Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.verschont werden. Sie gaben zur Antwort: Er mögte sein Glück/ so gut er könnte/ versuchen; sie aber wolten ihre Stadt und Burger/ mit GOttes Hülffe/ so lange sich eine Ader in ihnen rührte/ vertheidigen/ beyeinander ritterlich leben und sterben. Uber welche frische Antwort er sich hefftig soll erzörnt/ und/ aus Spott/ oder hochmütiger Verachtung/ ihnen einen Gefangenen zugeschickt haben/ mit dieser Erbietung / er wolte ihnen die dreyhundert Böhmen (von welchen oben zweifelhaffte Meldung geschehen) so sich in Altenburg ihn ergeben hätten/ gerne wiederschencken; auf daß sie in der Stadt mögten noch ein wenig stärcker seyn. Worauf der Pfalzgrat diesem Ottomannischen Sennacherib zur Antwort sagen lassen: Er hätte mehr Volcks in der Stadt/ als ihm/ dem Sultan/ könnte lieb seyn: Darum mögte er die/ so sich an ihn ergeben hätten/ für sich behalten/ und mit ihnen anfangen/ was er wolte; die Stadt Wien würde eines solchen geringen Schadens leicht vergessen. Andre/ nemlich der Pesold/ und de Rocoles, (wiewol dieser letzter schreibt/ es sey am 14. Tag Octobris geschehen: welches aber auch nicht seyn kan /) melden/ er habe/ am 25. Septembris/ aus den sieben Gefangenen/ deren oben gedacht worden/ vier ledig gelassen / und in die Stadt geschickt/ nachdem er jedwedem drey Türkische Ducaten geschenckt/ mit Befehl/ dem Commendanten in der Stadt anzudeuten; wofern sie die anerbietliche gute Gelegenheit ergreiffen/ und ihm die Stadt übergeben würden; wolte er ihnen einen guten Accord machen; keine Kriegs-Völker/ um alle Unordnung zu verhüten/ hinein ziehen/ und der Burgerschafft nichts unbilliges/ weder an ihrer Person/ noch Gütern/ widerfahren lassen. Würden sie aber diese so vortheilhaffte Erbietungen verschmähen; so wolte er eher nicht aufbrechen/ bevor er sie hätte unter seine Gewalt bezwungen; alles/ sonder Verschonung einiges Alters/ oder Geschlechts/ der Schärffe seines Sebels unterwerffen / und die Stadt schleiffen/ bis an den Bodem. Er henkte endlich noch diesen Hochmut hinan / sie/ die Freygelassene/ könnten ihnen beynebst/ von seinentwegen/ auch dieses zu verstehen geben: Gleichwie nur ein Gott im Himmel wäre/ also müsste auch nur ein höchstes Oberhaupt und vollmächtigster Käiser auf Erden seyn. Er würde keine Ruhe/ noch einige Lebens-Vergnügung haben/ bevor er sie/ und alle Nationen der Christen hätte unter seine Bottmässigkeit/ und Herrschafft/ gebeugt. Etliche wollen/ diese Aufforderung/ und zwar/ mit jetzo-letzt-beschriebenen Formalien / sey allererst/ bey Losgebung des Cornets von Zedlitz/ nemlich am 14. Octobis / geschehen. Aber solches streitet mit dem Inhalt dieses seines Begehrens/ nemlich mit der Aufforderung. Denn am 14. October war er allbereit im Aufbruch begriffen. Wiewol nicht ohn / und auch offterwehnter Pesold/ gedenckt/ daß der von Zedlitz sey am 14. October selb dritt/ frey gelassen/ und in die Stadt geschickt worden; derowegen sihet glaublicher / diese seine hochmütige Anheischung und Forderung der Ubergabe/ sey eben wol auch/ gleich am 5 ten oder 6 ten Sept. verschont werden. Sie gaben zur Antwort: Er mögte sein Glück/ so gut er könnte/ versuchen; sie aber wolten ihre Stadt und Burger/ mit GOttes Hülffe/ so lange sich eine Ader in ihnen rührte/ vertheidigen/ beyeinander ritterlich leben und sterben. Uber welche frische Antwort er sich hefftig soll erzörnt/ und/ aus Spott/ oder hochmütiger Verachtung/ ihnen einen Gefangenen zugeschickt haben/ mit dieser Erbietung / er wolte ihnen die dreyhundert Böhmen (von welchen oben zweifelhaffte Meldung geschehen) so sich in Altenburg ihn ergeben hätten/ gerne wiederschencken; auf daß sie in der Stadt mögten noch ein wenig stärcker seyn. Worauf der Pfalzgrat diesem Ottomannischen Sennacherib zur Antwort sagen lassen: Er hätte mehr Volcks in der Stadt/ als ihm/ dem Sultan/ könnte lieb seyn: Darum mögte er die/ so sich an ihn ergeben hätten/ für sich behalten/ und mit ihnen anfangen/ was er wolte; die Stadt Wien würde eines solchen geringen Schadens leicht vergessen. Andre/ nemlich der Pesold/ und de Rocoles, (wiewol dieser letzter schreibt/ es sey am 14. Tag Octobris geschehen: welches aber auch nicht seyn kan /) melden/ er habe/ am 25. Septembris/ aus den sieben Gefangenen/ deren oben gedacht worden/ vier ledig gelassen / und in die Stadt geschickt/ nachdem er jedwedem drey Türkische Ducaten geschenckt/ mit Befehl/ dem Commendanten in der Stadt anzudeuten; wofern sie die anerbietliche gute Gelegenheit ergreiffen/ und ihm die Stadt übergeben würden; wolte er ihnen einen guten Accord machen; keine Kriegs-Völker/ um alle Unordnung zu verhüten/ hinein ziehen/ und der Burgerschafft nichts unbilliges/ weder an ihrer Person/ noch Gütern/ widerfahren lassen. Würden sie aber diese so vortheilhaffte Erbietungen verschmähen; so wolte er eher nicht aufbrechen/ bevor er sie hätte unter seine Gewalt bezwungen; alles/ sonder Verschonung einiges Alters/ oder Geschlechts/ der Schärffe seines Sebels unterwerffen / und die Stadt schleiffen/ bis an den Bodem. Er henkte endlich noch diesen Hochmut hinan / sie/ die Freygelassene/ könnten ihnen beynebst/ von seinentwegen/ auch dieses zu verstehen geben: Gleichwie nur ein Gott im Himmel wäre/ also müsste auch nur ein höchstes Oberhaupt und vollmächtigster Käiser auf Erden seyn. Er würde keine Ruhe/ noch einige Lebens-Vergnügung haben/ bevor er sie/ und alle Nationen der Christen hätte unter seine Bottmässigkeit/ und Herrschafft/ gebeugt. Etliche wollen/ diese Aufforderung/ und zwar/ mit jetzo-letzt-beschriebenen Formalien / sey allererst/ bey Losgebung des Cornets von Zedlitz/ nemlich am 14. Octobis / geschehen. Aber solches streitet mit dem Inhalt dieses seines Begehrens/ nemlich mit der Aufforderung. Denn am 14. October war er allbereit im Aufbruch begriffen. Wiewol nicht ohn / und auch offterwehnter Pesold/ gedenckt/ daß der von Zedlitz sey am 14. October selb dritt/ frey gelassen/ und in die Stadt geschickt worden; derowegen sihet glaublicher / diese seine hochmütige Anheischung und Forderung der Ubergabe/ sey eben wol auch/ gleich am 5 ten oder 6 ten Sept. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0139" n="131"/> verschont werden. Sie gaben zur Antwort: Er mögte sein Glück/ so gut er könnte/ versuchen; sie aber wolten ihre Stadt und Burger/ mit GOttes Hülffe/ so lange sich eine Ader in ihnen rührte/ vertheidigen/ beyeinander ritterlich leben und sterben.</p> <p>Uber welche frische Antwort er sich hefftig soll erzörnt/ und/ aus Spott/ oder hochmütiger Verachtung/ ihnen einen Gefangenen zugeschickt haben/ mit dieser Erbietung / er wolte ihnen die dreyhundert Böhmen (von welchen oben zweifelhaffte Meldung geschehen) so sich in Altenburg ihn ergeben hätten/ gerne wiederschencken; auf daß sie in der Stadt mögten noch ein wenig stärcker seyn. Worauf der Pfalzgrat diesem Ottomannischen Sennacherib zur Antwort sagen lassen: Er hätte mehr Volcks in der Stadt/ als ihm/ dem Sultan/ könnte lieb seyn: Darum mögte er die/ so sich an ihn ergeben hätten/ für sich behalten/ und mit ihnen anfangen/ was er wolte; die Stadt Wien würde eines solchen geringen Schadens leicht vergessen.</p> </div> <div> <p>Andre/ nemlich der Pesold/ und de Rocoles, (wiewol dieser letzter schreibt/ es sey am 14. Tag Octobris geschehen: welches aber auch nicht seyn kan /) melden/ er habe/ am 25. Septembris/ aus den sieben Gefangenen/ deren oben gedacht worden/ vier ledig gelassen / und in die Stadt geschickt/ nachdem er jedwedem drey Türkische Ducaten geschenckt/ mit Befehl/ dem Commendanten in der Stadt anzudeuten; wofern sie die anerbietliche gute Gelegenheit ergreiffen/ und ihm die Stadt übergeben würden; wolte er ihnen einen guten Accord machen; keine Kriegs-Völker/ um alle Unordnung zu verhüten/ hinein ziehen/ und der Burgerschafft nichts unbilliges/ weder an ihrer Person/ noch Gütern/ widerfahren lassen. Würden sie aber diese so vortheilhaffte Erbietungen verschmähen; so wolte er eher nicht aufbrechen/ bevor er sie hätte unter seine Gewalt bezwungen; alles/ sonder Verschonung einiges Alters/ oder Geschlechts/ der Schärffe seines Sebels unterwerffen / und die Stadt schleiffen/ bis an den Bodem. Er henkte endlich noch diesen Hochmut hinan / sie/ die Freygelassene/ könnten ihnen beynebst/ von seinentwegen/ auch dieses zu verstehen geben: Gleichwie nur ein Gott im Himmel wäre/ also müsste auch nur ein höchstes Oberhaupt und vollmächtigster Käiser auf Erden seyn. Er würde keine Ruhe/ noch einige Lebens-Vergnügung haben/ bevor er sie/ und alle Nationen der Christen hätte unter seine Bottmässigkeit/ und Herrschafft/ gebeugt.</p> <p>Etliche wollen/ diese Aufforderung/ und zwar/ mit jetzo-letzt-beschriebenen Formalien / sey allererst/ bey Losgebung des Cornets von Zedlitz/ nemlich am 14. Octobis / geschehen. Aber solches streitet mit dem Inhalt dieses seines Begehrens/ nemlich mit der Aufforderung. Denn am 14. October war er allbereit im Aufbruch begriffen. Wiewol nicht ohn / und auch offterwehnter Pesold/ gedenckt/ daß der von Zedlitz sey am 14. October selb dritt/ frey gelassen/ und in die Stadt geschickt worden; derowegen sihet glaublicher / diese seine hochmütige Anheischung und Forderung der Ubergabe/ sey eben wol auch/ gleich am 5 ten oder 6 ten Sept. </p> </div> </body> </text> </TEI> [131/0139]
verschont werden. Sie gaben zur Antwort: Er mögte sein Glück/ so gut er könnte/ versuchen; sie aber wolten ihre Stadt und Burger/ mit GOttes Hülffe/ so lange sich eine Ader in ihnen rührte/ vertheidigen/ beyeinander ritterlich leben und sterben.
Uber welche frische Antwort er sich hefftig soll erzörnt/ und/ aus Spott/ oder hochmütiger Verachtung/ ihnen einen Gefangenen zugeschickt haben/ mit dieser Erbietung / er wolte ihnen die dreyhundert Böhmen (von welchen oben zweifelhaffte Meldung geschehen) so sich in Altenburg ihn ergeben hätten/ gerne wiederschencken; auf daß sie in der Stadt mögten noch ein wenig stärcker seyn. Worauf der Pfalzgrat diesem Ottomannischen Sennacherib zur Antwort sagen lassen: Er hätte mehr Volcks in der Stadt/ als ihm/ dem Sultan/ könnte lieb seyn: Darum mögte er die/ so sich an ihn ergeben hätten/ für sich behalten/ und mit ihnen anfangen/ was er wolte; die Stadt Wien würde eines solchen geringen Schadens leicht vergessen.
Andre/ nemlich der Pesold/ und de Rocoles, (wiewol dieser letzter schreibt/ es sey am 14. Tag Octobris geschehen: welches aber auch nicht seyn kan /) melden/ er habe/ am 25. Septembris/ aus den sieben Gefangenen/ deren oben gedacht worden/ vier ledig gelassen / und in die Stadt geschickt/ nachdem er jedwedem drey Türkische Ducaten geschenckt/ mit Befehl/ dem Commendanten in der Stadt anzudeuten; wofern sie die anerbietliche gute Gelegenheit ergreiffen/ und ihm die Stadt übergeben würden; wolte er ihnen einen guten Accord machen; keine Kriegs-Völker/ um alle Unordnung zu verhüten/ hinein ziehen/ und der Burgerschafft nichts unbilliges/ weder an ihrer Person/ noch Gütern/ widerfahren lassen. Würden sie aber diese so vortheilhaffte Erbietungen verschmähen; so wolte er eher nicht aufbrechen/ bevor er sie hätte unter seine Gewalt bezwungen; alles/ sonder Verschonung einiges Alters/ oder Geschlechts/ der Schärffe seines Sebels unterwerffen / und die Stadt schleiffen/ bis an den Bodem. Er henkte endlich noch diesen Hochmut hinan / sie/ die Freygelassene/ könnten ihnen beynebst/ von seinentwegen/ auch dieses zu verstehen geben: Gleichwie nur ein Gott im Himmel wäre/ also müsste auch nur ein höchstes Oberhaupt und vollmächtigster Käiser auf Erden seyn. Er würde keine Ruhe/ noch einige Lebens-Vergnügung haben/ bevor er sie/ und alle Nationen der Christen hätte unter seine Bottmässigkeit/ und Herrschafft/ gebeugt.
Etliche wollen/ diese Aufforderung/ und zwar/ mit jetzo-letzt-beschriebenen Formalien / sey allererst/ bey Losgebung des Cornets von Zedlitz/ nemlich am 14. Octobis / geschehen. Aber solches streitet mit dem Inhalt dieses seines Begehrens/ nemlich mit der Aufforderung. Denn am 14. October war er allbereit im Aufbruch begriffen. Wiewol nicht ohn / und auch offterwehnter Pesold/ gedenckt/ daß der von Zedlitz sey am 14. October selb dritt/ frey gelassen/ und in die Stadt geschickt worden; derowegen sihet glaublicher / diese seine hochmütige Anheischung und Forderung der Ubergabe/ sey eben wol auch/ gleich am 5 ten oder 6 ten Sept.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/139>, abgerufen am 11.12.2023. |