Der Pater Heilmann war auf das Schloß gekommen, sobald des Herrn von Ringstetten Tod in der Gegend kund geworden war, und just zur selben Stunde erschien er, wo der Mönch, welcher die unglücklichen Vermählten getraut hatte, von Schreck und Grausen überwältiget, aus den Thoren floh. -- Es ist schon recht, ent- gegnete Heilmann, als man ihm dieses ansagte: und nun geht mein Amt an, und ich brauche keines Gefährten. -- Darauf begann er die Braut, welche zur Wittwe worden war, zu trö- sten, so wenig Frucht es auch in ihrem weltlich- lebhaften Gemüthe trug. Der alte Fischer hin- gegen fand sich, obzwar von Herzen betrübt,
Neunzehntes Kapitel.
Wie der Ritter Huldbrand begraben ward.
Der Pater Heilmann war auf das Schloß gekommen, ſobald des Herrn von Ringſtetten Tod in der Gegend kund geworden war, und juſt zur ſelben Stunde erſchien er, wo der Moͤnch, welcher die ungluͤcklichen Vermaͤhlten getraut hatte, von Schreck und Grauſen uͤberwaͤltiget, aus den Thoren floh. — Es iſt ſchon recht, ent- gegnete Heilmann, als man ihm dieſes anſagte: und nun geht mein Amt an, und ich brauche keines Gefaͤhrten. — Darauf begann er die Braut, welche zur Wittwe worden war, zu troͤ- ſten, ſo wenig Frucht es auch in ihrem weltlich- lebhaften Gemuͤthe trug. Der alte Fiſcher hin- gegen fand ſich, obzwar von Herzen betruͤbt,
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Neunzehntes Kapitel.
Wie der Ritter Huldbrand begraben ward.
Der Pater Heilmann war auf das Schloß
gekommen, ſobald des Herrn von Ringſtetten
Tod in der Gegend kund geworden war, und
juſt zur ſelben Stunde erſchien er, wo der Moͤnch,
welcher die ungluͤcklichen Vermaͤhlten getraut hatte,
von Schreck und Grauſen uͤberwaͤltiget, aus
den Thoren floh. — Es iſt ſchon recht, ent-
gegnete Heilmann, als man ihm dieſes anſagte:
und nun geht mein Amt an, und ich brauche
keines Gefaͤhrten. — Darauf begann er die
Braut, welche zur Wittwe worden war, zu troͤ-
ſten, ſo wenig Frucht es auch in ihrem weltlich-
lebhaften Gemuͤthe trug. Der alte Fiſcher hin-
gegen fand ſich, obzwar von Herzen betruͤbt,
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/199>, abgerufen am 10.12.2023.
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