Es mögen nun etwan acht Tage her sein, da ritt ich in die freie Reichsstadt ein, welche dort jenseit des Forstes gelegen ist. Bald darauf gab es darin ein schönes Turnieren und Ringelren- nen, und ich schonte meinen Gaul und meine Lanze nicht. Als ich nun einmal an den Schran- ken still halte, um von der lustigen Arbeit zu rasten, und den Helm an einen meiner Knap- pen zurück reiche, fällt mir ein wunderschönes Frauenbild in die Augen, das im allerherrlich- sten Schmuck auf einem der Altane stand und zusah. Ich fragte meinen Nachbar, und erfuhr, die reizende Jungfrau heiße Bertalda, und sei die Pflegetochter eines der mächtigen Herzoge,
Viertes Kapitel.
Von dem, was dem Ritter im Walde begegnet war.
Es moͤgen nun etwan acht Tage her ſein, da ritt ich in die freie Reichsſtadt ein, welche dort jenſeit des Forſtes gelegen iſt. Bald darauf gab es darin ein ſchoͤnes Turnieren und Ringelren- nen, und ich ſchonte meinen Gaul und meine Lanze nicht. Als ich nun einmal an den Schran- ken ſtill halte, um von der luſtigen Arbeit zu raſten, und den Helm an einen meiner Knap- pen zuruͤck reiche, faͤllt mir ein wunderſchoͤnes Frauenbild in die Augen, das im allerherrlich- ſten Schmuck auf einem der Altane ſtand und zuſah. Ich fragte meinen Nachbar, und erfuhr, die reizende Jungfrau heiße Bertalda, und ſei die Pflegetochter eines der maͤchtigen Herzoge,
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Viertes Kapitel.
Von dem, was dem Ritter im Walde begegnet war.
Es moͤgen nun etwan acht Tage her ſein, da
ritt ich in die freie Reichsſtadt ein, welche dort
jenſeit des Forſtes gelegen iſt. Bald darauf gab
es darin ein ſchoͤnes Turnieren und Ringelren-
nen, und ich ſchonte meinen Gaul und meine
Lanze nicht. Als ich nun einmal an den Schran-
ken ſtill halte, um von der luſtigen Arbeit zu
raſten, und den Helm an einen meiner Knap-
pen zuruͤck reiche, faͤllt mir ein wunderſchoͤnes
Frauenbild in die Augen, das im allerherrlich-
ſten Schmuck auf einem der Altane ſtand und
zuſah. Ich fragte meinen Nachbar, und erfuhr,
die reizende Jungfrau heiße Bertalda, und ſei
die Pflegetochter eines der maͤchtigen Herzoge,
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/50>, abgerufen am 10.12.2023.
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