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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Quellen hervorbringt, und von dessen Entstehung bey dem Worte: Vulkane geredet werden soll.

In diesem unterirdischen Feuer, verbunden mit der Luft und dem Wasser, finden wir Ursachen, deren Stärke hinreichend ist, alle die im Obigen angeführten schrecklichen Phänomene des Erdbebens zu bewirken. Findet die in den Höhlen der Erde durch das Feuer verdünnte Luft keinen Ausgang, wie z. B. durch einen Vulkan, oder wird durch heftige Entzündungen das unterirdische Wasser in einem eingeschlossenen Raume in Dämpfe verwandelt, so ist keine Wirkung so groß und erstaunenswürdig, daß sie nicht von Kräften dieser Art könnte hervorgebracht werden, s. Dämpfe. Eben so heftig sind die Wirkungen des Wassers, wenn es auf schmelzendes Metall fällt, wobey oft ein einziger Tropfen desselben die gewaltsamsten Explosionen veranlasset. Es wird nicht leicht bey den Erdbeben ein Umstand vorkommen, der sich nicht durch dieses Zusammenwirken des Feuers, der Luft und des Wassers mit hinlänglicher Deutlichkeit erklären ließe. Ich muß aber hierüber zu Vermeidung unnöthiger Wiederholungen auf den Artikel: Vulkane verweisen.

Der einzige Umstand, dessen Erklärung ohne Beyhülfe der Elektricität Schwierigkeiten zu haben scheint, ist die äußerst geschwinde und fast augenblickliche Fortpflanzung der Erderschütterungen durch eine so große Entfernung. In eben dem Augenblicke, in welchem Lissabon verwüstet ward, empfand man die Stöße des Erdbebens in Amerika, und auf den Schiffen in der See, welche sich in der Richtungslinie desselben befanden. Man fragt, ob dieses nicht einem elektrischen Schlage weit ähnlicher sey, als einer durch entzündete Materie und elastische Dämpfe erregten Explosion, von welcher sich kaum denken läßt, daß sie einen Raum von dieser Größe einnehmen oder so schnell durchdringen könne. Es läßt sich aber hierauf antworten, daß theils Niemand wisse, wie weit sich die Communicationen der unterirdischen Höhlen und Gänge erstrecken, theils daß das Hinzukommen elektrischer Erscheinungen bey den Vulkanen und Erdbeben keinesweges geläugnet werde.


Quellen hervorbringt, und von deſſen Entſtehung bey dem Worte: Vulkane geredet werden ſoll.

In dieſem unterirdiſchen Feuer, verbunden mit der Luft und dem Waſſer, finden wir Urſachen, deren Staͤrke hinreichend iſt, alle die im Obigen angefuͤhrten ſchrecklichen Phaͤnomene des Erdbebens zu bewirken. Findet die in den Hoͤhlen der Erde durch das Feuer verduͤnnte Luft keinen Ausgang, wie z. B. durch einen Vulkan, oder wird durch heftige Entzuͤndungen das unterirdiſche Waſſer in einem eingeſchloſſenen Raume in Daͤmpfe verwandelt, ſo iſt keine Wirkung ſo groß und erſtaunenswuͤrdig, daß ſie nicht von Kraͤften dieſer Art koͤnnte hervorgebracht werden, ſ. Daͤmpfe. Eben ſo heftig ſind die Wirkungen des Waſſers, wenn es auf ſchmelzendes Metall faͤllt, wobey oft ein einziger Tropfen deſſelben die gewaltſamſten Exploſionen veranlaſſet. Es wird nicht leicht bey den Erdbeben ein Umſtand vorkommen, der ſich nicht durch dieſes Zuſammenwirken des Feuers, der Luft und des Waſſers mit hinlaͤnglicher Deutlichkeit erklaͤren ließe. Ich muß aber hieruͤber zu Vermeidung unnoͤthiger Wiederholungen auf den Artikel: Vulkane verweiſen.

Der einzige Umſtand, deſſen Erklaͤrung ohne Beyhuͤlfe der Elektricitaͤt Schwierigkeiten zu haben ſcheint, iſt die aͤußerſt geſchwinde und faſt augenblickliche Fortpflanzung der Erderſchuͤtterungen durch eine ſo große Entfernung. In eben dem Augenblicke, in welchem Liſſabon verwuͤſtet ward, empfand man die Stoͤße des Erdbebens in Amerika, und auf den Schiffen in der See, welche ſich in der Richtungslinie deſſelben befanden. Man fragt, ob dieſes nicht einem elektriſchen Schlage weit aͤhnlicher ſey, als einer durch entzuͤndete Materie und elaſtiſche Daͤmpfe erregten Exploſion, von welcher ſich kaum denken laͤßt, daß ſie einen Raum von dieſer Groͤße einnehmen oder ſo ſchnell durchdringen koͤnne. Es laͤßt ſich aber hierauf antworten, daß theils Niemand wiſſe, wie weit ſich die Communicationen der unterirdiſchen Hoͤhlen und Gaͤnge erſtrecken, theils daß das Hinzukommen elektriſcher Erſcheinungen bey den Vulkanen und Erdbeben keinesweges gelaͤugnet werde.

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[9/0015] Quellen hervorbringt, und von deſſen Entſtehung bey dem Worte: Vulkane geredet werden ſoll. In dieſem unterirdiſchen Feuer, verbunden mit der Luft und dem Waſſer, finden wir Urſachen, deren Staͤrke hinreichend iſt, alle die im Obigen angefuͤhrten ſchrecklichen Phaͤnomene des Erdbebens zu bewirken. Findet die in den Hoͤhlen der Erde durch das Feuer verduͤnnte Luft keinen Ausgang, wie z. B. durch einen Vulkan, oder wird durch heftige Entzuͤndungen das unterirdiſche Waſſer in einem eingeſchloſſenen Raume in Daͤmpfe verwandelt, ſo iſt keine Wirkung ſo groß und erſtaunenswuͤrdig, daß ſie nicht von Kraͤften dieſer Art koͤnnte hervorgebracht werden, ſ. Daͤmpfe. Eben ſo heftig ſind die Wirkungen des Waſſers, wenn es auf ſchmelzendes Metall faͤllt, wobey oft ein einziger Tropfen deſſelben die gewaltſamſten Exploſionen veranlaſſet. Es wird nicht leicht bey den Erdbeben ein Umſtand vorkommen, der ſich nicht durch dieſes Zuſammenwirken des Feuers, der Luft und des Waſſers mit hinlaͤnglicher Deutlichkeit erklaͤren ließe. Ich muß aber hieruͤber zu Vermeidung unnoͤthiger Wiederholungen auf den Artikel: Vulkane verweiſen. Der einzige Umſtand, deſſen Erklaͤrung ohne Beyhuͤlfe der Elektricitaͤt Schwierigkeiten zu haben ſcheint, iſt die aͤußerſt geſchwinde und faſt augenblickliche Fortpflanzung der Erderſchuͤtterungen durch eine ſo große Entfernung. In eben dem Augenblicke, in welchem Liſſabon verwuͤſtet ward, empfand man die Stoͤße des Erdbebens in Amerika, und auf den Schiffen in der See, welche ſich in der Richtungslinie deſſelben befanden. Man fragt, ob dieſes nicht einem elektriſchen Schlage weit aͤhnlicher ſey, als einer durch entzuͤndete Materie und elaſtiſche Daͤmpfe erregten Exploſion, von welcher ſich kaum denken laͤßt, daß ſie einen Raum von dieſer Groͤße einnehmen oder ſo ſchnell durchdringen koͤnne. Es laͤßt ſich aber hierauf antworten, daß theils Niemand wiſſe, wie weit ſich die Communicationen der unterirdiſchen Hoͤhlen und Gaͤnge erſtrecken, theils daß das Hinzukommen elektriſcher Erſcheinungen bey den Vulkanen und Erdbeben keinesweges gelaͤugnet werde.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/15>, abgerufen am 19.04.2024.