Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

gnädiger Herr, und hatt' mich ein wenig aufs Faulbett gelegt.

Schon recht, Christian ... beruhige Er sich darüber.

So gilt's, dank' Euch, rief der Alte, mit seinem Stelzbeine auf das Pflaster stampfend; aber noch Eines, fügte er leiser hinzu, seine Ehre hat unser Eins bei Alledem, und drum würd's mich alten Burschen freuen, wenn Ihr nun das Geheimthun ließet, gnädiger Herr; hilft doch nichts mehr.

Geheimthun, Christian?

Na, zu Gnaden halten, gnädiger Herr, erwiderte der Alte mit treuherzigem Gesichte, wißt, bin ein alter Soldat und hab' meine Kompliment' vom Korporal gelernt, bis ich selbst ein solcher Schwerenöther geworden; bin aber auch da nicht viel weiter gekommen, gnädiger Herr. Freut mich nur, daß ich so was noch erleben konnt', in diesem Hause. Ist doch ein gar zu gutes, prächtiges Frauenbild, unser Fräulein.

Theobald, der kaum wußte, was er that und wie ihm geschah, warf nochmals einen langen, fragenden Blick auf die beiden Männer, die ihm ehrerbietig ihre Grüße boten, und begann dann wieder die Straße aufwärts zu gehen. Dabei zog er unwillkürlich den Hut tief über die Augen herab, als ob er von der ganzen Welt nichts sehen oder sich vor ihr verbergen möchte, während ein verworrenes Heer von Gedanken wie ein lärmender, bald höhnender, bald freundlich lachender Maskenzug an ihm vorüberstürmte. Was sollte das

gnädiger Herr, und hatt' mich ein wenig aufs Faulbett gelegt.

Schon recht, Christian … beruhige Er sich darüber.

So gilt's, dank' Euch, rief der Alte, mit seinem Stelzbeine auf das Pflaster stampfend; aber noch Eines, fügte er leiser hinzu, seine Ehre hat unser Eins bei Alledem, und drum würd's mich alten Burschen freuen, wenn Ihr nun das Geheimthun ließet, gnädiger Herr; hilft doch nichts mehr.

Geheimthun, Christian?

Na, zu Gnaden halten, gnädiger Herr, erwiderte der Alte mit treuherzigem Gesichte, wißt, bin ein alter Soldat und hab' meine Kompliment' vom Korporal gelernt, bis ich selbst ein solcher Schwerenöther geworden; bin aber auch da nicht viel weiter gekommen, gnädiger Herr. Freut mich nur, daß ich so was noch erleben konnt', in diesem Hause. Ist doch ein gar zu gutes, prächtiges Frauenbild, unser Fräulein.

Theobald, der kaum wußte, was er that und wie ihm geschah, warf nochmals einen langen, fragenden Blick auf die beiden Männer, die ihm ehrerbietig ihre Grüße boten, und begann dann wieder die Straße aufwärts zu gehen. Dabei zog er unwillkürlich den Hut tief über die Augen herab, als ob er von der ganzen Welt nichts sehen oder sich vor ihr verbergen möchte, während ein verworrenes Heer von Gedanken wie ein lärmender, bald höhnender, bald freundlich lachender Maskenzug an ihm vorüberstürmte. Was sollte das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="5">
        <p><pb facs="#f0086"/>
gnädiger Herr, und hatt' mich ein wenig aufs Faulbett gelegt.</p><lb/>
        <p>Schon recht, Christian &#x2026; beruhige Er sich darüber.</p><lb/>
        <p>So gilt's, dank' Euch, rief der Alte, mit seinem Stelzbeine auf das Pflaster stampfend; aber      noch Eines, fügte er leiser hinzu, seine Ehre hat unser Eins bei Alledem, und drum würd's mich      alten Burschen freuen, wenn Ihr nun das Geheimthun ließet, gnädiger Herr; hilft doch nichts      mehr.</p><lb/>
        <p>Geheimthun, Christian?</p><lb/>
        <p>Na, zu Gnaden halten, gnädiger Herr, erwiderte der Alte mit treuherzigem Gesichte, wißt, bin      ein alter Soldat und hab' meine Kompliment' vom Korporal gelernt, bis ich selbst ein solcher      Schwerenöther geworden; bin aber auch da nicht viel weiter gekommen, gnädiger Herr. Freut mich      nur, daß ich so was noch erleben konnt', in diesem Hause. Ist doch ein gar zu gutes, prächtiges      Frauenbild, unser Fräulein.</p><lb/>
        <p>Theobald, der kaum wußte, was er that und wie ihm geschah, warf nochmals einen langen,      fragenden Blick auf die beiden Männer, die ihm ehrerbietig ihre Grüße boten, und begann dann      wieder die Straße aufwärts zu gehen. Dabei zog er unwillkürlich den Hut tief über die Augen      herab, als ob er von der ganzen Welt nichts sehen oder sich vor ihr verbergen möchte, während      ein verworrenes Heer von Gedanken wie ein lärmender, bald höhnender, bald freundlich lachender      Maskenzug an ihm vorüberstürmte. Was sollte das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] gnädiger Herr, und hatt' mich ein wenig aufs Faulbett gelegt. Schon recht, Christian … beruhige Er sich darüber. So gilt's, dank' Euch, rief der Alte, mit seinem Stelzbeine auf das Pflaster stampfend; aber noch Eines, fügte er leiser hinzu, seine Ehre hat unser Eins bei Alledem, und drum würd's mich alten Burschen freuen, wenn Ihr nun das Geheimthun ließet, gnädiger Herr; hilft doch nichts mehr. Geheimthun, Christian? Na, zu Gnaden halten, gnädiger Herr, erwiderte der Alte mit treuherzigem Gesichte, wißt, bin ein alter Soldat und hab' meine Kompliment' vom Korporal gelernt, bis ich selbst ein solcher Schwerenöther geworden; bin aber auch da nicht viel weiter gekommen, gnädiger Herr. Freut mich nur, daß ich so was noch erleben konnt', in diesem Hause. Ist doch ein gar zu gutes, prächtiges Frauenbild, unser Fräulein. Theobald, der kaum wußte, was er that und wie ihm geschah, warf nochmals einen langen, fragenden Blick auf die beiden Männer, die ihm ehrerbietig ihre Grüße boten, und begann dann wieder die Straße aufwärts zu gehen. Dabei zog er unwillkürlich den Hut tief über die Augen herab, als ob er von der ganzen Welt nichts sehen oder sich vor ihr verbergen möchte, während ein verworrenes Heer von Gedanken wie ein lärmender, bald höhnender, bald freundlich lachender Maskenzug an ihm vorüberstürmte. Was sollte das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/86
Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/86>, abgerufen am 28.04.2024.