab; wozu ein gänzlich vernachläßigter Anzug, oder, bei einzelnen, feierlichen, Momenten, ein wunderlicher Aufputz, theils veralteter Pracht und steifer Festlichkeit, theils eigenthümlicher Zusammenstellung der Kleidung, vieles beitrug. So war er gewöhnlich mit einem langen Schlafrock von chinesischem Stoffe angethan, den ein breiter Gurt über den Hüften zusammenhielt, ein großer ziemlich verrosteter Schlüssel sah aus diesem hervor; um den ganz unbedecktem Hals trug er, an einer langen Haarschnur, etwas, das in einem seidnen Beutelchen nach
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/14>, abgerufen am 06.06.2023. |