Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.recommendirt hat. Dann so dieser ritterliche junge Fürst damals nicht hinein gekommen / und alle Kriegs-Geschäffte/ durch seine ansehnliche Gegenwart/ merklich beemsiget wären; wäre Wien besorglich/ an den Erb-Feind/ und zugleich die Sicherheit so wol deß nechst-angrenzenden Bayern/ als deß Erz-Herzogthums Oesterreichs/ übergegangen: Es hätten diese Länder/ ja ganz Ober-Teutschland/ keine Ruhe noch Sicherheit hinfüro gehabt; sondern eine unablässige Bürde und Nothwendigkeit/ entweder immerzu ins Gewehr / oder in den Seckel zu greiffen/ Geld oder Blut zu spendiren/ und mit den grimmigen ungläubigen Hunden sich stets herum zu beissen/ oder ihnen ohn Unterlaß güldne Bissen in den Rachen zu werffen: Womit man dennoch keine vollkommene Ruhe erkaufft/ sondern immerdar nur in einer solchen gelebt hätte/ die von Parthey-Gängen/ Streiff- und Raubereyen/ wäre unterbrochen und beunruhiget worden. Weßwegen diß junge Helden-Blut billig/ bey uns Teutschen/ unter der Lorbeer-Cron eines ewig-grünenden Nach-Ruhms / stehet/ und so offt/ als man/ von den Belägerungen der berühmten Wien-Stadt/ etliche Zeilen setzt/ mit frischen Palmen bezweigt wird. Sein Vetter/ Pfalz-Graf Friederich/ ist dennoch auch eines hochrühmlichen Nachschalls werth: Sintemal ihm nicht so sehr der Mut und Verstand/ als die Gelegenheit/ Wien selbst persönlich zu defendiren/ gemangelt: und hat er/ zwey Jahre hernach/ durch seine Actionen/ klar genug erwiesen/ was diese Stadt/ von seiner Klugheit und Tapfferkeit / hätte zu erwarten gehabt/ wann das Glück nicht seinen Vettern/ sondern ihn selbsten / ihr zum Commendanten verliehen. Indessen saß er zu Crems doch nicht müssig; sondern zoch immerzu frische Truppen an sich/ suchte damit das herum-streiffende Türkische Raub-Geschmeiß/ hin und wieder auf/ machte nider/ was sein Kriegs Schwert kunte antreffen und erhaschen. Besagtem jungem Pfalz-Grafen/ Philipp/ wurden etliche andre erfahrne Kriegs-Häupter an die Seiten gefügt: Als/ erstlich/ Graf Niclas von Salm/ der Aeltere/ Königs Ferdinandi Stats-Rath/ Kämmerer/ und Obrister Feld-Hauptmann über alle die Oesterreische Truppen / ein trefflich versuchter Kriegsmann/ der/ im Harnisch/ aufgewachsen/ und/ in scharffen Actionen/ von Jugend an/ geübet worden/ also gar/ daß er fast allen fürnehmen Belägerungen seiner Zeit beygewohnt/ auch/ in der Schlacht vor Pavia/ da der König von Frankreich/ Franciscus der Erste/ gefangen worden/ sich ritterlich erwiesen / und hochberühmt gemachet/ also gar/ daß etliche ausgeben/ er sey eben selbst derjenige / dessen Tapfferkeit/ besagten König gefangen zu nehmen/ die Ehre und das Glück gehabt. In eben dieser Lista/ der/ zu/ Wien commandirenden/ Kriegs-Helden/ befand sich Wilhelm/ Freyherr von Rogendorff und Mollenburg/ Käisers Caroli Stats-Rath und Kämmerer / wie auch Ferdinandi/ Königs zu Ungarn und Böheim/ Rath/ und General über die Reuterey: welchem man sonst auch den Titel eines Feld-Marschalls gab; und zwar nicht unverdient: angesehn er/ in Italien/ dem Käiser gute Dienste gethan/ die Stadt Brixia / (oder Brescie) von der recommendirt hat. Dann so dieser ritterliche junge Fürst damals nicht hinein gekommen / und alle Kriegs-Geschäffte/ durch seine ansehnliche Gegenwart/ merklich beemsiget wären; wäre Wien besorglich/ an den Erb-Feind/ und zugleich die Sicherheit so wol deß nechst-angrenzenden Bayern/ als deß Erz-Herzogthums Oesterreichs/ übergegangen: Es hätten diese Länder/ ja ganz Ober-Teutschland/ keine Ruhe noch Sicherheit hinfüro gehabt; sondern eine unablässige Bürde und Nothwendigkeit/ entweder immerzu ins Gewehr / oder in den Seckel zu greiffen/ Geld oder Blut zu spendiren/ und mit den grimmigen ungläubigen Hunden sich stets herum zu beissen/ oder ihnen ohn Unterlaß güldne Bissen in den Rachen zu werffen: Womit man dennoch keine vollkommene Ruhe erkaufft/ sondern immerdar nur in einer solchen gelebt hätte/ die von Parthey-Gängen/ Streiff- und Raubereyen/ wäre unterbrochen und beunruhiget worden. Weßwegen diß junge Helden-Blut billig/ bey uns Teutschen/ unter der Lorbeer-Cron eines ewig-grünenden Nach-Ruhms / stehet/ und so offt/ als man/ von den Belägerungen der berühmten Wien-Stadt/ etliche Zeilen setzt/ mit frischen Palmen bezweigt wird. Sein Vetter/ Pfalz-Graf Friederich/ ist dennoch auch eines hochrühmlichen Nachschalls werth: Sintemal ihm nicht so sehr der Mut und Verstand/ als die Gelegenheit/ Wien selbst persönlich zu defendiren/ gemangelt: und hat er/ zwey Jahre hernach/ durch seine Actionen/ klar genug erwiesen/ was diese Stadt/ von seiner Klugheit und Tapfferkeit / hätte zu erwarten gehabt/ wann das Glück nicht seinen Vettern/ sondern ihn selbsten / ihr zum Commendanten verliehen. Indessen saß er zu Crems doch nicht müssig; sondern zoch immerzu frische Truppen an sich/ suchte damit das herum-streiffende Türkische Raub-Geschmeiß/ hin und wieder auf/ machte nider/ was sein Kriegs Schwert kunte antreffen und erhaschen. Besagtem jungem Pfalz-Grafen/ Philipp/ wurden etliche andre erfahrne Kriegs-Häupter an die Seiten gefügt: Als/ erstlich/ Graf Niclas von Salm/ der Aeltere/ Königs Ferdinandi Stats-Rath/ Kämmerer/ und Obrister Feld-Hauptmann über alle die Oesterreische Truppen / ein trefflich versuchter Kriegsmann/ der/ im Harnisch/ aufgewachsen/ und/ in scharffen Actionen/ von Jugend an/ geübet worden/ also gar/ daß er fast allen fürnehmen Belägerungen seiner Zeit beygewohnt/ auch/ in der Schlacht vor Pavia/ da der König von Frankreich/ Franciscus der Erste/ gefangen worden/ sich ritterlich erwiesen / und hochberühmt gemachet/ also gar/ daß etliche ausgeben/ er sey eben selbst derjenige / dessen Tapfferkeit/ besagten König gefangen zu nehmen/ die Ehre und das Glück gehabt. In eben dieser Lista/ der/ zu/ Wien commandirenden/ Kriegs-Helden/ befand sich Wilhelm/ Freyherr von Rogendorff und Mollenburg/ Käisers Caroli Stats-Rath und Kämmerer / wie auch Ferdinandi/ Königs zu Ungarn und Böheim/ Rath/ und General über die Reuterey: welchem man sonst auch den Titel eines Feld-Marschalls gab; und zwar nicht unverdient: angesehn er/ in Italien/ dem Käiser gute Dienste gethan/ die Stadt Brixia / (oder Brescie) von der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0119" n="111"/> recommendirt hat. Dann so dieser ritterliche junge Fürst damals nicht hinein gekommen / und alle Kriegs-Geschäffte/ durch seine ansehnliche Gegenwart/ merklich beemsiget wären; wäre Wien besorglich/ an den Erb-Feind/ und zugleich die Sicherheit so wol deß nechst-angrenzenden Bayern/ als deß Erz-Herzogthums Oesterreichs/ übergegangen: Es hätten diese Länder/ ja ganz Ober-Teutschland/ keine Ruhe noch Sicherheit hinfüro gehabt; sondern eine unablässige Bürde und Nothwendigkeit/ entweder immerzu ins Gewehr / oder in den Seckel zu greiffen/ Geld oder Blut zu spendiren/ und mit den grimmigen ungläubigen Hunden sich stets herum zu beissen/ oder ihnen ohn Unterlaß güldne Bissen in den Rachen zu werffen: Womit man dennoch keine vollkommene Ruhe erkaufft/ sondern immerdar nur in einer solchen gelebt hätte/ die von Parthey-Gängen/ Streiff- und Raubereyen/ wäre unterbrochen und beunruhiget worden. Weßwegen diß junge Helden-Blut billig/ bey uns Teutschen/ unter der Lorbeer-Cron eines ewig-grünenden Nach-Ruhms / stehet/ und so offt/ als man/ von den Belägerungen der berühmten Wien-Stadt/ etliche Zeilen setzt/ mit frischen Palmen bezweigt wird.</p> </div> <div> <p>Sein Vetter/ Pfalz-Graf Friederich/ ist dennoch auch eines hochrühmlichen Nachschalls werth: Sintemal ihm nicht so sehr der Mut und Verstand/ als die Gelegenheit/ Wien selbst persönlich zu defendiren/ gemangelt: und hat er/ zwey Jahre hernach/ durch seine Actionen/ klar genug erwiesen/ was diese Stadt/ von seiner Klugheit und Tapfferkeit / hätte zu erwarten gehabt/ wann das Glück nicht seinen Vettern/ sondern ihn selbsten / ihr zum Commendanten verliehen. Indessen saß er zu Crems doch nicht müssig; sondern zoch immerzu frische Truppen an sich/ suchte damit das herum-streiffende Türkische Raub-Geschmeiß/ hin und wieder auf/ machte nider/ was sein Kriegs Schwert kunte antreffen und erhaschen.</p> <p>Besagtem jungem Pfalz-Grafen/ Philipp/ wurden etliche andre erfahrne Kriegs-Häupter an die Seiten gefügt: Als/ erstlich/ Graf Niclas von Salm/ der Aeltere/ Königs Ferdinandi Stats-Rath/ Kämmerer/ und Obrister Feld-Hauptmann über alle die Oesterreische Truppen / ein trefflich versuchter Kriegsmann/ der/ im Harnisch/ aufgewachsen/ und/ in scharffen Actionen/ von Jugend an/ geübet worden/ also gar/ daß er fast allen fürnehmen Belägerungen seiner Zeit beygewohnt/ auch/ in der Schlacht vor Pavia/ da der König von Frankreich/ Franciscus der Erste/ gefangen worden/ sich ritterlich erwiesen / und hochberühmt gemachet/ also gar/ daß etliche ausgeben/ er sey eben selbst derjenige / dessen Tapfferkeit/ besagten König gefangen zu nehmen/ die Ehre und das Glück gehabt.</p> <p>In eben dieser Lista/ der/ zu/ Wien commandirenden/ Kriegs-Helden/ befand sich Wilhelm/ Freyherr von Rogendorff und Mollenburg/ Käisers Caroli Stats-Rath und Kämmerer / wie auch Ferdinandi/ Königs zu Ungarn und Böheim/ Rath/ und General über die Reuterey: welchem man sonst auch den Titel eines Feld-Marschalls gab; und zwar nicht unverdient: angesehn er/ in Italien/ dem Käiser gute Dienste gethan/ die Stadt Brixia / (oder Brescie) von der </p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
recommendirt hat. Dann so dieser ritterliche junge Fürst damals nicht hinein gekommen / und alle Kriegs-Geschäffte/ durch seine ansehnliche Gegenwart/ merklich beemsiget wären; wäre Wien besorglich/ an den Erb-Feind/ und zugleich die Sicherheit so wol deß nechst-angrenzenden Bayern/ als deß Erz-Herzogthums Oesterreichs/ übergegangen: Es hätten diese Länder/ ja ganz Ober-Teutschland/ keine Ruhe noch Sicherheit hinfüro gehabt; sondern eine unablässige Bürde und Nothwendigkeit/ entweder immerzu ins Gewehr / oder in den Seckel zu greiffen/ Geld oder Blut zu spendiren/ und mit den grimmigen ungläubigen Hunden sich stets herum zu beissen/ oder ihnen ohn Unterlaß güldne Bissen in den Rachen zu werffen: Womit man dennoch keine vollkommene Ruhe erkaufft/ sondern immerdar nur in einer solchen gelebt hätte/ die von Parthey-Gängen/ Streiff- und Raubereyen/ wäre unterbrochen und beunruhiget worden. Weßwegen diß junge Helden-Blut billig/ bey uns Teutschen/ unter der Lorbeer-Cron eines ewig-grünenden Nach-Ruhms / stehet/ und so offt/ als man/ von den Belägerungen der berühmten Wien-Stadt/ etliche Zeilen setzt/ mit frischen Palmen bezweigt wird.
Sein Vetter/ Pfalz-Graf Friederich/ ist dennoch auch eines hochrühmlichen Nachschalls werth: Sintemal ihm nicht so sehr der Mut und Verstand/ als die Gelegenheit/ Wien selbst persönlich zu defendiren/ gemangelt: und hat er/ zwey Jahre hernach/ durch seine Actionen/ klar genug erwiesen/ was diese Stadt/ von seiner Klugheit und Tapfferkeit / hätte zu erwarten gehabt/ wann das Glück nicht seinen Vettern/ sondern ihn selbsten / ihr zum Commendanten verliehen. Indessen saß er zu Crems doch nicht müssig; sondern zoch immerzu frische Truppen an sich/ suchte damit das herum-streiffende Türkische Raub-Geschmeiß/ hin und wieder auf/ machte nider/ was sein Kriegs Schwert kunte antreffen und erhaschen.
Besagtem jungem Pfalz-Grafen/ Philipp/ wurden etliche andre erfahrne Kriegs-Häupter an die Seiten gefügt: Als/ erstlich/ Graf Niclas von Salm/ der Aeltere/ Königs Ferdinandi Stats-Rath/ Kämmerer/ und Obrister Feld-Hauptmann über alle die Oesterreische Truppen / ein trefflich versuchter Kriegsmann/ der/ im Harnisch/ aufgewachsen/ und/ in scharffen Actionen/ von Jugend an/ geübet worden/ also gar/ daß er fast allen fürnehmen Belägerungen seiner Zeit beygewohnt/ auch/ in der Schlacht vor Pavia/ da der König von Frankreich/ Franciscus der Erste/ gefangen worden/ sich ritterlich erwiesen / und hochberühmt gemachet/ also gar/ daß etliche ausgeben/ er sey eben selbst derjenige / dessen Tapfferkeit/ besagten König gefangen zu nehmen/ die Ehre und das Glück gehabt.
In eben dieser Lista/ der/ zu/ Wien commandirenden/ Kriegs-Helden/ befand sich Wilhelm/ Freyherr von Rogendorff und Mollenburg/ Käisers Caroli Stats-Rath und Kämmerer / wie auch Ferdinandi/ Königs zu Ungarn und Böheim/ Rath/ und General über die Reuterey: welchem man sonst auch den Titel eines Feld-Marschalls gab; und zwar nicht unverdient: angesehn er/ in Italien/ dem Käiser gute Dienste gethan/ die Stadt Brixia / (oder Brescie) von der
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/119>, abgerufen am 10.12.2023. |