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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
§. 23.
Heutige Gültigkeit des besondern göttlichen, oder Mo-
saischen
Positivrechts.

Es giebt also nur ein besonderes positives
göttliches Recht
, und wir verstehen darunter vor-
züglich
die in den Schriften Mosis enthaltene will-
kührliche Vorschriften, welche Gott besonders den Is-
raeliten
durch Mosen hat bekannt machen lassen.
Man theilt dieses sogenannte Mosaische Recht 58)
in das Kirchliche oder Ceremonialrecht, und in
das bürgerliche oder politische Recht ein (ius mo-
saicum forense
s. politicum
). Ersteres bestimmt die
Art der Gottesverehrung bey den Israeliten, lezteres
aber die Rechte und Verbindlichkeiten, die sie als Bür-
ger eines besondern Staats gegen einander zu beobach-
ten hatten. Die Ceremonialgesetze der Juden 59)
hatten hauptsächlich ihre Beziehung auf den damahligen
Zustand des jüdischen Volks. Es solte nehmlich die
den Israeliten darin vorgeschriebene Art der Gottesver-
ehrung theils Vorbild auf den Messias, theils Mittel
seyn, das Volk Gottes, welches durch den langwierigen
Umgang mit den Aegyptiern zu einem sinnlichen und
in das Auge fallenden Gottesdienst einmahl verwöhnt
war, gegen heidnischen Aberglauben und Abgötterey zu

ver-
58) Ueber das Mosaische Recht verdienen besonders Joh.
Dav. Michaelis
Mosaisches Recht 2te Ausgabe
Frankf. am Mayn 1775. 6. Theile 8. und Petri regis
Moses legislator, seu de mosaicarum legum
praestantia. August. Taurinor.
1779. 4. bemerkt zu wer-
den.
59) S. Io. spencer de legibus Hebraeorum ri-
tualibus, et earum rationibus
. Cantabrigiae
1727. Tom. II. fol.
und Christph. Frid. sartorius de
lege ceremoniali
. Tubingae 1762.
1. Buch. 1. Tit.
§. 23.
Heutige Guͤltigkeit des beſondern goͤttlichen, oder Mo-
ſaiſchen
Poſitivrechts.

Es giebt alſo nur ein beſonderes poſitives
goͤttliches Recht
, und wir verſtehen darunter vor-
zuͤglich
die in den Schriften Moſis enthaltene will-
kuͤhrliche Vorſchriften, welche Gott beſonders den Is-
raeliten
durch Moſen hat bekannt machen laſſen.
Man theilt dieſes ſogenannte Moſaiſche Recht 58)
in das Kirchliche oder Ceremonialrecht, und in
das buͤrgerliche oder politiſche Recht ein (ius mo-
ſaicum forenſe
ſ. politicum
). Erſteres beſtimmt die
Art der Gottesverehrung bey den Israeliten, lezteres
aber die Rechte und Verbindlichkeiten, die ſie als Buͤr-
ger eines beſondern Staats gegen einander zu beobach-
ten hatten. Die Ceremonialgeſetze der Juden 59)
hatten hauptſaͤchlich ihre Beziehung auf den damahligen
Zuſtand des juͤdiſchen Volks. Es ſolte nehmlich die
den Israeliten darin vorgeſchriebene Art der Gottesver-
ehrung theils Vorbild auf den Meſſias, theils Mittel
ſeyn, das Volk Gottes, welches durch den langwierigen
Umgang mit den Aegyptiern zu einem ſinnlichen und
in das Auge fallenden Gottesdienſt einmahl verwoͤhnt
war, gegen heidniſchen Aberglauben und Abgoͤtterey zu

ver-
58) Ueber das Moſaiſche Recht verdienen beſonders Joh.
Dav. Michaelis
Moſaiſches Recht 2te Ausgabe
Frankf. am Mayn 1775. 6. Theile 8. und Petri regis
Moſes legislator, ſeu de moſaicarum legum
praeſtantia. Auguſt. Taurinor.
1779. 4. bemerkt zu wer-
den.
59) S. Io. spencer de legibus Hebraeorum ri-
tualibus, et earum rationibus
. Cantabrigiae
1727. Tom. II. fol.
und Chriſtph. Frid. sartorius de
lege ceremoniali
. Tubingae 1762.
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[152/0172] 1. Buch. 1. Tit. §. 23. Heutige Guͤltigkeit des beſondern goͤttlichen, oder Mo- ſaiſchen Poſitivrechts. Es giebt alſo nur ein beſonderes poſitives goͤttliches Recht, und wir verſtehen darunter vor- zuͤglich die in den Schriften Moſis enthaltene will- kuͤhrliche Vorſchriften, welche Gott beſonders den Is- raeliten durch Moſen hat bekannt machen laſſen. Man theilt dieſes ſogenannte Moſaiſche Recht 58) in das Kirchliche oder Ceremonialrecht, und in das buͤrgerliche oder politiſche Recht ein (ius mo- ſaicum forenſe ſ. politicum). Erſteres beſtimmt die Art der Gottesverehrung bey den Israeliten, lezteres aber die Rechte und Verbindlichkeiten, die ſie als Buͤr- ger eines beſondern Staats gegen einander zu beobach- ten hatten. Die Ceremonialgeſetze der Juden 59) hatten hauptſaͤchlich ihre Beziehung auf den damahligen Zuſtand des juͤdiſchen Volks. Es ſolte nehmlich die den Israeliten darin vorgeſchriebene Art der Gottesver- ehrung theils Vorbild auf den Meſſias, theils Mittel ſeyn, das Volk Gottes, welches durch den langwierigen Umgang mit den Aegyptiern zu einem ſinnlichen und in das Auge fallenden Gottesdienſt einmahl verwoͤhnt war, gegen heidniſchen Aberglauben und Abgoͤtterey zu ver- 58) Ueber das Moſaiſche Recht verdienen beſonders Joh. Dav. Michaelis Moſaiſches Recht 2te Ausgabe Frankf. am Mayn 1775. 6. Theile 8. und Petri regis Moſes legislator, ſeu de moſaicarum legum praeſtantia. Auguſt. Taurinor. 1779. 4. bemerkt zu wer- den. 59) S. Io. spencer de legibus Hebraeorum ri- tualibus, et earum rationibus. Cantabrigiae 1727. Tom. II. fol. und Chriſtph. Frid. sartorius de lege ceremoniali. Tubingae 1762.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/172>, abgerufen am 29.03.2024.