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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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Vergötterung der jungen, bildschönen Frau, und heftiges Verlangen, diese unauflöslich an sich zu ketten, zu bannen, durch alle Künste geheimnißvoller Liebeszauberei. Damals spielte dies Verlangen nur noch auf der frischen, farbigen Blumendecke des Lebens. Die Aufmerksamkeit des geliebten Weibes immer neu und gespannt auf sich zu heften, zeigte er sich dieser in mannigfacher Gestalt. Sein reiches Talent, die Gewalt und brennende Kraft seines Willens, gaben ihm tausend Mittel dazu. Er war furchtbar herrlich in der Tragödie, blendend und fast verwirrend im magischen Zauber ausgewählter Aufzüge, zierlich, gewandt bei Tanz und Spiel, und unwiderstehlich fortreißend in der leidenschaftlichen Gluth seiner Liebe. So überfüllte und zersprengte er denn auch das zarteste Herz, das sich in jenen Tagen unbefangen an das seine legte. Seitdem sah er das Schloß nicht wieder. Mit allem, was ihm sonst gelacht, zerfallen, blieb ihm das gastliche Gebäude verschlossen. Jetzt war es bis auf seine Grundsteine geschleift, Lust- und Fruchtgärten lagen verschüttet, wo sich einst die heitern Zimmer dem vertrautesten Menschenverkehr eröffneten; wo Musik, befreundete Gespräche und der Liebe leises, berauschendes Geflüster erklangen, da brannten jetzt Wachtfeuer, ein republikanisches Chasseur-Regiment

Vergötterung der jungen, bildschönen Frau, und heftiges Verlangen, diese unauflöslich an sich zu ketten, zu bannen, durch alle Künste geheimnißvoller Liebeszauberei. Damals spielte dies Verlangen nur noch auf der frischen, farbigen Blumendecke des Lebens. Die Aufmerksamkeit des geliebten Weibes immer neu und gespannt auf sich zu heften, zeigte er sich dieser in mannigfacher Gestalt. Sein reiches Talent, die Gewalt und brennende Kraft seines Willens, gaben ihm tausend Mittel dazu. Er war furchtbar herrlich in der Tragödie, blendend und fast verwirrend im magischen Zauber ausgewählter Aufzüge, zierlich, gewandt bei Tanz und Spiel, und unwiderstehlich fortreißend in der leidenschaftlichen Gluth seiner Liebe. So überfüllte und zersprengte er denn auch das zarteste Herz, das sich in jenen Tagen unbefangen an das seine legte. Seitdem sah er das Schloß nicht wieder. Mit allem, was ihm sonst gelacht, zerfallen, blieb ihm das gastliche Gebäude verschlossen. Jetzt war es bis auf seine Grundsteine geschleift, Lust- und Fruchtgärten lagen verschüttet, wo sich einst die heitern Zimmer dem vertrautesten Menschenverkehr eröffneten; wo Musik, befreundete Gespräche und der Liebe leises, berauschendes Geflüster erklangen, da brannten jetzt Wachtfeuer, ein republikanisches Chasseur-Regiment

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Vergötterung der jungen, bildschönen Frau, und heftiges Verlangen, diese unauflöslich an sich zu ketten, zu bannen, durch alle Künste geheimnißvoller Liebeszauberei. Damals spielte dies Verlangen nur noch auf der frischen, farbigen Blumendecke des Lebens. Die Aufmerksamkeit des geliebten Weibes immer neu und gespannt auf sich zu heften, zeigte er sich dieser in mannigfacher Gestalt. Sein reiches Talent, die Gewalt und brennende Kraft seines Willens, gaben ihm tausend Mittel dazu. Er war furchtbar herrlich in der Tragödie, blendend und fast verwirrend im magischen Zauber ausgewählter Aufzüge, zierlich, gewandt bei Tanz und Spiel, und unwiderstehlich fortreißend in der leidenschaftlichen Gluth seiner Liebe. So überfüllte und zersprengte er denn auch das zarteste Herz, das sich in jenen Tagen unbefangen an das seine legte. Seitdem sah er das Schloß nicht wieder. Mit allem, was ihm sonst gelacht, zerfallen, blieb ihm das gastliche Gebäude verschlossen. Jetzt war es bis auf seine Grundsteine geschleift, Lust- und Fruchtgärten lagen verschüttet, wo sich einst die heitern Zimmer dem vertrautesten Menschenverkehr eröffneten; wo Musik, befreundete Gespräche und der Liebe leises, berauschendes Geflüster erklangen, da brannten jetzt Wachtfeuer, ein republikanisches Chasseur-Regiment
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[30/0037] Vergötterung der jungen, bildschönen Frau, und heftiges Verlangen, diese unauflöslich an sich zu ketten, zu bannen, durch alle Künste geheimnißvoller Liebeszauberei. Damals spielte dies Verlangen nur noch auf der frischen, farbigen Blumendecke des Lebens. Die Aufmerksamkeit des geliebten Weibes immer neu und gespannt auf sich zu heften, zeigte er sich dieser in mannigfacher Gestalt. Sein reiches Talent, die Gewalt und brennende Kraft seines Willens, gaben ihm tausend Mittel dazu. Er war furchtbar herrlich in der Tragödie, blendend und fast verwirrend im magischen Zauber ausgewählter Aufzüge, zierlich, gewandt bei Tanz und Spiel, und unwiderstehlich fortreißend in der leidenschaftlichen Gluth seiner Liebe. So überfüllte und zersprengte er denn auch das zarteste Herz, das sich in jenen Tagen unbefangen an das seine legte. Seitdem sah er das Schloß nicht wieder. Mit allem, was ihm sonst gelacht, zerfallen, blieb ihm das gastliche Gebäude verschlossen. Jetzt war es bis auf seine Grundsteine geschleift, Lust- und Fruchtgärten lagen verschüttet, wo sich einst die heitern Zimmer dem vertrautesten Menschenverkehr eröffneten; wo Musik, befreundete Gespräche und der Liebe leises, berauschendes Geflüster erklangen, da brannten jetzt Wachtfeuer, ein republikanisches Chasseur-Regiment

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/37>, abgerufen am 28.03.2024.