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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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oder Mechanismi verfallen, der sich wahrscheinli-
cherweise bey beyden befinden muß; folglich wird
man kaum zweifeln, daß der Blumenstaub mit den
Milchgefäßen des Calmars, ingleichen den Leuwen-
höckischen Saamenthierchen einen sehr ähnlichen
Nutzen und Gebrauch haben können.

Daß indessen nur gedachte Bewegung, nebst
dem Auseinanderwickeln, Zerreißen und der Ver-
änderung der Gestalt und Lage bey den Saamen-
thierchen nach Leuwenhöks Vermuthung von der
großen Subtilität derselben entstehen sollte, dage-
gen streitet dessen eigener Versuch, nach welchem
er dieselben 5 Monate hindurch auf einer Glaßtafel
conservirt haben will, wie ihm Mr. Needham ganz
recht zur Last leget. Auch bey den Staubkügel-
chen könnte dieser Umstand nicht dargethan, noch we-
niger aber als ein Grund von ihrer Bewegung an-
gegeben werden, weil sie nehmlich, wenn sie nicht
mit Wasser befeuchtet werden, überaus dauerhaft
sind; wovon man den Umstand besonders zu mer-
ken hat, welchen Hr. Prof. Ludwig zu Leipzig in
Dissert. de Sexu Plantarum, von der bey den Moh-
ren gewöhnlichen Art die Palmen zu befruchten,
anführt, und in meiner Abhandlung de foecundatione
artificiali in Palma dactylifera foemina, folio fla-
belliformi suseepta
ein mehreres finden wird. So-
bald aber die Kügelchen ins Wasser kommen,
und in Bewegung gerathen, so scheinet es, als ob
sich die Menge von höchst subtilen athomis sper-

mati-

oder Mechaniſmi verfallen, der ſich wahrſcheinli-
cherweiſe bey beyden befinden muß; folglich wird
man kaum zweifeln, daß der Blumenſtaub mit den
Milchgefaͤßen des Calmars, ingleichen den Leuwen-
hoͤckiſchen Saamenthierchen einen ſehr aͤhnlichen
Nutzen und Gebrauch haben koͤnnen.

Daß indeſſen nur gedachte Bewegung, nebſt
dem Auseinanderwickeln, Zerreißen und der Ver-
aͤnderung der Geſtalt und Lage bey den Saamen-
thierchen nach Leuwenhoͤks Vermuthung von der
großen Subtilitaͤt derſelben entſtehen ſollte, dage-
gen ſtreitet deſſen eigener Verſuch, nach welchem
er dieſelben 5 Monate hindurch auf einer Glaßtafel
conſervirt haben will, wie ihm Mr. Needham ganz
recht zur Laſt leget. Auch bey den Staubkuͤgel-
chen koͤnnte dieſer Umſtand nicht dargethan, noch we-
niger aber als ein Grund von ihrer Bewegung an-
gegeben werden, weil ſie nehmlich, wenn ſie nicht
mit Waſſer befeuchtet werden, uͤberaus dauerhaft
ſind; wovon man den Umſtand beſonders zu mer-
ken hat, welchen Hr. Prof. Ludwig zu Leipzig in
Diſſert. de Sexu Plantarum, von der bey den Moh-
ren gewoͤhnlichen Art die Palmen zu befruchten,
anfuͤhrt, und in meiner Abhandlung de foecundatione
artificiali in Palma dactylifera foemina, folio fla-
belliformi ſuſeepta
ein mehreres finden wird. So-
bald aber die Kuͤgelchen ins Waſſer kommen,
und in Bewegung gerathen, ſo ſcheinet es, als ob
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[10/0022] oder Mechaniſmi verfallen, der ſich wahrſcheinli- cherweiſe bey beyden befinden muß; folglich wird man kaum zweifeln, daß der Blumenſtaub mit den Milchgefaͤßen des Calmars, ingleichen den Leuwen- hoͤckiſchen Saamenthierchen einen ſehr aͤhnlichen Nutzen und Gebrauch haben koͤnnen. Daß indeſſen nur gedachte Bewegung, nebſt dem Auseinanderwickeln, Zerreißen und der Ver- aͤnderung der Geſtalt und Lage bey den Saamen- thierchen nach Leuwenhoͤks Vermuthung von der großen Subtilitaͤt derſelben entſtehen ſollte, dage- gen ſtreitet deſſen eigener Verſuch, nach welchem er dieſelben 5 Monate hindurch auf einer Glaßtafel conſervirt haben will, wie ihm Mr. Needham ganz recht zur Laſt leget. Auch bey den Staubkuͤgel- chen koͤnnte dieſer Umſtand nicht dargethan, noch we- niger aber als ein Grund von ihrer Bewegung an- gegeben werden, weil ſie nehmlich, wenn ſie nicht mit Waſſer befeuchtet werden, uͤberaus dauerhaft ſind; wovon man den Umſtand beſonders zu mer- ken hat, welchen Hr. Prof. Ludwig zu Leipzig in Diſſert. de Sexu Plantarum, von der bey den Moh- ren gewoͤhnlichen Art die Palmen zu befruchten, anfuͤhrt, und in meiner Abhandlung de foecundatione artificiali in Palma dactylifera foemina, folio fla- belliformi ſuſeepta ein mehreres finden wird. So- bald aber die Kuͤgelchen ins Waſſer kommen, und in Bewegung gerathen, ſo ſcheinet es, als ob ſich die Menge von hoͤchſt ſubtilen athomis ſper- mati-

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/22>, abgerufen am 29.03.2024.