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Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dessen Hauptgeschäft sonst freilich in der jetzt arg vernachlässigten Thürhut bestand. Bomben und Feldschlacht, Ihr seid es? rief der Stelzfuß sich vor dem Ankömmling augenblicklich in militärische Positur werfend und dann mit erhobener Hand steif wie eine Salzsäule stehen bleibend; Ihr habt die Ordre verpaßt, gnädiger Herr ... ich auch, halten zu Gnaden ... der Oberst ist wohl schon zwei Stunden abgereis't mit dem Fräulein.

Abgereis't mit dem Fräulein? rief Theobald, und wohin denn, Christian?

Halten, zu Gnaden, erwiderte der Alte, werden das besser wissen, als ich.

Kein Wort weiß ich.

Schock Granaten, schrie der Alte mit einer Stimme, die derjenigen des Obersten nachgebildet war, wie ein Ei dem andern; hat Euch denn der Schlingel, der schwarze Jacob, den Brief meiner Herrschaft nicht gebracht, gnädiger Herr?

Einen Brief hab' ich wohl erhalten, ja.

Na, dann haltet mich alten Mann nicht zum Besten[,] gnädiger Herr ... darin muß es ja gestanden haben.

Theobald schaute den Alten schweigend an, während der Verdacht in ihm aufstieg, dieser habe Weisungen holen müssen, bevor er die Thüre geöffnet, und daher auch möchte die Zögerung entstanden sein. Dieser Gedanke trieb ihm das Blut wie einen brausenden Glutstrom nach dem Gesicht, und schon streckte er die Hand aus, um sich im Hause selbst darüber Gewißheit zu

dessen Hauptgeschäft sonst freilich in der jetzt arg vernachlässigten Thürhut bestand. Bomben und Feldschlacht, Ihr seid es? rief der Stelzfuß sich vor dem Ankömmling augenblicklich in militärische Positur werfend und dann mit erhobener Hand steif wie eine Salzsäule stehen bleibend; Ihr habt die Ordre verpaßt, gnädiger Herr … ich auch, halten zu Gnaden … der Oberst ist wohl schon zwei Stunden abgereis't mit dem Fräulein.

Abgereis't mit dem Fräulein? rief Theobald, und wohin denn, Christian?

Halten, zu Gnaden, erwiderte der Alte, werden das besser wissen, als ich.

Kein Wort weiß ich.

Schock Granaten, schrie der Alte mit einer Stimme, die derjenigen des Obersten nachgebildet war, wie ein Ei dem andern; hat Euch denn der Schlingel, der schwarze Jacob, den Brief meiner Herrschaft nicht gebracht, gnädiger Herr?

Einen Brief hab' ich wohl erhalten, ja.

Na, dann haltet mich alten Mann nicht zum Besten[,] gnädiger Herr … darin muß es ja gestanden haben.

Theobald schaute den Alten schweigend an, während der Verdacht in ihm aufstieg, dieser habe Weisungen holen müssen, bevor er die Thüre geöffnet, und daher auch möchte die Zögerung entstanden sein. Dieser Gedanke trieb ihm das Blut wie einen brausenden Glutstrom nach dem Gesicht, und schon streckte er die Hand aus, um sich im Hause selbst darüber Gewißheit zu

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[0083] dessen Hauptgeschäft sonst freilich in der jetzt arg vernachlässigten Thürhut bestand. Bomben und Feldschlacht, Ihr seid es? rief der Stelzfuß sich vor dem Ankömmling augenblicklich in militärische Positur werfend und dann mit erhobener Hand steif wie eine Salzsäule stehen bleibend; Ihr habt die Ordre verpaßt, gnädiger Herr … ich auch, halten zu Gnaden … der Oberst ist wohl schon zwei Stunden abgereis't mit dem Fräulein. Abgereis't mit dem Fräulein? rief Theobald, und wohin denn, Christian? Halten, zu Gnaden, erwiderte der Alte, werden das besser wissen, als ich. Kein Wort weiß ich. Schock Granaten, schrie der Alte mit einer Stimme, die derjenigen des Obersten nachgebildet war, wie ein Ei dem andern; hat Euch denn der Schlingel, der schwarze Jacob, den Brief meiner Herrschaft nicht gebracht, gnädiger Herr? Einen Brief hab' ich wohl erhalten, ja. Na, dann haltet mich alten Mann nicht zum Besten, gnädiger Herr … darin muß es ja gestanden haben. Theobald schaute den Alten schweigend an, während der Verdacht in ihm aufstieg, dieser habe Weisungen holen müssen, bevor er die Thüre geöffnet, und daher auch möchte die Zögerung entstanden sein. Dieser Gedanke trieb ihm das Blut wie einen brausenden Glutstrom nach dem Gesicht, und schon streckte er die Hand aus, um sich im Hause selbst darüber Gewißheit zu

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/83>, abgerufen am 27.04.2024.