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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.

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Bart: es ist nicht das Erstemal, daß sie es uns
also macht. Nun hat man die Angst auf dem
Herzen, und den Schlaf aus den Augen für die
ganze Nacht; denn wer weiß, ob sie nicht den-
noch einmal Schaden nimmt, wenn sie so draus-
sen im Dunkel allein ist bis an das Morgen-
roth. -- So laßt uns ihr doch nach, Va-
ter, um Gott! rief Huldbrand ängstlich aus.
Der Alte erwiederte; wozu das? Es wär' ein
sündlich Werk, ließ' ich Euch in Nacht und Ein-
samkeit dem thörichten Mädchen so ganz alleine
folgen, und meine alten Beine holen den Spring-
insfeld nicht ein, wenn man auch wüßte, wo-
hin sie gerannt ist. -- Nun müssen wir ihr
doch nachrufen mindestens, und sie bitten, daß
sie wiederkehrt, sagte Huldbrand, und begann
auf das beweglichste zu rufen; Undine! Ach
Undine! Komm' doch zurück! -- Der Alte
wiegte sein Haupt hin und her, sprechend, all'
das Geschrei helfe am Ende zu nichts; der Rit-
ter wisse noch nicht, wie trotzig die Kleine sei.
Dabei aber konnte er es doch nicht unterlassen,

B

Bart: es iſt nicht das Erſtemal, daß ſie es uns
alſo macht. Nun hat man die Angſt auf dem
Herzen, und den Schlaf aus den Augen fuͤr die
ganze Nacht; denn wer weiß, ob ſie nicht den-
noch einmal Schaden nimmt, wenn ſie ſo drauſ-
ſen im Dunkel allein iſt bis an das Morgen-
roth. — So laßt uns ihr doch nach, Va-
ter, um Gott! rief Huldbrand aͤngſtlich aus.
Der Alte erwiederte; wozu das? Es waͤr’ ein
ſuͤndlich Werk, ließ’ ich Euch in Nacht und Ein-
ſamkeit dem thoͤrichten Maͤdchen ſo ganz alleine
folgen, und meine alten Beine holen den Spring-
insfeld nicht ein, wenn man auch wuͤßte, wo-
hin ſie gerannt iſt. — Nun muͤſſen wir ihr
doch nachrufen mindeſtens, und ſie bitten, daß
ſie wiederkehrt, ſagte Huldbrand, und begann
auf das beweglichſte zu rufen; Undine! Ach
Undine! Komm’ doch zuruͤck! — Der Alte
wiegte ſein Haupt hin und her, ſprechend, all’
das Geſchrei helfe am Ende zu nichts; der Rit-
ter wiſſe noch nicht, wie trotzig die Kleine ſei.
Dabei aber konnte er es doch nicht unterlaſſen,

B
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[17/0031] Bart: es iſt nicht das Erſtemal, daß ſie es uns alſo macht. Nun hat man die Angſt auf dem Herzen, und den Schlaf aus den Augen fuͤr die ganze Nacht; denn wer weiß, ob ſie nicht den- noch einmal Schaden nimmt, wenn ſie ſo drauſ- ſen im Dunkel allein iſt bis an das Morgen- roth. — So laßt uns ihr doch nach, Va- ter, um Gott! rief Huldbrand aͤngſtlich aus. Der Alte erwiederte; wozu das? Es waͤr’ ein ſuͤndlich Werk, ließ’ ich Euch in Nacht und Ein- ſamkeit dem thoͤrichten Maͤdchen ſo ganz alleine folgen, und meine alten Beine holen den Spring- insfeld nicht ein, wenn man auch wuͤßte, wo- hin ſie gerannt iſt. — Nun muͤſſen wir ihr doch nachrufen mindeſtens, und ſie bitten, daß ſie wiederkehrt, ſagte Huldbrand, und begann auf das beweglichſte zu rufen; Undine! Ach Undine! Komm’ doch zuruͤck! — Der Alte wiegte ſein Haupt hin und her, ſprechend, all’ das Geſchrei helfe am Ende zu nichts; der Rit- ter wiſſe noch nicht, wie trotzig die Kleine ſei. Dabei aber konnte er es doch nicht unterlaſſen, B

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Zitationshilfe: Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/31>, abgerufen am 28.03.2024.