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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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Kraft über die andere möglich sei, das, glaubte er, dürfe der Einwirkung höherer Kräfte um so weniger entstehn. Wie diese nun zu beschwören, wie sie von den Banden der Leiblichkeit frei zu machen seien, das war die große Angelegenheit seines Lebens, an die er Gesundheit, frische und freudige Sinnenlust, den Schmuck und die heitere Klarheit des Lebens, ja alles in allem, des Daseins ewig bewegliches Element, der Liebe und Freundschaft belebenden Verkehr, setzte.

Während er sich indeß in die finstern Schachten langsam selbst vergrub, und der Qualm und Dampf. nebelnder Ahndungen sein Herz vertrocknete und den Geist wie ein flackerndes Licht unstät hin und her trieb, rückte ihm das wirkliche Leben immer näher und näher, und schien die gefristete Stundenzahl mit Wucher von ihm einzufodern.

Sein abstruses, oft verzücktes, Wesen hatte ihm längst den Ruf stillen Wahnsinnes gegeben. Man war ihm mit einer Scheu begegnet, welche, bei aller Verachtung vor übersinnlicher Träumerei, in unsern Tagen, nicht selten, im Gemisch von Geringschätzung und augenblicklich aufflammender Ahndung eines Etwas, das die bunte Decke des Lebens verbirgt, den Schein demüthiger Furcht gewinnt. Ein Mensch wie der Marquis zieht

Kraft über die andere möglich sei, das, glaubte er, dürfe der Einwirkung höherer Kräfte um so weniger entstehn. Wie diese nun zu beschwören, wie sie von den Banden der Leiblichkeit frei zu machen seien, das war die große Angelegenheit seines Lebens, an die er Gesundheit, frische und freudige Sinnenlust, den Schmuck und die heitere Klarheit des Lebens, ja alles in allem, des Daseins ewig bewegliches Element, der Liebe und Freundschaft belebenden Verkehr, setzte.

Während er sich indeß in die finstern Schachten langsam selbst vergrub, und der Qualm und Dampf. nebelnder Ahndungen sein Herz vertrocknete und den Geist wie ein flackerndes Licht unstät hin und her trieb, rückte ihm das wirkliche Leben immer näher und näher, und schien die gefristete Stundenzahl mit Wucher von ihm einzufodern.

Sein abstruses, oft verzücktes, Wesen hatte ihm längst den Ruf stillen Wahnsinnes gegeben. Man war ihm mit einer Scheu begegnet, welche, bei aller Verachtung vor übersinnlicher Träumerei, in unsern Tagen, nicht selten, im Gemisch von Geringschätzung und augenblicklich aufflammender Ahndung eines Etwas, das die bunte Decke des Lebens verbirgt, den Schein demüthiger Furcht gewinnt. Ein Mensch wie der Marquis zieht

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[17/0024] Kraft über die andere möglich sei, das, glaubte er, dürfe der Einwirkung höherer Kräfte um so weniger entstehn. Wie diese nun zu beschwören, wie sie von den Banden der Leiblichkeit frei zu machen seien, das war die große Angelegenheit seines Lebens, an die er Gesundheit, frische und freudige Sinnenlust, den Schmuck und die heitere Klarheit des Lebens, ja alles in allem, des Daseins ewig bewegliches Element, der Liebe und Freundschaft belebenden Verkehr, setzte. Während er sich indeß in die finstern Schachten langsam selbst vergrub, und der Qualm und Dampf. nebelnder Ahndungen sein Herz vertrocknete und den Geist wie ein flackerndes Licht unstät hin und her trieb, rückte ihm das wirkliche Leben immer näher und näher, und schien die gefristete Stundenzahl mit Wucher von ihm einzufodern. Sein abstruses, oft verzücktes, Wesen hatte ihm längst den Ruf stillen Wahnsinnes gegeben. Man war ihm mit einer Scheu begegnet, welche, bei aller Verachtung vor übersinnlicher Träumerei, in unsern Tagen, nicht selten, im Gemisch von Geringschätzung und augenblicklich aufflammender Ahndung eines Etwas, das die bunte Decke des Lebens verbirgt, den Schein demüthiger Furcht gewinnt. Ein Mensch wie der Marquis zieht

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/24>, abgerufen am 25.04.2024.