Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.die Belagerten einen Ausfall auf die Spitze des ganz zerschellten Ravelins/ um die daselbst sitzende Türken hinaus zu jagen: Welches aber mißlungen/ ausser daß sie einen Gefangenen eingebracht/ welcher ausgesagt: Daß auf Türkischer Seiten in währender dieser Belägerung über 11000. worunter 2. vornehme Bassa/ schon umkommen/ und wol in die 10000. krank und beschädiget darnieder liegen. Nachmittag um 5. Uhr/ liessen die Türken abermal eine Mine an der Spitzen des attaquirten Burg-Ravelins springen/ durch welche sie den Boden weiter aufgesprenget/ und alsobald mit grosser Furia in 4000. zu stürmen angefangen; fasseten auch/ in Mitte des Ravelins am Abschnitt/ Posto, allwo sie viel Woll-Säck und Schanz-Körb angebracht/ auch zwölff Fähnlein aufgesteckt/ und sich schon Elen tieff verschanzt hatten. Allein die Käiserlichen Granatirer hielten sich/ nebenst allen übrigen/ so tapfer/ daß der Feind/ nach zwey stündigem blutigem Gefecht/ mit Hinterlassung bey 400. Todten/ wiederum abzuziehen gezwungen worden: Da hingegen/ auf Seiten der Käiserlichen/ mehr nicht/ als 7. beschädiget/ und 13. todt geblieben; die andere aber als grimmige Löwen den Feind angefallen. Vornemlich aber hat Herr Graf von Scherfenberg/ bey dieser Gelegenheit/ seine Tapferkeit abermal vortrefflich erwiesen / deme Herr Obrist Dupini (welcher samt seinen Reutern dißmal zu Fuß ausgefallen gewesen / weilen ihnen zu Pferd etwas rühmliches zu praestiren bisher die Gelegenheit gemangelt) an der Seiten erschossen worden. Wie dann auch der Rittmeister de Chauville nicht wäre umkommen/ wann er sich geschonet/ und nicht in die gröste Gefahr/ großmüthig gewaget hätte. Herr Baron d' Asti hat ebenmässig grosse Ehre aus diesem scharffen Scharmützel zurück getragen. Ingleichen soll von den Herren Niderlagern nicht verschwiegen werden / daß sie aus denen Burg-Fenstern/ allwohin Ihr Excellenz/ Herr General von Stahrenberg / sie kurz zuvor commandiret/ dem Feind/ mit gezogenen Röhren und Doppelhacken/ grossen Abbruch gethan. Es war auch von gedachter Mine der Ravelin-Graben/ allwo der Feind Posto gefasset/ und sich an den Ravelin gesetzt gehabt/ völlig mit Erden angeschüttet; also daß der Feind ganz eben hin- und wieder gehen können; aus Befehl aber des Hochgräflichen Herrn Commendanten/ und Herrn Obristen Sereni/ durch angewendten Fleiß der dahin commandirten/ die Nacht hindurch meistens wiederum ausgeraumet worden/ in deren sie auch den Feind zimlich incommodirt, und zu avanciren abgehalten haben. Die Parola war: St. Carl und Neapol. Den 19. hat der Feind wiederum wenig canonirt, ja nicht ein einiges schweres Stück gelöset. Da hingegen die Käiserlichen früh gegen 7. Uhr/ die Mine in der Spitze des Ravelins/ allwo der Feind den vorigen Tag sich postirt gehabt/ springen lassen/ und dadurch denselbigen völlig abgetrieben. Dabey der Türken in die hundert verschütt und in die Lufft gesprengt/ auch zwey der ihrigen Fähnlein bedecket worden; eines aber/ so ein Musquetirer von dem Souchischen Regiment bey einem Ort schon in Handen gehabt/ an dem andern Ort aber ein Türk/ und al- die Belagerten einen Ausfall auf die Spitze des ganz zerschellten Ravelins/ um die daselbst sitzende Türken hinaus zu jagen: Welches aber mißlungen/ ausser daß sie einen Gefangenen eingebracht/ welcher ausgesagt: Daß auf Türkischer Seiten in währender dieser Belägerung über 11000. worunter 2. vornehme Bassa/ schon umkommen/ und wol in die 10000. krank und beschädiget darnieder liegen. Nachmittag um 5. Uhr/ liessen die Türken abermal eine Mine an der Spitzen des attaquirten Burg-Ravelins springen/ durch welche sie den Boden weiter aufgesprenget/ und alsobald mit grosser Furia in 4000. zu stürmen angefangen; fasseten auch/ in Mitte des Ravelins am Abschnitt/ Posto, allwo sie viel Woll-Säck und Schanz-Körb angebracht/ auch zwölff Fähnlein aufgesteckt/ und sich schon Elen tieff verschanzt hatten. Allein die Käiserlichen Granatirer hielten sich/ nebenst allen übrigen/ so tapfer/ daß der Feind/ nach zwey stündigem blutigem Gefecht/ mit Hinterlassung bey 400. Todten/ wiederum abzuziehen gezwungen worden: Da hingegen/ auf Seiten der Käiserlichen/ mehr nicht/ als 7. beschädiget/ und 13. todt geblieben; die andere aber als grimmige Löwen den Feind angefallen. Vornemlich aber hat Herr Graf von Scherfenberg/ bey dieser Gelegenheit/ seine Tapferkeit abermal vortrefflich erwiesen / deme Herr Obrist Dupini (welcher samt seinen Reutern dißmal zu Fuß ausgefallen gewesen / weilen ihnen zu Pferd etwas rühmliches zu praestiren bisher die Gelegenheit gemangelt) an der Seiten erschossen worden. Wie dann auch der Rittmeister de Chauville nicht wäre umkommen/ wann er sich geschonet/ und nicht in die gröste Gefahr/ großmüthig gewaget hätte. Herr Baron d' Asti hat ebenmässig grosse Ehre aus diesem scharffen Scharmützel zurück getragen. Ingleichen soll von den Herren Niderlagern nicht verschwiegen werden / daß sie aus denen Burg-Fenstern/ allwohin Ihr Excellenz/ Herr General von Stahrenberg / sie kurz zuvor commandiret/ dem Feind/ mit gezogenen Röhren und Doppelhacken/ grossen Abbruch gethan. Es war auch von gedachter Mine der Ravelin-Graben/ allwo der Feind Posto gefasset/ und sich an den Ravelin gesetzt gehabt/ völlig mit Erden angeschüttet; also daß der Feind ganz eben hin- und wieder gehen können; aus Befehl aber des Hochgräflichen Herrn Commendanten/ und Herrn Obristen Sereni/ durch angewendten Fleiß der dahin commandirten/ die Nacht hindurch meistens wiederum ausgeraumet worden/ in deren sie auch den Feind zimlich incommodirt, und zu avanciren abgehalten haben. Die Parola war: St. Carl und Neapol. Den 19. hat der Feind wiederum wenig canonirt, ja nicht ein einiges schweres Stück gelöset. Da hingegen die Käiserlichen früh gegen 7. Uhr/ die Mine in der Spitze des Ravelins/ allwo der Feind den vorigen Tag sich postirt gehabt/ springen lassen/ und dadurch denselbigen völlig abgetrieben. Dabey der Türken in die hundert verschütt und in die Lufft gesprengt/ auch zwey der ihrigen Fähnlein bedecket worden; eines aber/ so ein Musquetirer von dem Souchischen Regiment bey einem Ort schon in Handen gehabt/ an dem andern Ort aber ein Türk/ und al- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0252" n="40"/> die Belagerten einen Ausfall auf die Spitze des ganz zerschellten Ravelins/ um die daselbst sitzende Türken hinaus zu jagen: Welches aber mißlungen/ ausser daß sie einen Gefangenen eingebracht/ welcher ausgesagt: Daß auf Türkischer Seiten in währender dieser Belägerung über 11000. worunter 2. vornehme Bassa/ schon umkommen/ und wol in die 10000. krank und beschädiget darnieder liegen. Nachmittag um 5. Uhr/ liessen die Türken abermal eine Mine an der Spitzen des attaquirten Burg-Ravelins springen/ durch welche sie den Boden weiter aufgesprenget/ und alsobald mit grosser Furia in 4000. zu stürmen angefangen; fasseten auch/ in Mitte des Ravelins am Abschnitt/ Posto, allwo sie viel Woll-Säck und Schanz-Körb angebracht/ auch zwölff Fähnlein aufgesteckt/ und sich schon Elen tieff verschanzt hatten. Allein die Käiserlichen Granatirer hielten sich/ nebenst allen übrigen/ so tapfer/ daß der Feind/ nach zwey stündigem blutigem Gefecht/ mit Hinterlassung bey 400. Todten/ wiederum abzuziehen gezwungen worden: Da hingegen/ auf Seiten der Käiserlichen/ mehr nicht/ als 7. beschädiget/ und 13. todt geblieben; die andere aber als grimmige Löwen den Feind angefallen. Vornemlich aber hat Herr Graf von Scherfenberg/ bey dieser Gelegenheit/ seine Tapferkeit abermal vortrefflich erwiesen / deme Herr Obrist Dupini (welcher samt seinen Reutern dißmal zu Fuß ausgefallen gewesen / weilen ihnen zu Pferd etwas rühmliches zu praestiren bisher die Gelegenheit gemangelt) an der Seiten erschossen worden. Wie dann auch der Rittmeister de Chauville nicht wäre umkommen/ wann er sich geschonet/ und nicht in die gröste Gefahr/ großmüthig gewaget hätte. Herr Baron d' Asti hat ebenmässig grosse Ehre aus diesem scharffen Scharmützel zurück getragen. Ingleichen soll von den Herren Niderlagern nicht verschwiegen werden / daß sie aus denen Burg-Fenstern/ allwohin Ihr Excellenz/ Herr General von Stahrenberg / sie kurz zuvor commandiret/ dem Feind/ mit gezogenen Röhren und Doppelhacken/ grossen Abbruch gethan. Es war auch von gedachter Mine der Ravelin-Graben/ allwo der Feind Posto gefasset/ und sich an den Ravelin gesetzt gehabt/ völlig mit Erden angeschüttet; also daß der Feind ganz eben hin- und wieder gehen können; aus Befehl aber des Hochgräflichen Herrn Commendanten/ und Herrn Obristen Sereni/ durch angewendten Fleiß der dahin commandirten/ die Nacht hindurch meistens wiederum ausgeraumet worden/ in deren sie auch den Feind zimlich incommodirt, und zu avanciren abgehalten haben. Die Parola war: St. Carl und Neapol.</p> </div> <div> <p>Den 19. hat der Feind wiederum wenig canonirt, ja nicht ein einiges schweres Stück gelöset. Da hingegen die Käiserlichen früh gegen 7. Uhr/ die Mine in der Spitze des Ravelins/ allwo der Feind den vorigen Tag sich postirt gehabt/ springen lassen/ und dadurch denselbigen völlig abgetrieben. Dabey der Türken in die hundert verschütt und in die Lufft gesprengt/ auch zwey der ihrigen Fähnlein bedecket worden; eines aber/ so ein Musquetirer von dem Souchischen Regiment bey einem Ort schon in Handen gehabt/ an dem andern Ort aber ein Türk/ und al- </p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0252]
die Belagerten einen Ausfall auf die Spitze des ganz zerschellten Ravelins/ um die daselbst sitzende Türken hinaus zu jagen: Welches aber mißlungen/ ausser daß sie einen Gefangenen eingebracht/ welcher ausgesagt: Daß auf Türkischer Seiten in währender dieser Belägerung über 11000. worunter 2. vornehme Bassa/ schon umkommen/ und wol in die 10000. krank und beschädiget darnieder liegen. Nachmittag um 5. Uhr/ liessen die Türken abermal eine Mine an der Spitzen des attaquirten Burg-Ravelins springen/ durch welche sie den Boden weiter aufgesprenget/ und alsobald mit grosser Furia in 4000. zu stürmen angefangen; fasseten auch/ in Mitte des Ravelins am Abschnitt/ Posto, allwo sie viel Woll-Säck und Schanz-Körb angebracht/ auch zwölff Fähnlein aufgesteckt/ und sich schon Elen tieff verschanzt hatten. Allein die Käiserlichen Granatirer hielten sich/ nebenst allen übrigen/ so tapfer/ daß der Feind/ nach zwey stündigem blutigem Gefecht/ mit Hinterlassung bey 400. Todten/ wiederum abzuziehen gezwungen worden: Da hingegen/ auf Seiten der Käiserlichen/ mehr nicht/ als 7. beschädiget/ und 13. todt geblieben; die andere aber als grimmige Löwen den Feind angefallen. Vornemlich aber hat Herr Graf von Scherfenberg/ bey dieser Gelegenheit/ seine Tapferkeit abermal vortrefflich erwiesen / deme Herr Obrist Dupini (welcher samt seinen Reutern dißmal zu Fuß ausgefallen gewesen / weilen ihnen zu Pferd etwas rühmliches zu praestiren bisher die Gelegenheit gemangelt) an der Seiten erschossen worden. Wie dann auch der Rittmeister de Chauville nicht wäre umkommen/ wann er sich geschonet/ und nicht in die gröste Gefahr/ großmüthig gewaget hätte. Herr Baron d' Asti hat ebenmässig grosse Ehre aus diesem scharffen Scharmützel zurück getragen. Ingleichen soll von den Herren Niderlagern nicht verschwiegen werden / daß sie aus denen Burg-Fenstern/ allwohin Ihr Excellenz/ Herr General von Stahrenberg / sie kurz zuvor commandiret/ dem Feind/ mit gezogenen Röhren und Doppelhacken/ grossen Abbruch gethan. Es war auch von gedachter Mine der Ravelin-Graben/ allwo der Feind Posto gefasset/ und sich an den Ravelin gesetzt gehabt/ völlig mit Erden angeschüttet; also daß der Feind ganz eben hin- und wieder gehen können; aus Befehl aber des Hochgräflichen Herrn Commendanten/ und Herrn Obristen Sereni/ durch angewendten Fleiß der dahin commandirten/ die Nacht hindurch meistens wiederum ausgeraumet worden/ in deren sie auch den Feind zimlich incommodirt, und zu avanciren abgehalten haben. Die Parola war: St. Carl und Neapol.
Den 19. hat der Feind wiederum wenig canonirt, ja nicht ein einiges schweres Stück gelöset. Da hingegen die Käiserlichen früh gegen 7. Uhr/ die Mine in der Spitze des Ravelins/ allwo der Feind den vorigen Tag sich postirt gehabt/ springen lassen/ und dadurch denselbigen völlig abgetrieben. Dabey der Türken in die hundert verschütt und in die Lufft gesprengt/ auch zwey der ihrigen Fähnlein bedecket worden; eines aber/ so ein Musquetirer von dem Souchischen Regiment bey einem Ort schon in Handen gehabt/ an dem andern Ort aber ein Türk/ und al-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/252>, abgerufen am 10.12.2023. |