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Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fen den Fisch ans Land ziehen, sobald derselbe nur einmal angebissen.

Wie sehr nun auch dem Fräulein diese heitere Stimmung des Vaters erwünscht sein mußte, so empfand sie doch plötzlich einen seltsam stechenden Schmerz ob den Worten, die sie hörte, und ihr Gesicht glühte mit einem Male wieder auf, wie ein vom Morgenstrahle überleuchteter Rosenbusch. Dieses Erröthen blühte noch immer fort, als der Oberst ins Zimmer trat, ja es erhöhte sich sogar bei seinem Anblicke wie von einem verhaltenen Zorne genährt und auf die Wangen getrieben. He da, Jule, rief der gnädige Herr lachend, während er mit dröhnenden Tritten viel weiter in das Gemach vorschritt, als es sonst seine Gewohnheit war, du machst ja ein Gesicht wie ... na, wie eine flunkernde Morgensonne, würd' ein Liebhaber sagen, was?

Ihr seid sehr heiter gelaunt, Vater.

Na ... gleichviel diesmal, ob Vater oder Papa; war aber auch ein Capitalspaß, das [...] nicht, Kleine? [...] Ein armer Teufel, dieser neugebackene Prinz, ein armer Teufel; könnte mich dauern, wenn er nicht solch ein Butterherz im Leibe trüge ... weiß, wie das thut, hab's selbst erfahren. Aber offen und gradaus und ein Prachtbursch daneben ... was?

Darüber hab' ich ihn nicht genauer angesehen, erwiderte das Fräulein leise, sofern Ihr den Friseur meint, Papa.

Würd' dir auch wenig genug nützen, dein Besehen[,]

fen den Fisch ans Land ziehen, sobald derselbe nur einmal angebissen.

Wie sehr nun auch dem Fräulein diese heitere Stimmung des Vaters erwünscht sein mußte, so empfand sie doch plötzlich einen seltsam stechenden Schmerz ob den Worten, die sie hörte, und ihr Gesicht glühte mit einem Male wieder auf, wie ein vom Morgenstrahle überleuchteter Rosenbusch. Dieses Erröthen blühte noch immer fort, als der Oberst ins Zimmer trat, ja es erhöhte sich sogar bei seinem Anblicke wie von einem verhaltenen Zorne genährt und auf die Wangen getrieben. He da, Jule, rief der gnädige Herr lachend, während er mit dröhnenden Tritten viel weiter in das Gemach vorschritt, als es sonst seine Gewohnheit war, du machst ja ein Gesicht wie … na, wie eine flunkernde Morgensonne, würd' ein Liebhaber sagen, was?

Ihr seid sehr heiter gelaunt, Vater.

Na … gleichviel diesmal, ob Vater oder Papa; war aber auch ein Capitalspaß, das […] nicht, Kleine? […] Ein armer Teufel, dieser neugebackene Prinz, ein armer Teufel; könnte mich dauern, wenn er nicht solch ein Butterherz im Leibe trüge … weiß, wie das thut, hab's selbst erfahren. Aber offen und gradaus und ein Prachtbursch daneben … was?

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[0036] fen den Fisch ans Land ziehen, sobald derselbe nur einmal angebissen. Wie sehr nun auch dem Fräulein diese heitere Stimmung des Vaters erwünscht sein mußte, so empfand sie doch plötzlich einen seltsam stechenden Schmerz ob den Worten, die sie hörte, und ihr Gesicht glühte mit einem Male wieder auf, wie ein vom Morgenstrahle überleuchteter Rosenbusch. Dieses Erröthen blühte noch immer fort, als der Oberst ins Zimmer trat, ja es erhöhte sich sogar bei seinem Anblicke wie von einem verhaltenen Zorne genährt und auf die Wangen getrieben. He da, Jule, rief der gnädige Herr lachend, während er mit dröhnenden Tritten viel weiter in das Gemach vorschritt, als es sonst seine Gewohnheit war, du machst ja ein Gesicht wie … na, wie eine flunkernde Morgensonne, würd' ein Liebhaber sagen, was? Ihr seid sehr heiter gelaunt, Vater. Na … gleichviel diesmal, ob Vater oder Papa; war aber auch ein Capitalspaß, das … nicht, Kleine? … Ein armer Teufel, dieser neugebackene Prinz, ein armer Teufel; könnte mich dauern, wenn er nicht solch ein Butterherz im Leibe trüge … weiß, wie das thut, hab's selbst erfahren. Aber offen und gradaus und ein Prachtbursch daneben … was? Darüber hab' ich ihn nicht genauer angesehen, erwiderte das Fräulein leise, sofern Ihr den Friseur meint, Papa. Würd' dir auch wenig genug nützen, dein Besehen,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/36>, abgerufen am 29.03.2024.