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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Origine Iuris.
ben haben, enthält eine und zwar in sehr schlechter,
durch Barbarismen entstellten, Latinität abgefaßte Ue-
bersetzung. Man trägt nicht ohne Grund Bedenken,
selbige dem K. Justinian zuzueignen, wenn gleich der-
selbe eine Sammlung seiner neuern Constitutionen ver-
sprochen 62), und eine dergleichen auch wahrscheinlich
durch den Tribonian hat verfertigen lassen 63), die
aber nicht publici iuris geworden zu seyn scheint 64).
Wer der Verfasser derselben sey, weiß man nicht, daß
sie indeß keinem der im zwölften Jahrhundert zu Bo-
logna und Pisa berühmt gewesenen Rechtsgelehrten zu-
zuschreiben, sondern weit älter seyn müsse, ist gewiß,
weil schon der römische Bischof Gregor der Grose,
der nicht lang nach Justinian lebte, eine Stelle aus
dieser alten Version allegiret 65).


Den
62) S. Constitut: de emendatione Cod. Iustin. §. 4.
63) Es lässet sich solches theils aus dem Epilog der Nov.
25. Nov. 26. cap. 5.
§. 1. und Nov. 24. cap. 6. §. 1. schlies-
sen, theils wollen solches die griechischen Juristen als
Mich. attaliata Praefat. Synopsis §. 2. harmenopu-
lus
Promtuario iuris. Lib. I. Tit. I.
Desgleichen theo-
phanes
in Chronographia p.
120. versichern.
64) S. Aem. Lud. hombergk zu vach Schediasm de
Collectione Novellar. a Iustiniano facta;

in zepernick Delectu
S. 295. Es ist sehr wahrschein-
lich, daß Justinian den librum sacrarum suarum consti-
tutionum,
dessen er in dem Epilog der Nov. 25. gedenkt,
blos für sich und zu seiner eignen Notiz durch Tribonian
habe verfertigen lassen. Denn alle übrigen Magistrats-
persohnen und Richter hatten ja seine Novellen schon, und
musten sie auch in ihren Gerichtsbüchern sorgfältig aufbe-
wahren, was war also eine neue Bekanntmachung dersel-
ben in einer besondern Sammlung nöthig?
65) Lib. XII. Epist. 54. wo er die Worte der Nov. 123. c. 19.
anführt. Die Stelle stehet auch, obgleich etwas corrupt,
in

de Origine Iuris.
ben haben, enthaͤlt eine und zwar in ſehr ſchlechter,
durch Barbarismen entſtellten, Latinitaͤt abgefaßte Ue-
berſetzung. Man traͤgt nicht ohne Grund Bedenken,
ſelbige dem K. Juſtinian zuzueignen, wenn gleich der-
ſelbe eine Sammlung ſeiner neuern Conſtitutionen ver-
ſprochen 62), und eine dergleichen auch wahrſcheinlich
durch den Tribonian hat verfertigen laſſen 63), die
aber nicht publici iuris geworden zu ſeyn ſcheint 64).
Wer der Verfaſſer derſelben ſey, weiß man nicht, daß
ſie indeß keinem der im zwoͤlften Jahrhundert zu Bo-
logna und Piſa beruͤhmt geweſenen Rechtsgelehrten zu-
zuſchreiben, ſondern weit aͤlter ſeyn muͤſſe, iſt gewiß,
weil ſchon der roͤmiſche Biſchof Gregor der Groſe,
der nicht lang nach Juſtinian lebte, eine Stelle aus
dieſer alten Verſion allegiret 65).


Den
62) S. Conſtitut: de emendatione Cod. Iuſtin. §. 4.
63) Es laͤſſet ſich ſolches theils aus dem Epilog der Nov.
25. Nov. 26. cap. 5.
§. 1. und Nov. 24. cap. 6. §. 1. ſchlieſ-
ſen, theils wollen ſolches die griechiſchen Juriſten als
Mich. attaliata Praefat. Synopſis §. 2. harmenopu-
lus
Promtuario iuris. Lib. I. Tit. I.
Desgleichen theo-
phanes
in Chronographia p.
120. verſichern.
64) S. Aem. Lud. hombergk zu vach Schediaſm de
Collectione Novellar. a Iuſtiniano facta;

in zepernick Delectu
S. 295. Es iſt ſehr wahrſchein-
lich, daß Juſtinian den librum ſacrarum ſuarum conſti-
tutionum,
deſſen er in dem Epilog der Nov. 25. gedenkt,
blos fuͤr ſich und zu ſeiner eignen Notiz durch Tribonian
habe verfertigen laſſen. Denn alle uͤbrigen Magiſtrats-
perſohnen und Richter hatten ja ſeine Novellen ſchon, und
muſten ſie auch in ihren Gerichtsbuͤchern ſorgfaͤltig aufbe-
wahren, was war alſo eine neue Bekanntmachung derſel-
ben in einer beſondern Sammlung noͤthig?
65) Lib. XII. Epiſt. 54. wo er die Worte der Nov. 123. c. 19.
anfuͤhrt. Die Stelle ſtehet auch, obgleich etwas corrupt,
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[331/0351] de Origine Iuris. ben haben, enthaͤlt eine und zwar in ſehr ſchlechter, durch Barbarismen entſtellten, Latinitaͤt abgefaßte Ue- berſetzung. Man traͤgt nicht ohne Grund Bedenken, ſelbige dem K. Juſtinian zuzueignen, wenn gleich der- ſelbe eine Sammlung ſeiner neuern Conſtitutionen ver- ſprochen 62), und eine dergleichen auch wahrſcheinlich durch den Tribonian hat verfertigen laſſen 63), die aber nicht publici iuris geworden zu ſeyn ſcheint 64). Wer der Verfaſſer derſelben ſey, weiß man nicht, daß ſie indeß keinem der im zwoͤlften Jahrhundert zu Bo- logna und Piſa beruͤhmt geweſenen Rechtsgelehrten zu- zuſchreiben, ſondern weit aͤlter ſeyn muͤſſe, iſt gewiß, weil ſchon der roͤmiſche Biſchof Gregor der Groſe, der nicht lang nach Juſtinian lebte, eine Stelle aus dieſer alten Verſion allegiret 65). Den 62) S. Conſtitut: de emendatione Cod. Iuſtin. §. 4. 63) Es laͤſſet ſich ſolches theils aus dem Epilog der Nov. 25. Nov. 26. cap. 5. §. 1. und Nov. 24. cap. 6. §. 1. ſchlieſ- ſen, theils wollen ſolches die griechiſchen Juriſten als Mich. attaliata Praefat. Synopſis §. 2. harmenopu- lus Promtuario iuris. Lib. I. Tit. I. Desgleichen theo- phanes in Chronographia p. 120. verſichern. 64) S. Aem. Lud. hombergk zu vach Schediaſm de Collectione Novellar. a Iuſtiniano facta; in zepernick Delectu S. 295. Es iſt ſehr wahrſchein- lich, daß Juſtinian den librum ſacrarum ſuarum conſti- tutionum, deſſen er in dem Epilog der Nov. 25. gedenkt, blos fuͤr ſich und zu ſeiner eignen Notiz durch Tribonian habe verfertigen laſſen. Denn alle uͤbrigen Magiſtrats- perſohnen und Richter hatten ja ſeine Novellen ſchon, und muſten ſie auch in ihren Gerichtsbuͤchern ſorgfaͤltig aufbe- wahren, was war alſo eine neue Bekanntmachung derſel- ben in einer beſondern Sammlung noͤthig? 65) Lib. XII. Epiſt. 54. wo er die Worte der Nov. 123. c. 19. anfuͤhrt. Die Stelle ſtehet auch, obgleich etwas corrupt, in

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/351>, abgerufen am 19.04.2024.