Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.in die Wett' eilte: man wolte sich nicht gern drein mengen. So hatte auch/ König Matthias/ bey Etlichen/ vorgebaut/ und nicht wenig bemühet/ den Beystand der Reichs-Fürsten dem Käiser/ durch unterschiedliche Schreiben/ abzuspannen. Gestaltsam er/ unter andren/ gegen dem Curfürsten Ernst/ und dessen Herrn Brudern / Albrecht/ Herzogen zu Sachsen/ in einem ausführlichen Schreiben/ deßwegen seinen Waffen einen Glanz der Gerechtigkeit zu geben/ sich beflissen/ durch diese Beklagung: Der Römische Käiser hätte/ in verflossenen Jahren/ seine Lande mit Krieg angefeindet/ und ihm damit redliche Ursach aufgenöthigt/ Oesterreich zu befehden: Nachmals wäre/ in dem hierauf erfolgtem Frieden/ verglichen/ er/ der König/ solte/ gegen einer Käiserlichen Verschreibung auf hundert tausend Gulden/ die eroberte Städte und Festungen wiederum abtreten: Der Käiser aber hätte die benannte Zahlungs-Zeit vorbey gehen lassen/ und längere Frist begehrt; welche er auch/ um von Niemanden verunglimpfft zu werden / ohnangesehn er/ länger nachzuwarten/ nicht schuldig gewesen/ dannoch eingewilligt hätte / wiewol mit dem Bedinge/ daß man/ nach dem neu-angesetzten Termin/ keinen längeren Aufschub nehmen folte. Nachdem nun diese Frist gleichfalls/ ohne Erlegung besagter Summa / zurück gelegt worden; habe er nochmals/ beym Käiser/ erinnerlich angelangt/ seiner klaren Verschreibung nachzukommen: Welches aber der Käiser nicht allein abgeschlagen / sondern auch allen seinen Unterthanen/ die lieber solches Stück Geldes entrichten/ als abermal eine Land-Verheerung/ und offenbare Feindseligkeit/ ausstehen wolten/ bey Käiserlicher Acht/ geboten/ ihm nichts zu geben: Er könnte zwar leicht erachten/ der Käiser würde/ seiner Gewonheit nach/ ihm alle Schuld aufladen; aber damit man diesem seinem rechten Bericht mögte desto ungezweiffelter glauben: wolte er hiebey dem Chur-Fürsten eine Copey solcher Verschreibung zuschicken/ daraus man erkennen könnte / daß sich inhalts dieses seines briefflichen Unterrichts/ und nicht anderst/ die Sache begeben. Nachdem die beyde Fürsten solches Schreiben deß Ungarischen Königs/ dem Käiser überschickt; ließ dieser gleichfalls ein Schreiben/ an Herzog Albrechten/ abgehen: darinn er die aufgebürdete Schuld von sich abzuleinen/ und dem Könige heim zu schieben / die Nachricht ertheilte; es verhielte sich/ im Grund der Warheit/ nicht also/ daß er / dem Ungarischen Könige Matthias/ wie zwar derselbige vorwendete/ in verwichenen Jahren / sein Land mit Kriege angegriffen/ und derselbe darauf an Oesterreich sich/ mit dem Rach-Schwerdt/ zu rächen/ gedrungen wäre; sondern der König wäre ihm darum/ mit einem Kriegsheer/ ins Land gegangen/ daß er (der Käiser) dem durchleuchtigsten Könige zu Böhmen/ Uladislao/ als seisem geliebten Oheim und Cur-Fürsten/ seine Regalien verliehen: angesehn/ solches der Fehdebrieff/ welchen König Matthias deßhalben ihm zugesendet/ klärlich auswiese: Sintemal er der Käiser/ ehe dann ihm/ jetzterwehnter Massen/ der König entsagt/ keinerley Fehde in Ungarn verübt hätte; wol aber wären hingegen die Ungarn/ vor solcher Fehde/ ihm/ dem Käiser/ in sein Land gezogen/ und in die Wett' eilte: man wolte sich nicht gern drein mengen. So hatte auch/ König Matthias/ bey Etlichen/ vorgebaut/ und nicht wenig bemühet/ den Beystand der Reichs-Fürsten dem Käiser/ durch unterschiedliche Schreiben/ abzuspannen. Gestaltsam er/ unter andren/ gegen dem Curfürsten Ernst/ und dessen Herrn Brudern / Albrecht/ Herzogen zu Sachsen/ in einem ausführlichen Schreiben/ deßwegen seinen Waffen einen Glanz der Gerechtigkeit zu geben/ sich beflissen/ durch diese Beklagung: Der Römische Käiser hätte/ in verflossenen Jahren/ seine Lande mit Krieg angefeindet/ und ihm damit redliche Ursach aufgenöthigt/ Oesterreich zu befehden: Nachmals wäre/ in dem hierauf erfolgtem Frieden/ verglichen/ er/ der König/ solte/ gegen einer Käiserlichen Verschreibung auf hundert tausend Gulden/ die eroberte Städte und Festungen wiederum abtreten: Der Käiser aber hätte die benannte Zahlungs-Zeit vorbey gehen lassen/ und längere Frist begehrt; welche er auch/ um von Niemanden verunglimpfft zu werden / ohnangesehn er/ länger nachzuwarten/ nicht schuldig gewesen/ dannoch eingewilligt hätte / wiewol mit dem Bedinge/ daß man/ nach dem neu-angesetzten Termin/ keinen längeren Aufschub nehmen folte. Nachdem nun diese Frist gleichfalls/ ohne Erlegung besagter Summa / zurück gelegt worden; habe er nochmals/ beym Käiser/ erinnerlich angelangt/ seiner klaren Verschreibung nachzukommen: Welches aber der Käiser nicht allein abgeschlagen / sondern auch allen seinen Unterthanen/ die lieber solches Stück Geldes entrichten/ als abermal eine Land-Verheerung/ und offenbare Feindseligkeit/ ausstehen wolten/ bey Käiserlicher Acht/ geboten/ ihm nichts zu geben: Er könnte zwar leicht erachten/ der Käiser würde/ seiner Gewonheit nach/ ihm alle Schuld aufladen; aber damit man diesem seinem rechten Bericht mögte desto ungezweiffelter glauben: wolte er hiebey dem Chur-Fürsten eine Copey solcher Verschreibung zuschicken/ daraus man erkennen könnte / daß sich inhalts dieses seines briefflichen Unterrichts/ und nicht anderst/ die Sache begeben. Nachdem die beyde Fürsten solches Schreiben deß Ungarischen Königs/ dem Käiser überschickt; ließ dieser gleichfalls ein Schreiben/ an Herzog Albrechten/ abgehen: darinn er die aufgebürdete Schuld von sich abzuleinen/ und dem Könige heim zu schieben / die Nachricht ertheilte; es verhielte sich/ im Grund der Warheit/ nicht also/ daß er / dem Ungarischen Könige Matthias/ wie zwar derselbige vorwendete/ in verwichenen Jahren / sein Land mit Kriege angegriffen/ und derselbe darauf an Oesterreich sich/ mit dem Rach-Schwerdt/ zu rächen/ gedrungen wäre; sondern der König wäre ihm darum/ mit einem Kriegsheer/ ins Land gegangen/ daß er (der Käiser) dem durchleuchtigsten Könige zu Böhmen/ Uladislao/ als seisem geliebten Oheim und Cur-Fürsten/ seine Regalien verliehen: angesehn/ solches der Fehdebrieff/ welchen König Matthias deßhalben ihm zugesendet/ klärlich auswiese: Sintemal er der Käiser/ ehe dann ihm/ jetzterwehnter Massen/ der König entsagt/ keinerley Fehde in Ungarn verübt hätte; wol aber wären hingegen die Ungarn/ vor solcher Fehde/ ihm/ dem Käiser/ in sein Land gezogen/ und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0069" n="61"/> in die Wett' eilte: man wolte sich nicht gern drein mengen. So hatte auch/ König Matthias/ bey Etlichen/ vorgebaut/ und nicht wenig bemühet/ den Beystand der Reichs-Fürsten dem Käiser/ durch unterschiedliche Schreiben/ abzuspannen. Gestaltsam er/ unter andren/ gegen dem Curfürsten Ernst/ und dessen Herrn Brudern / Albrecht/ Herzogen zu Sachsen/ in einem ausführlichen Schreiben/ deßwegen seinen Waffen einen Glanz der Gerechtigkeit zu geben/ sich beflissen/ durch diese Beklagung: Der Römische Käiser hätte/ in verflossenen Jahren/ seine Lande mit Krieg angefeindet/ und ihm damit redliche Ursach aufgenöthigt/ Oesterreich zu befehden: Nachmals wäre/ in dem hierauf erfolgtem Frieden/ verglichen/ er/ der König/ solte/ gegen einer Käiserlichen Verschreibung auf hundert tausend Gulden/ die eroberte Städte und Festungen wiederum abtreten: Der Käiser aber hätte die benannte Zahlungs-Zeit vorbey gehen lassen/ und längere Frist begehrt; welche er auch/ um von Niemanden verunglimpfft zu werden / ohnangesehn er/ länger nachzuwarten/ nicht schuldig gewesen/ dannoch eingewilligt hätte / wiewol mit dem Bedinge/ daß man/ nach dem neu-angesetzten Termin/ keinen längeren Aufschub nehmen folte. Nachdem nun diese Frist gleichfalls/ ohne Erlegung besagter Summa / zurück gelegt worden; habe er nochmals/ beym Käiser/ erinnerlich angelangt/ seiner klaren Verschreibung nachzukommen: Welches aber der Käiser nicht allein abgeschlagen / sondern auch allen seinen Unterthanen/ die lieber solches Stück Geldes entrichten/ als abermal eine Land-Verheerung/ und offenbare Feindseligkeit/ ausstehen wolten/ bey Käiserlicher Acht/ geboten/ ihm nichts zu geben: Er könnte zwar leicht erachten/ der Käiser würde/ seiner Gewonheit nach/ ihm alle Schuld aufladen; aber damit man diesem seinem rechten Bericht mögte desto ungezweiffelter glauben: wolte er hiebey dem Chur-Fürsten eine Copey solcher Verschreibung zuschicken/ daraus man erkennen könnte / daß sich inhalts dieses seines briefflichen Unterrichts/ und nicht anderst/ die Sache begeben.</p> </div> <div> <p>Nachdem die beyde Fürsten solches Schreiben deß Ungarischen Königs/ dem Käiser überschickt; ließ dieser gleichfalls ein Schreiben/ an Herzog Albrechten/ abgehen: darinn er die aufgebürdete Schuld von sich abzuleinen/ und dem Könige heim zu schieben / die Nachricht ertheilte; es verhielte sich/ im Grund der Warheit/ nicht also/ daß er / dem Ungarischen Könige Matthias/ wie zwar derselbige vorwendete/ in verwichenen Jahren / sein Land mit Kriege angegriffen/ und derselbe darauf an Oesterreich sich/ mit dem Rach-Schwerdt/ zu rächen/ gedrungen wäre; sondern der König wäre ihm darum/ mit einem Kriegsheer/ ins Land gegangen/ daß er (der Käiser) dem durchleuchtigsten Könige zu Böhmen/ Uladislao/ als seisem geliebten Oheim und Cur-Fürsten/ seine Regalien verliehen: angesehn/ solches der Fehdebrieff/ welchen König Matthias deßhalben ihm zugesendet/ klärlich auswiese: Sintemal er der Käiser/ ehe dann ihm/ jetzterwehnter Massen/ der König entsagt/ keinerley Fehde in Ungarn verübt hätte; wol aber wären hingegen die Ungarn/ vor solcher Fehde/ ihm/ dem Käiser/ in sein Land gezogen/ und </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0069]
in die Wett' eilte: man wolte sich nicht gern drein mengen. So hatte auch/ König Matthias/ bey Etlichen/ vorgebaut/ und nicht wenig bemühet/ den Beystand der Reichs-Fürsten dem Käiser/ durch unterschiedliche Schreiben/ abzuspannen. Gestaltsam er/ unter andren/ gegen dem Curfürsten Ernst/ und dessen Herrn Brudern / Albrecht/ Herzogen zu Sachsen/ in einem ausführlichen Schreiben/ deßwegen seinen Waffen einen Glanz der Gerechtigkeit zu geben/ sich beflissen/ durch diese Beklagung: Der Römische Käiser hätte/ in verflossenen Jahren/ seine Lande mit Krieg angefeindet/ und ihm damit redliche Ursach aufgenöthigt/ Oesterreich zu befehden: Nachmals wäre/ in dem hierauf erfolgtem Frieden/ verglichen/ er/ der König/ solte/ gegen einer Käiserlichen Verschreibung auf hundert tausend Gulden/ die eroberte Städte und Festungen wiederum abtreten: Der Käiser aber hätte die benannte Zahlungs-Zeit vorbey gehen lassen/ und längere Frist begehrt; welche er auch/ um von Niemanden verunglimpfft zu werden / ohnangesehn er/ länger nachzuwarten/ nicht schuldig gewesen/ dannoch eingewilligt hätte / wiewol mit dem Bedinge/ daß man/ nach dem neu-angesetzten Termin/ keinen längeren Aufschub nehmen folte. Nachdem nun diese Frist gleichfalls/ ohne Erlegung besagter Summa / zurück gelegt worden; habe er nochmals/ beym Käiser/ erinnerlich angelangt/ seiner klaren Verschreibung nachzukommen: Welches aber der Käiser nicht allein abgeschlagen / sondern auch allen seinen Unterthanen/ die lieber solches Stück Geldes entrichten/ als abermal eine Land-Verheerung/ und offenbare Feindseligkeit/ ausstehen wolten/ bey Käiserlicher Acht/ geboten/ ihm nichts zu geben: Er könnte zwar leicht erachten/ der Käiser würde/ seiner Gewonheit nach/ ihm alle Schuld aufladen; aber damit man diesem seinem rechten Bericht mögte desto ungezweiffelter glauben: wolte er hiebey dem Chur-Fürsten eine Copey solcher Verschreibung zuschicken/ daraus man erkennen könnte / daß sich inhalts dieses seines briefflichen Unterrichts/ und nicht anderst/ die Sache begeben.
Nachdem die beyde Fürsten solches Schreiben deß Ungarischen Königs/ dem Käiser überschickt; ließ dieser gleichfalls ein Schreiben/ an Herzog Albrechten/ abgehen: darinn er die aufgebürdete Schuld von sich abzuleinen/ und dem Könige heim zu schieben / die Nachricht ertheilte; es verhielte sich/ im Grund der Warheit/ nicht also/ daß er / dem Ungarischen Könige Matthias/ wie zwar derselbige vorwendete/ in verwichenen Jahren / sein Land mit Kriege angegriffen/ und derselbe darauf an Oesterreich sich/ mit dem Rach-Schwerdt/ zu rächen/ gedrungen wäre; sondern der König wäre ihm darum/ mit einem Kriegsheer/ ins Land gegangen/ daß er (der Käiser) dem durchleuchtigsten Könige zu Böhmen/ Uladislao/ als seisem geliebten Oheim und Cur-Fürsten/ seine Regalien verliehen: angesehn/ solches der Fehdebrieff/ welchen König Matthias deßhalben ihm zugesendet/ klärlich auswiese: Sintemal er der Käiser/ ehe dann ihm/ jetzterwehnter Massen/ der König entsagt/ keinerley Fehde in Ungarn verübt hätte; wol aber wären hingegen die Ungarn/ vor solcher Fehde/ ihm/ dem Käiser/ in sein Land gezogen/ und
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/69>, abgerufen am 10.12.2023. |