Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. 2. Tit.
her, ehe er sich den Rechten widmete, die Philosophie
und schönen Wissenschaften studieret, und auch als Ma-
gister dieselben zu Bologna öffentlich gelehret hatte, so
ist nicht zu zweifeln, daß diese, einem jeden Rechtsge-
lehrten so nöthige Hülfswissenschaften nicht nur bey Er-
klärung des justinianeischen Rechts seine Führerinnen ge-
wesen, sondern auch insonderheit das Studium der al-
ten römischen Autoren zur Bildung des guten Geschmacks
und der Eleganz das meiste beygetragen, wodurch sich
die Irnerianische Schule so sehr vor der nachherigen
Accursianischen ausgezeichnet hat; und in dessen Rück-
sicht die Glossen eines Irnerius mit Recht gegen die
eines Accursius elegant genennet zu werden verdie-
nen 97). Der grosse Beyfall, den dieser Rechtslehrer
durch seine Vorlesungen zu Bologna erwarb, verursach-
te nun, daß nicht nur die Exemplare der justinianeischen
Rechtsbücher mit einem erstaunenden Eifer abgeschrie-
ben, und in die Hände der Rechtsbeflissenen sowohl als
der damahligen Gelehrten verbreitet wurden, sondern
es wurden auch die Glossen des Irnerius diesen Hand-

schriften
studere in libris nostris, et studendo coepit docere in legi-
bus, et ipfe fuit maximi nominis, et primus illuminator
scientiae nostrae;
und ad L. Sane si haec Cod. de sa-
cros. Eccl
. Dominus irnerius erat magister in arti-
bus, -- et studuit per se, sicut potuit, postea coepit docere
in iure civili;
auch ad L. ult. C. de in int. rest. minor.
97) Dieses Lob giebt auch selbst odofredus an mehreren
Orten seiner Commentarien der Glosse des Irnerius, so
z. B. sagt er ad L. manumissionis D. de Iust. et Iure:
Hic glossat dominus irnerius elegantissimis verbis:
und
eben so richtig urtheilt sartius in Irnerio §. V. wenn
er sagt: Fuerunt eius glossae breves et elegantes, et illae
quidem non continenti oratione scriptae, sed intercisae, et
ad loca tantum obscuriora legum et difficiliora adpi-
ctae.

1. Buch. 2. Tit.
her, ehe er ſich den Rechten widmete, die Philoſophie
und ſchoͤnen Wiſſenſchaften ſtudieret, und auch als Ma-
giſter dieſelben zu Bologna oͤffentlich gelehret hatte, ſo
iſt nicht zu zweifeln, daß dieſe, einem jeden Rechtsge-
lehrten ſo noͤthige Huͤlfswiſſenſchaften nicht nur bey Er-
klaͤrung des juſtinianeiſchen Rechts ſeine Fuͤhrerinnen ge-
weſen, ſondern auch inſonderheit das Studium der al-
ten roͤmiſchen Autoren zur Bildung des guten Geſchmacks
und der Eleganz das meiſte beygetragen, wodurch ſich
die Irnerianiſche Schule ſo ſehr vor der nachherigen
Accurſianiſchen ausgezeichnet hat; und in deſſen Ruͤck-
ſicht die Gloſſen eines Irnerius mit Recht gegen die
eines Accurſius elegant genennet zu werden verdie-
nen 97). Der groſſe Beyfall, den dieſer Rechtslehrer
durch ſeine Vorleſungen zu Bologna erwarb, verurſach-
te nun, daß nicht nur die Exemplare der juſtinianeiſchen
Rechtsbuͤcher mit einem erſtaunenden Eifer abgeſchrie-
ben, und in die Haͤnde der Rechtsbefliſſenen ſowohl als
der damahligen Gelehrten verbreitet wurden, ſondern
es wurden auch die Gloſſen des Irnerius dieſen Hand-

ſchriften
ſtudere in libris noſtris, et ſtudendo coepit docere in legi-
bus, et ipfe fuit maximi nominis, et primus illuminator
ſcientiae noſtrae;
und ad L. Sane ſi haec Cod. de ſa-
croſ. Eccl
. Dominus irnerius erat magiſter in arti-
bus, — et ſtuduit per ſe, ſicut potuit, poſtea coepit docere
in iure civili;
auch ad L. ult. C. de in int. reſt. minor.
97) Dieſes Lob giebt auch ſelbſt odofredus an mehreren
Orten ſeiner Commentarien der Gloſſe des Irnerius, ſo
z. B. ſagt er ad L. manumiſſionis D. de Iuſt. et Iure:
Hic gloſſat dominus irnerius elegantiſſimis verbis:
und
eben ſo richtig urtheilt sartius in Irnerio §. V. wenn
er ſagt: Fuerunt eius gloſſae breves et elegantes, et illae
quidem non continenti oratione ſcriptae, ſed interciſae, et
ad loca tantum obſcuriora legum et difficiliora adpi-
ctae.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0366" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 2. Tit.</hi></fw><lb/>
her, ehe er &#x017F;ich den Rechten widmete, die Philo&#x017F;ophie<lb/>
und &#x017F;cho&#x0364;nen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften &#x017F;tudieret, und auch als Ma-<lb/>
gi&#x017F;ter die&#x017F;elben zu Bologna o&#x0364;ffentlich gelehret hatte, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t nicht zu zweifeln, daß die&#x017F;e, einem jeden Rechtsge-<lb/>
lehrten &#x017F;o no&#x0364;thige Hu&#x0364;lfswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften nicht nur bey Er-<lb/>
kla&#x0364;rung des ju&#x017F;tinianei&#x017F;chen Rechts &#x017F;eine Fu&#x0364;hrerinnen ge-<lb/>
we&#x017F;en, &#x017F;ondern auch in&#x017F;onderheit das Studium der al-<lb/>
ten ro&#x0364;mi&#x017F;chen Autoren zur Bildung des guten Ge&#x017F;chmacks<lb/>
und der Eleganz das mei&#x017F;te beygetragen, wodurch &#x017F;ich<lb/>
die Irneriani&#x017F;che Schule &#x017F;o &#x017F;ehr vor der nachherigen<lb/>
Accur&#x017F;iani&#x017F;chen ausgezeichnet hat; und in de&#x017F;&#x017F;en Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht die Glo&#x017F;&#x017F;en eines <hi rendition="#fr">Irnerius</hi> mit Recht gegen die<lb/>
eines Accur&#x017F;ius <hi rendition="#g">elegant</hi> genennet zu werden verdie-<lb/>
nen <note place="foot" n="97)">Die&#x017F;es Lob giebt auch &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">odofredus</hi></hi> an mehreren<lb/>
Orten &#x017F;einer Commentarien der Glo&#x017F;&#x017F;e des <hi rendition="#fr">Irnerius</hi>, &#x017F;o<lb/>
z. B. &#x017F;agt er <hi rendition="#aq">ad L. <hi rendition="#i">manumi&#x017F;&#x017F;ionis</hi> D. de Iu&#x017F;t. et Iure:<lb/><hi rendition="#i">Hic glo&#x017F;&#x017F;at dominus</hi> <hi rendition="#k">irnerius</hi> <hi rendition="#i">eleganti&#x017F;&#x017F;imis verbis:</hi></hi> und<lb/>
eben &#x017F;o richtig urtheilt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">sartius</hi> in <hi rendition="#g">Irnerio</hi> §. V.</hi> wenn<lb/>
er &#x017F;agt: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Fuerunt eius glo&#x017F;&#x017F;ae breves et elegantes, et illae<lb/>
quidem non continenti oratione &#x017F;criptae, &#x017F;ed interci&#x017F;ae, et<lb/>
ad loca tantum ob&#x017F;curiora legum et difficiliora adpi-<lb/>
ctae.</hi></hi></note>. Der gro&#x017F;&#x017F;e Beyfall, den die&#x017F;er Rechtslehrer<lb/>
durch &#x017F;eine Vorle&#x017F;ungen zu Bologna erwarb, verur&#x017F;ach-<lb/>
te nun, daß nicht nur die Exemplare der ju&#x017F;tinianei&#x017F;chen<lb/>
Rechtsbu&#x0364;cher mit einem er&#x017F;taunenden Eifer abge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, und in die Ha&#x0364;nde der Rechtsbefli&#x017F;&#x017F;enen &#x017F;owohl als<lb/>
der damahligen Gelehrten verbreitet wurden, &#x017F;ondern<lb/>
es wurden auch die Glo&#x017F;&#x017F;en des <hi rendition="#fr">Irnerius</hi> die&#x017F;en Hand-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chriften</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_50_2" prev="#seg2pn_50_1" place="foot" n="96)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;tudere in libris no&#x017F;tris, et &#x017F;tudendo coepit docere in legi-<lb/>
bus, et ipfe fuit maximi nominis, et primus illuminator<lb/>
&#x017F;cientiae no&#x017F;trae;</hi></hi> und <hi rendition="#aq">ad L. <hi rendition="#i">Sane &#x017F;i haec</hi> Cod. <hi rendition="#g">de &#x017F;a-<lb/>
cro&#x017F;. Eccl</hi>. <hi rendition="#i">Dominus</hi> <hi rendition="#k">irnerius</hi> <hi rendition="#i">erat magi&#x017F;ter in arti-<lb/>
bus, &#x2014; et &#x017F;tuduit per &#x017F;e, &#x017F;icut potuit, po&#x017F;tea coepit docere<lb/>
in iure civili;</hi></hi> auch <hi rendition="#aq">ad L. ult. C. <hi rendition="#i">de in int. re&#x017F;t. minor.</hi></hi></note><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0366] 1. Buch. 2. Tit. her, ehe er ſich den Rechten widmete, die Philoſophie und ſchoͤnen Wiſſenſchaften ſtudieret, und auch als Ma- giſter dieſelben zu Bologna oͤffentlich gelehret hatte, ſo iſt nicht zu zweifeln, daß dieſe, einem jeden Rechtsge- lehrten ſo noͤthige Huͤlfswiſſenſchaften nicht nur bey Er- klaͤrung des juſtinianeiſchen Rechts ſeine Fuͤhrerinnen ge- weſen, ſondern auch inſonderheit das Studium der al- ten roͤmiſchen Autoren zur Bildung des guten Geſchmacks und der Eleganz das meiſte beygetragen, wodurch ſich die Irnerianiſche Schule ſo ſehr vor der nachherigen Accurſianiſchen ausgezeichnet hat; und in deſſen Ruͤck- ſicht die Gloſſen eines Irnerius mit Recht gegen die eines Accurſius elegant genennet zu werden verdie- nen 97). Der groſſe Beyfall, den dieſer Rechtslehrer durch ſeine Vorleſungen zu Bologna erwarb, verurſach- te nun, daß nicht nur die Exemplare der juſtinianeiſchen Rechtsbuͤcher mit einem erſtaunenden Eifer abgeſchrie- ben, und in die Haͤnde der Rechtsbefliſſenen ſowohl als der damahligen Gelehrten verbreitet wurden, ſondern es wurden auch die Gloſſen des Irnerius dieſen Hand- ſchriften 96) 97) Dieſes Lob giebt auch ſelbſt odofredus an mehreren Orten ſeiner Commentarien der Gloſſe des Irnerius, ſo z. B. ſagt er ad L. manumiſſionis D. de Iuſt. et Iure: Hic gloſſat dominus irnerius elegantiſſimis verbis: und eben ſo richtig urtheilt sartius in Irnerio §. V. wenn er ſagt: Fuerunt eius gloſſae breves et elegantes, et illae quidem non continenti oratione ſcriptae, ſed interciſae, et ad loca tantum obſcuriora legum et difficiliora adpi- ctae. 96) ſtudere in libris noſtris, et ſtudendo coepit docere in legi- bus, et ipfe fuit maximi nominis, et primus illuminator ſcientiae noſtrae; und ad L. Sane ſi haec Cod. de ſa- croſ. Eccl. Dominus irnerius erat magiſter in arti- bus, — et ſtuduit per ſe, ſicut potuit, poſtea coepit docere in iure civili; auch ad L. ult. C. de in int. reſt. minor.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/366
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/366>, abgerufen am 14.05.2024.