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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Origine Iuris.
und Unwissenheit der Abschreiber, welche kein Griechisch
verstanden, theils durch Verwüstung der Zeit verlohren ge-
gangen, welche in neuern Zeiten verschiedene Gelehrte, Au-
gustinus, Cujacius, Charondas
und Contius, zum
Theil aus den Basiliken, Photii Nomocanon, und an-
deren Ueberbleibseln des römisch-griechischen Rechts wie-
derhergestellet und dem Codex einverleibt haben. Dahin
gehören z. B. L. 36. 39. und 40. de Episc. et Cleric.
L. 24. C. mandati. L. fin. C. de sponsal. L. 2. C.
de privato carcere. L. 4. de in ius voc. L. penult. de
aedific. privat.
Diese haben in den Gerichten keine
Auctorität, weil sie nicht glossirt sind 55). Man er-
kennt sie daran, daß sie gröstentheils keine Inscription
und Subscription haben.

II) die so genannten Avthenticae (Autor §. 72.)
worunter man kurze Auszüge aus den Novellen des K.
Justinians sowohl, als auch gewissen Verordnungen der
Kaiser Friedrichs des ersten und zweyten verstehet, wo-
durch verschiedene Gesetze des Codex sind theils abgeän-
dert theils vermehret worden, und welche diesen Gese-
tzen am gehörigen Orte beygefüget worden sind. Man
theilt sie daher in die Justinianeischen und Frie-
dericianischen
ein. Ihre Verfasser sind die Bo-
noniensischen Rechtsgelehrten, und so wie von denensel-
ben die Friedericianischen Avthentiken auf Befehl K.
Friedrichs des zweiten dem Codex sind inserirt wor-
den 56), so hat schon vorher Irnerius, ein Rechts-

ge-
55) lauterbach in Prolegom. Collegii th. pr. Pande-
ctar. §. IV. n. 7. richter Decision. P. I. Decis. 37.
n. 48. Alb. gentilis de libris iur. civ. cap. 5. Io.
Frid.
klett de iuris Iustinianei placitis, quae vim le-
gis non habent. Erlangae 1748. §. 13. eckhard Her-
menevt. iuris. Lib. I. cap. VII. §. 282. not.
*. S. 517.
56) odofredus in Avth. Cassa C. de SS. Eccl.
X 4

de Origine Iuris.
und Unwiſſenheit der Abſchreiber, welche kein Griechiſch
verſtanden, theils durch Verwuͤſtung der Zeit verlohren ge-
gangen, welche in neuern Zeiten verſchiedene Gelehrte, Au-
guſtinus, Cujacius, Charondas
und Contius, zum
Theil aus den Baſiliken, Photii Nomocanon, und an-
deren Ueberbleibſeln des roͤmiſch-griechiſchen Rechts wie-
derhergeſtellet und dem Codex einverleibt haben. Dahin
gehoͤren z. B. L. 36. 39. und 40. de Epiſc. et Cleric.
L. 24. C. mandati. L. fin. C. de ſponſal. L. 2. C.
de privato carcere. L. 4. de in ius voc. L. penult. de
aedific. privat.
Dieſe haben in den Gerichten keine
Auctoritaͤt, weil ſie nicht gloſſirt ſind 55). Man er-
kennt ſie daran, daß ſie groͤſtentheils keine Inſcription
und Subſcription haben.

II) die ſo genannten Avthenticae (Autor §. 72.)
worunter man kurze Auszuͤge aus den Novellen des K.
Juſtinians ſowohl, als auch gewiſſen Verordnungen der
Kaiſer Friedrichs des erſten und zweyten verſtehet, wo-
durch verſchiedene Geſetze des Codex ſind theils abgeaͤn-
dert theils vermehret worden, und welche dieſen Geſe-
tzen am gehoͤrigen Orte beygefuͤget worden ſind. Man
theilt ſie daher in die Juſtinianeiſchen und Frie-
dericianiſchen
ein. Ihre Verfaſſer ſind die Bo-
nonienſiſchen Rechtsgelehrten, und ſo wie von denenſel-
ben die Friedericianiſchen Avthentiken auf Befehl K.
Friedrichs des zweiten dem Codex ſind inſerirt wor-
den 56), ſo hat ſchon vorher Irnerius, ein Rechts-

ge-
55) lauterbach in Prolegom. Collegii th. pr. Pande-
ctar. §. IV. n. 7. richter Deciſion. P. I. Deciſ. 37.
n. 48. Alb. gentilis de libris iur. civ. cap. 5. Io.
Frid.
klett de iuris Iuſtinianei placitis, quae vim le-
gis non habent. Erlangae 1748. §. 13. eckhard Her-
menevt. iuris. Lib. I. cap. VII. §. 282. not.
*. S. 517.
56) odofredus in Avth. Caſſa C. de SS. Eccl.
X 4
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[325/0345] de Origine Iuris. und Unwiſſenheit der Abſchreiber, welche kein Griechiſch verſtanden, theils durch Verwuͤſtung der Zeit verlohren ge- gangen, welche in neuern Zeiten verſchiedene Gelehrte, Au- guſtinus, Cujacius, Charondas und Contius, zum Theil aus den Baſiliken, Photii Nomocanon, und an- deren Ueberbleibſeln des roͤmiſch-griechiſchen Rechts wie- derhergeſtellet und dem Codex einverleibt haben. Dahin gehoͤren z. B. L. 36. 39. und 40. de Epiſc. et Cleric. L. 24. C. mandati. L. fin. C. de ſponſal. L. 2. C. de privato carcere. L. 4. de in ius voc. L. penult. de aedific. privat. Dieſe haben in den Gerichten keine Auctoritaͤt, weil ſie nicht gloſſirt ſind 55). Man er- kennt ſie daran, daß ſie groͤſtentheils keine Inſcription und Subſcription haben. II) die ſo genannten Avthenticae (Autor §. 72.) worunter man kurze Auszuͤge aus den Novellen des K. Juſtinians ſowohl, als auch gewiſſen Verordnungen der Kaiſer Friedrichs des erſten und zweyten verſtehet, wo- durch verſchiedene Geſetze des Codex ſind theils abgeaͤn- dert theils vermehret worden, und welche dieſen Geſe- tzen am gehoͤrigen Orte beygefuͤget worden ſind. Man theilt ſie daher in die Juſtinianeiſchen und Frie- dericianiſchen ein. Ihre Verfaſſer ſind die Bo- nonienſiſchen Rechtsgelehrten, und ſo wie von denenſel- ben die Friedericianiſchen Avthentiken auf Befehl K. Friedrichs des zweiten dem Codex ſind inſerirt wor- den 56), ſo hat ſchon vorher Irnerius, ein Rechts- ge- 55) lauterbach in Prolegom. Collegii th. pr. Pande- ctar. §. IV. n. 7. richter Deciſion. P. I. Deciſ. 37. n. 48. Alb. gentilis de libris iur. civ. cap. 5. Io. Frid. klett de iuris Iuſtinianei placitis, quae vim le- gis non habent. Erlangae 1748. §. 13. eckhard Her- menevt. iuris. Lib. I. cap. VII. §. 282. not. *. S. 517. 56) odofredus in Avth. Caſſa C. de SS. Eccl. X 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/345>, abgerufen am 29.04.2024.