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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
kann einer Gemeinheit das Recht, durch Verträge etwas
von denenselben abweichendes festzusetzen, um so weniger
versagt werden, als diese Befugniß sogar einzelnen Bür-
gern des Staats zustehet. Da jedoch Verträge eigent-
lich und in der Regel nur die Paciscenten verbinden, die
sie schliessen, aber keinen Dritten, so folgt hieraus,

3) daß durch die Statuten, welche nichts anders
als Verträge sind, Niemand als die Mitglieder der
Gemeinheit, so dieselben errichtet, oder doch in dieselben
eingewilliget haben, verbunden werden. Sie erstrecken
also ihre Verbindlichkeit nicht auf die forenses, die keine
Gemeindegliedersind; es wäre denn, daß durch einen Ge-
meindeschluß solche Rechte und Verbindlichkeiten wären
festgesetzt worden, welche blos Grundstücke betreffen; z. B.
wenn vermöge eines solchen Gesellschaftsvertrags die Ko-
sten zur Bestreitung der Gemeindeausgaben unter dem
Namen, Anlagen, auf die Häuser und Grundstücke
in der Gemeinde ausgeschlagen worden; so müssen sich
solche Lasten auch Fremde gefallen lassen, welche derglei-
chen Güter, auf denen sie haften, acquiriren 89). Ausser-
dem wird kein Dritter, der nicht Mitglied der Gesell-
schaft ist, durch das Statutum einer Gemeinheit verbun-
den. Wir reden jedoch blos von conventionellen Statu-

ten.
89) Eben dies bestärkt auch L. 67. D. de contrah. emt. et vendit.
Alienatio cum fit, cum sua causa dominium ad alium trans-
ferimus, quae esset sutura, si apud nos ea res mansisset. causa

zeigt hier die ganze Beschaffenheit der Sache an, und werden
darunter nicht nur die auf der Sache ruhende Beschwe-
rungen
, sondern auch zugleich die bey der Sache zu ziehen-
den Vortheile verstanden. S. Westphal Lehre des
gemeinen Rechts vom Kauf-Pacht-Mieth- und Erbzins-
kontract (Leipzig 1789) 1. Th. 1. Hauptst. 4. Kap. §. 115.
S. 99.

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
kann einer Gemeinheit das Recht, durch Vertraͤge etwas
von denenſelben abweichendes feſtzuſetzen, um ſo weniger
verſagt werden, als dieſe Befugniß ſogar einzelnen Buͤr-
gern des Staats zuſtehet. Da jedoch Vertraͤge eigent-
lich und in der Regel nur die Paciscenten verbinden, die
ſie ſchlieſſen, aber keinen Dritten, ſo folgt hieraus,

3) daß durch die Statuten, welche nichts anders
als Vertraͤge ſind, Niemand als die Mitglieder der
Gemeinheit, ſo dieſelben errichtet, oder doch in dieſelben
eingewilliget haben, verbunden werden. Sie erſtrecken
alſo ihre Verbindlichkeit nicht auf die forenſes, die keine
Gemeindegliederſind; es waͤre denn, daß durch einen Ge-
meindeſchluß ſolche Rechte und Verbindlichkeiten waͤren
feſtgeſetzt worden, welche blos Grundſtuͤcke betreffen; z. B.
wenn vermoͤge eines ſolchen Geſellſchaftsvertrags die Ko-
ſten zur Beſtreitung der Gemeindeausgaben unter dem
Namen, Anlagen, auf die Haͤuſer und Grundſtuͤcke
in der Gemeinde ausgeſchlagen worden; ſo muͤſſen ſich
ſolche Laſten auch Fremde gefallen laſſen, welche derglei-
chen Guͤter, auf denen ſie haften, acquiriren 89). Auſſer-
dem wird kein Dritter, der nicht Mitglied der Geſell-
ſchaft iſt, durch das Statutum einer Gemeinheit verbun-
den. Wir reden jedoch blos von conventionellen Statu-

ten.
89) Eben dies beſtaͤrkt auch L. 67. D. de contrah. emt. et vendit.
Alienatio cum fit, cum ſua cauſa dominium ad alium trans-
ferimus, quae eſſet ſutura, ſi apud nos ea res manſiſſet. causa

zeigt hier die ganze Beſchaffenheit der Sache an, und werden
darunter nicht nur die auf der Sache ruhende Beſchwe-
rungen
, ſondern auch zugleich die bey der Sache zu ziehen-
den Vortheile verſtanden. S. Weſtphal Lehre des
gemeinen Rechts vom Kauf-Pacht-Mieth- und Erbzins-
kontract (Leipzig 1789) 1. Th. 1. Hauptſt. 4. Kap. §. 115.
S. 99.
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[489/0509] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. kann einer Gemeinheit das Recht, durch Vertraͤge etwas von denenſelben abweichendes feſtzuſetzen, um ſo weniger verſagt werden, als dieſe Befugniß ſogar einzelnen Buͤr- gern des Staats zuſtehet. Da jedoch Vertraͤge eigent- lich und in der Regel nur die Paciscenten verbinden, die ſie ſchlieſſen, aber keinen Dritten, ſo folgt hieraus, 3) daß durch die Statuten, welche nichts anders als Vertraͤge ſind, Niemand als die Mitglieder der Gemeinheit, ſo dieſelben errichtet, oder doch in dieſelben eingewilliget haben, verbunden werden. Sie erſtrecken alſo ihre Verbindlichkeit nicht auf die forenſes, die keine Gemeindegliederſind; es waͤre denn, daß durch einen Ge- meindeſchluß ſolche Rechte und Verbindlichkeiten waͤren feſtgeſetzt worden, welche blos Grundſtuͤcke betreffen; z. B. wenn vermoͤge eines ſolchen Geſellſchaftsvertrags die Ko- ſten zur Beſtreitung der Gemeindeausgaben unter dem Namen, Anlagen, auf die Haͤuſer und Grundſtuͤcke in der Gemeinde ausgeſchlagen worden; ſo muͤſſen ſich ſolche Laſten auch Fremde gefallen laſſen, welche derglei- chen Guͤter, auf denen ſie haften, acquiriren 89). Auſſer- dem wird kein Dritter, der nicht Mitglied der Geſell- ſchaft iſt, durch das Statutum einer Gemeinheit verbun- den. Wir reden jedoch blos von conventionellen Statu- ten. 89) Eben dies beſtaͤrkt auch L. 67. D. de contrah. emt. et vendit. Alienatio cum fit, cum ſua cauſa dominium ad alium trans- ferimus, quae eſſet ſutura, ſi apud nos ea res manſiſſet. causa zeigt hier die ganze Beſchaffenheit der Sache an, und werden darunter nicht nur die auf der Sache ruhende Beſchwe- rungen, ſondern auch zugleich die bey der Sache zu ziehen- den Vortheile verſtanden. S. Weſtphal Lehre des gemeinen Rechts vom Kauf-Pacht-Mieth- und Erbzins- kontract (Leipzig 1789) 1. Th. 1. Hauptſt. 4. Kap. §. 115. S. 99.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/509>, abgerufen am 04.05.2024.