Wenn ich Euch erzählen sollte, wie es bei der Hochzeitfeier auf Burg Ringstetten zuging, so würde Euch zu Muthe werden, als sähet Ihr eine Menge von blanken und erfreulichen Din- gen aufgehäuft, aber drüber hin einen schwarzen Trauerflor gebreitet, aus dessen verdunkelnder Hülle hervor die ganze Herrlichkeit minder einer Lust gliche, als einem Spott über die Nichtig- keit aller irdischen Freuden. Es war nicht etwa, daß irgend ein gespenstisches Unwesen die festliche Geselligkeit verstört hätte, denn wir wissen ja, daß die Burg vor den Spukereien der dräuen- den Wassergeister eine gefreite Stätte war. Aber es war dem Ritter und dem Fischer und allen
Gä-
Achtzehntes Kapitel.
Wie der Ritter Huldbrand Hochzeit hielt.
Wenn ich Euch erzaͤhlen ſollte, wie es bei der Hochzeitfeier auf Burg Ringſtetten zuging, ſo wuͤrde Euch zu Muthe werden, als ſaͤhet Ihr eine Menge von blanken und erfreulichen Din- gen aufgehaͤuft, aber druͤber hin einen ſchwarzen Trauerflor gebreitet, aus deſſen verdunkelnder Huͤlle hervor die ganze Herrlichkeit minder einer Luſt gliche, als einem Spott uͤber die Nichtig- keit aller irdiſchen Freuden. Es war nicht etwa, daß irgend ein geſpenſtiſches Unweſen die feſtliche Geſelligkeit verſtoͤrt haͤtte, denn wir wiſſen ja, daß die Burg vor den Spukereien der draͤuen- den Waſſergeiſter eine gefreite Staͤtte war. Aber es war dem Ritter und dem Fiſcher und allen
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Achtzehntes Kapitel.
Wie der Ritter Huldbrand Hochzeit hielt.
Wenn ich Euch erzaͤhlen ſollte, wie es bei der
Hochzeitfeier auf Burg Ringſtetten zuging, ſo
wuͤrde Euch zu Muthe werden, als ſaͤhet Ihr
eine Menge von blanken und erfreulichen Din-
gen aufgehaͤuft, aber druͤber hin einen ſchwarzen
Trauerflor gebreitet, aus deſſen verdunkelnder
Huͤlle hervor die ganze Herrlichkeit minder einer
Luſt gliche, als einem Spott uͤber die Nichtig-
keit aller irdiſchen Freuden. Es war nicht etwa,
daß irgend ein geſpenſtiſches Unweſen die feſtliche
Geſelligkeit verſtoͤrt haͤtte, denn wir wiſſen ja,
daß die Burg vor den Spukereien der draͤuen-
den Waſſergeiſter eine gefreite Staͤtte war. Aber
es war dem Ritter und dem Fiſcher und allen
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/190>, abgerufen am 10.12.2023.
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