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Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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lassen. -- Während dieser ganzen Zeit hatte er weder von Julien, noch dem Obersten ein Lebenszeichen vernommen, obwohl der schwarze Jacob sich regelmäßig wie die Uhr jeden Morgen einstellte, um sich zu erkundigen, ob dem Junker nicht ein Ausritt beliebe. Es verursachte dem guten Burschen sichtlich schweren Kummer, jedesmal einen abschlägigen Bescheid zu erhalten, und doch trug er daran selbst die Schuld, freilich ohne eine Ahnung darüber zu haben; denn diese Schuld bestand auch nur darin, daß er auf leises Anfragen schon am ersten Morgen mit unbefangener Freudigkeit bestätigte, was die Meisterin über ihre sichere Kunde von der hohen Herkunft ihres vormaligen Gesellen ausgesagt. Ja, ja, hatte der ehrliche Schwarze zum Schlusse seines Berichtes gemeint, Euer gnädiger Herr Vater muß ein trefflicher Kriegsmann gewesen sein, Junker, und unser Herr Oberst hat auch erzählt, wie oft er auf Eurem Schlosse fröhlich zu Gaste gewesen sei. Der Christian hat schon einen rechten Aerger, daß er Euch nicht gleich wiedererkannt, als Ihr ins Haus kamet, obwohl Ihr damals, als er mit unserm gnädigen Herrn in Deutschland gewesen war, noch in der Wiege werdet gelegen haben, Junker; doch des prächtigen Schlosses und der großen Jagden, welche da veranstaltet wurden, vermag er sich noch gut zu erinnern.

Diese Entdeckung brachte auf Theobald einen eigenthümlich einschüchternden Eindruck hervor, wie es sonst weder offene Gewalt noch Gefahr vermocht hätten. Wie

lassen. — Während dieser ganzen Zeit hatte er weder von Julien, noch dem Obersten ein Lebenszeichen vernommen, obwohl der schwarze Jacob sich regelmäßig wie die Uhr jeden Morgen einstellte, um sich zu erkundigen, ob dem Junker nicht ein Ausritt beliebe. Es verursachte dem guten Burschen sichtlich schweren Kummer, jedesmal einen abschlägigen Bescheid zu erhalten, und doch trug er daran selbst die Schuld, freilich ohne eine Ahnung darüber zu haben; denn diese Schuld bestand auch nur darin, daß er auf leises Anfragen schon am ersten Morgen mit unbefangener Freudigkeit bestätigte, was die Meisterin über ihre sichere Kunde von der hohen Herkunft ihres vormaligen Gesellen ausgesagt. Ja, ja, hatte der ehrliche Schwarze zum Schlusse seines Berichtes gemeint, Euer gnädiger Herr Vater muß ein trefflicher Kriegsmann gewesen sein, Junker, und unser Herr Oberst hat auch erzählt, wie oft er auf Eurem Schlosse fröhlich zu Gaste gewesen sei. Der Christian hat schon einen rechten Aerger, daß er Euch nicht gleich wiedererkannt, als Ihr ins Haus kamet, obwohl Ihr damals, als er mit unserm gnädigen Herrn in Deutschland gewesen war, noch in der Wiege werdet gelegen haben, Junker; doch des prächtigen Schlosses und der großen Jagden, welche da veranstaltet wurden, vermag er sich noch gut zu erinnern.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

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Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/90>, abgerufen am 27.04.2024.