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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
wird sich in der Folge zeigen. Hätte man hierauf meh-
rere Aufmerksamkeit verwendet, so würde vielleicht man-
cher Zweifel über den Verstand dieser oder jener Gesez-
stelle, leichter gehoben, ja mancher Irrthum vermieden
worden seyn. Die Fabel von der Präscription der Ge-
wohnheitsrechte giebt ein deutliches Beispiel davon. Uebri-
gens ist die Lehre vom Gewohnheitsrechte desto wichti-
ger, je grösern Einfluß sie auf das Ansehen der geschrie-
benen Gesetze hat, welches, wenn besonders von den
fremden in Teutschland recipirten Gesetzen die Rede ist,
oft nur gar zu voreilig unter dem Schilde entgegenste-
hender Rechtsgewohnheiten und Observanzen bestritten zu
werden pflegt. Unter den diese Materie erläuternden
Academischen Schriften will ich ausser denen, die in
Lipenius, und Schotts Supplementen stehen, nur
noch folgende anführen: de senckenberg de iure ob-
servantiae ac consuetudinis in causis publicis priva-
tisve Giessae 1743. Ger. von dem busch diss. de
consuetudine, unde et quando vim legis obtineat
Goettingae 1752. rec. Halae
1773. und Car. Christph.
hofacker D. de iure consuetudinis secundum do-
ctrinam iuris naturalis et romani. Tübingae
1774.

Dieses vorausgeschickt schreiten wir nunmehro zur
Abhandlung der Lehre vom Gewohnheitsrechte selbst,
und erinnern nur noch, daß hier bloß vom Privat-
Gewohnheitsrechte
die Rede sey, indem die Mate-
rie vom Staatsherkommen, welches von jenem
ganz unterschieden ist, in das Gebiet des teutschen
Staatsrecht gehört, mithin eigentlich ausser unserer
Sphäre liegt.


§. 83.
D d 2

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
wird ſich in der Folge zeigen. Haͤtte man hierauf meh-
rere Aufmerkſamkeit verwendet, ſo wuͤrde vielleicht man-
cher Zweifel uͤber den Verſtand dieſer oder jener Geſez-
ſtelle, leichter gehoben, ja mancher Irrthum vermieden
worden ſeyn. Die Fabel von der Praͤſcription der Ge-
wohnheitsrechte giebt ein deutliches Beiſpiel davon. Uebri-
gens iſt die Lehre vom Gewohnheitsrechte deſto wichti-
ger, je groͤſern Einfluß ſie auf das Anſehen der geſchrie-
benen Geſetze hat, welches, wenn beſonders von den
fremden in Teutſchland recipirten Geſetzen die Rede iſt,
oft nur gar zu voreilig unter dem Schilde entgegenſte-
hender Rechtsgewohnheiten und Obſervanzen beſtritten zu
werden pflegt. Unter den dieſe Materie erlaͤuternden
Academiſchen Schriften will ich auſſer denen, die in
Lipenius, und Schotts Supplementen ſtehen, nur
noch folgende anfuͤhren: de senckenberg de iure ob-
ſervantiae ac conſuetudinis in cauſis publicis priva-
tisve Gieſſae 1743. Ger. von dem busch diſſ. de
conſuetudine, unde et quando vim legis obtineat
Goettingae 1752. rec. Halae
1773. und Car. Chriſtph.
hofacker D. de iure conſuetudinis ſecundum do-
ctrinam iuris naturalis et romani. Tuͤbingae
1774.

Dieſes vorausgeſchickt ſchreiten wir nunmehro zur
Abhandlung der Lehre vom Gewohnheitsrechte ſelbſt,
und erinnern nur noch, daß hier bloß vom Privat-
Gewohnheitsrechte
die Rede ſey, indem die Mate-
rie vom Staatsherkommen, welches von jenem
ganz unterſchieden iſt, in das Gebiet des teutſchen
Staatsrecht gehoͤrt, mithin eigentlich auſſer unſerer
Sphaͤre liegt.


§. 83.
D d 2
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[417/0437] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. wird ſich in der Folge zeigen. Haͤtte man hierauf meh- rere Aufmerkſamkeit verwendet, ſo wuͤrde vielleicht man- cher Zweifel uͤber den Verſtand dieſer oder jener Geſez- ſtelle, leichter gehoben, ja mancher Irrthum vermieden worden ſeyn. Die Fabel von der Praͤſcription der Ge- wohnheitsrechte giebt ein deutliches Beiſpiel davon. Uebri- gens iſt die Lehre vom Gewohnheitsrechte deſto wichti- ger, je groͤſern Einfluß ſie auf das Anſehen der geſchrie- benen Geſetze hat, welches, wenn beſonders von den fremden in Teutſchland recipirten Geſetzen die Rede iſt, oft nur gar zu voreilig unter dem Schilde entgegenſte- hender Rechtsgewohnheiten und Obſervanzen beſtritten zu werden pflegt. Unter den dieſe Materie erlaͤuternden Academiſchen Schriften will ich auſſer denen, die in Lipenius, und Schotts Supplementen ſtehen, nur noch folgende anfuͤhren: de senckenberg de iure ob- ſervantiae ac conſuetudinis in cauſis publicis priva- tisve Gieſſae 1743. Ger. von dem busch diſſ. de conſuetudine, unde et quando vim legis obtineat Goettingae 1752. rec. Halae 1773. und Car. Chriſtph. hofacker D. de iure conſuetudinis ſecundum do- ctrinam iuris naturalis et romani. Tuͤbingae 1774. Dieſes vorausgeſchickt ſchreiten wir nunmehro zur Abhandlung der Lehre vom Gewohnheitsrechte ſelbſt, und erinnern nur noch, daß hier bloß vom Privat- Gewohnheitsrechte die Rede ſey, indem die Mate- rie vom Staatsherkommen, welches von jenem ganz unterſchieden iſt, in das Gebiet des teutſchen Staatsrecht gehoͤrt, mithin eigentlich auſſer unſerer Sphaͤre liegt. §. 83. D d 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/437>, abgerufen am 29.03.2024.