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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 3. Tit.
Collegia zusammen, welche in einer gewissen Verbindung
stehen, machen also ein Corpus aus. Z. B. eine Aca-
demie 69). Endlich nach dem Unterschied ihrer innern
Verfassung
sind Universitäten entweder von der Art,
daß einige Mitglieder eine mit Zwangsrechten versehene
Direction und Gerichtsbarkeit über die andern haben,
oder nicht. Erstere werden universitates ordinatae, auch
Staatsgesellschaften genennt, z. B. Städre, Ca-
pittel, Academien 70).

§. 89.
Rechte einer Universität. Begriff und verschiedene Gattungen
der Statuten.

Gemeinheiten, als moralische Personen betrachtet,
haben nun ihre Rechte und Verbindlichkeiten, wie andere
Menschen; ja so lange in Rücksicht auf die Arten der
Rechte, welche Menschen erwerben können, die Gesetze
keinen Unterschied zwischen einer moralischen Person und
einen individuellen Menschen machen, so lange ist eine
moralische Person auch gleicher Rechte fähig, wenn nur
das Recht, von dessen Erwerbungsfähigkeit die Rede ist,
nicht von der Natur ist, daß es schlechterdings nur von
dem Menschen, der es erworben, in eigner Person muß
ausgeübt werden. Denn so kann z. B. eine moralische

Person
69) stryck Us. mod. Pandectar. Lib. XLVII. Tit. 22. §. 1.
sagt: corpus a collegio ita distinguitur. quod illud sit
coniunctio plurium diversorum collegiorum
.
Jedoch werden die
Worte Collegium und corpus auch oft für Eins genommen.
L. 10. §. 1. D. de vacat. mun. L. penult. §. 12. D. de iure
immunit. L. 1. D. quod cuiusq. univ. nom.
70) Andere Begriffe verbindet mit diesen Benennungen Herr
Geh. R. nettelbladt System. elem. iurispr. pos. Germ.
gen. Lib. II. Sect. I. Tit. I.
§. 849. u. folg.

1. Buch. 3. Tit.
Collegia zuſammen, welche in einer gewiſſen Verbindung
ſtehen, machen alſo ein Corpus aus. Z. B. eine Aca-
demie 69). Endlich nach dem Unterſchied ihrer innern
Verfaſſung
ſind Univerſitaͤten entweder von der Art,
daß einige Mitglieder eine mit Zwangsrechten verſehene
Direction und Gerichtsbarkeit uͤber die andern haben,
oder nicht. Erſtere werden univerſitates ordinatae, auch
Staatsgeſellſchaften genennt, z. B. Staͤdre, Ca-
pittel, Academien 70).

§. 89.
Rechte einer Univerſitaͤt. Begriff und verſchiedene Gattungen
der Statuten.

Gemeinheiten, als moraliſche Perſonen betrachtet,
haben nun ihre Rechte und Verbindlichkeiten, wie andere
Menſchen; ja ſo lange in Ruͤckſicht auf die Arten der
Rechte, welche Menſchen erwerben koͤnnen, die Geſetze
keinen Unterſchied zwiſchen einer moraliſchen Perſon und
einen individuellen Menſchen machen, ſo lange iſt eine
moraliſche Perſon auch gleicher Rechte faͤhig, wenn nur
das Recht, von deſſen Erwerbungsfaͤhigkeit die Rede iſt,
nicht von der Natur iſt, daß es ſchlechterdings nur von
dem Menſchen, der es erworben, in eigner Perſon muß
ausgeuͤbt werden. Denn ſo kann z. B. eine moraliſche

Perſon
69) stryck Uſ. mod. Pandectar. Lib. XLVII. Tit. 22. §. 1.
ſagt: corpus a collegio ita diſtinguitur. quod illud ſit
coniunctio plurium diverſorum collegiorum
.
Jedoch werden die
Worte Collegium und corpus auch oft fuͤr Eins genommen.
L. 10. §. 1. D. de vacat. mun. L. penult. §. 12. D. de iure
immunit. L. 1. D. quod cuiusq. univ. nom.
70) Andere Begriffe verbindet mit dieſen Benennungen Herr
Geh. R. nettelbladt Syſtem. elem. iurispr. poſ. Germ.
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[482/0502] 1. Buch. 3. Tit. Collegia zuſammen, welche in einer gewiſſen Verbindung ſtehen, machen alſo ein Corpus aus. Z. B. eine Aca- demie 69). Endlich nach dem Unterſchied ihrer innern Verfaſſung ſind Univerſitaͤten entweder von der Art, daß einige Mitglieder eine mit Zwangsrechten verſehene Direction und Gerichtsbarkeit uͤber die andern haben, oder nicht. Erſtere werden univerſitates ordinatae, auch Staatsgeſellſchaften genennt, z. B. Staͤdre, Ca- pittel, Academien 70). §. 89. Rechte einer Univerſitaͤt. Begriff und verſchiedene Gattungen der Statuten. Gemeinheiten, als moraliſche Perſonen betrachtet, haben nun ihre Rechte und Verbindlichkeiten, wie andere Menſchen; ja ſo lange in Ruͤckſicht auf die Arten der Rechte, welche Menſchen erwerben koͤnnen, die Geſetze keinen Unterſchied zwiſchen einer moraliſchen Perſon und einen individuellen Menſchen machen, ſo lange iſt eine moraliſche Perſon auch gleicher Rechte faͤhig, wenn nur das Recht, von deſſen Erwerbungsfaͤhigkeit die Rede iſt, nicht von der Natur iſt, daß es ſchlechterdings nur von dem Menſchen, der es erworben, in eigner Perſon muß ausgeuͤbt werden. Denn ſo kann z. B. eine moraliſche Perſon 69) stryck Uſ. mod. Pandectar. Lib. XLVII. Tit. 22. §. 1. ſagt: corpus a collegio ita diſtinguitur. quod illud ſit coniunctio plurium diverſorum collegiorum. Jedoch werden die Worte Collegium und corpus auch oft fuͤr Eins genommen. L. 10. §. 1. D. de vacat. mun. L. penult. §. 12. D. de iure immunit. L. 1. D. quod cuiusq. univ. nom. 70) Andere Begriffe verbindet mit dieſen Benennungen Herr Geh. R. nettelbladt Syſtem. elem. iurispr. poſ. Germ. gen. Lib. II. Sect. I. Tit. I. §. 849. u. folg.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/502>, abgerufen am 28.03.2024.