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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
moralischen Person vortheilhafter sey, als die Meinung
der entgegengesetzten Majorität, (vota minoris partis
saniora esse
) kann weder die Ausführung des durch die
Mehrheit der Stimmen gefaßten Schlußes hindern, noch
die Minorität berechtigen, das durch die Stimmen des
grössern Theils beliebte, als von ihnen nicht beliebt, nicht zu
beobachten 96). Denn nicht zu gedenken, daß es schwer
zu beurtheilen, noch schwerer aber zu beweisen ist, quae
vota saniora sint,
so hat doch immer im Zweifel der grös-
sere Theil die Vermuthung für sich 97). Sollte es an
einem oder dem andern der oben angeführten Erforder-
nisse ermangeln, so verbinden solche Statuten nur allen-
falls diejenigen, welche darein gewilliget haben, die nicht
convocirten Mitglieder aber sind daran nicht gebunden,
gesetzt auch, daß des Oberherrn Bestättigung dazu gekom-
men wäre 98).

§. 92.
In welchen Fällen die landesherrliche Bestättigung
zur Gültigkeit der Statuten erforderlich sey?

Statuten, welche auf die im vorigen Paragraph
beschriebene Art errichtet worden, und nur die Gemeinde-
glieder vertragsweiß verbinden, bedürfen eigentlich an und

vor
96) reinharth select. Observat. ad Christinaei decis. Vol. I.
Observat.
9. In Religions- und solchen Sachen, welche iura
singulorum
betreffen, überwiegt jedoch die Mehrheit der Stim-
men des größern Theils den kleinern nicht. Instrum. Pac.
Osnabr. Art. V. §. 9. et 52. Cap. 29. de R. I. in 6to.
S.
westphal Tr. de iure singulorum. Halae 1757.
97) reinharth ad Christinaeum. Vol. I. Obs. 39. n. 7.
98) a wernher sel. Obs. for. P. IX. Obs. 145. n. 2. leyser
Spec. IIX. m. 1. riccius
a. a. O. §. 3. S. 406.

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
moraliſchen Perſon vortheilhafter ſey, als die Meinung
der entgegengeſetzten Majoritaͤt, (vota minoris partis
ſaniora eſſe
) kann weder die Ausfuͤhrung des durch die
Mehrheit der Stimmen gefaßten Schlußes hindern, noch
die Minoritaͤt berechtigen, das durch die Stimmen des
groͤſſern Theils beliebte, als von ihnen nicht beliebt, nicht zu
beobachten 96). Denn nicht zu gedenken, daß es ſchwer
zu beurtheilen, noch ſchwerer aber zu beweiſen iſt, quae
vota ſaniora ſint,
ſo hat doch immer im Zweifel der groͤſ-
ſere Theil die Vermuthung fuͤr ſich 97). Sollte es an
einem oder dem andern der oben angefuͤhrten Erforder-
niſſe ermangeln, ſo verbinden ſolche Statuten nur allen-
falls diejenigen, welche darein gewilliget haben, die nicht
convocirten Mitglieder aber ſind daran nicht gebunden,
geſetzt auch, daß des Oberherrn Beſtaͤttigung dazu gekom-
men waͤre 98).

§. 92.
In welchen Faͤllen die landesherrliche Beſtaͤttigung
zur Guͤltigkeit der Statuten erforderlich ſey?

Statuten, welche auf die im vorigen Paragraph
beſchriebene Art errichtet worden, und nur die Gemeinde-
glieder vertragsweiß verbinden, beduͤrfen eigentlich an und

vor
96) reinharth ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaei deciſ. Vol. I.
Obſervat.
9. In Religions- und ſolchen Sachen, welche iura
ſingulorum
betreffen, uͤberwiegt jedoch die Mehrheit der Stim-
men des groͤßern Theils den kleinern nicht. Inſtrum. Pac.
Osnabr. Art. V. §. 9. et 52. Cap. 29. de R. I. in 6to.
S.
westphal Tr. de iure ſingulorum. Halae 1757.
97) reinharth ad Chriſtinaeum. Vol. I. Obſ. 39. n. 7.
98) a wernher ſel. Obſ. for. P. IX. Obſ. 145. n. 2. leyser
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a. a. O. §. 3. S. 406.
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[493/0513] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. moraliſchen Perſon vortheilhafter ſey, als die Meinung der entgegengeſetzten Majoritaͤt, (vota minoris partis ſaniora eſſe) kann weder die Ausfuͤhrung des durch die Mehrheit der Stimmen gefaßten Schlußes hindern, noch die Minoritaͤt berechtigen, das durch die Stimmen des groͤſſern Theils beliebte, als von ihnen nicht beliebt, nicht zu beobachten 96). Denn nicht zu gedenken, daß es ſchwer zu beurtheilen, noch ſchwerer aber zu beweiſen iſt, quae vota ſaniora ſint, ſo hat doch immer im Zweifel der groͤſ- ſere Theil die Vermuthung fuͤr ſich 97). Sollte es an einem oder dem andern der oben angefuͤhrten Erforder- niſſe ermangeln, ſo verbinden ſolche Statuten nur allen- falls diejenigen, welche darein gewilliget haben, die nicht convocirten Mitglieder aber ſind daran nicht gebunden, geſetzt auch, daß des Oberherrn Beſtaͤttigung dazu gekom- men waͤre 98). §. 92. In welchen Faͤllen die landesherrliche Beſtaͤttigung zur Guͤltigkeit der Statuten erforderlich ſey? Statuten, welche auf die im vorigen Paragraph beſchriebene Art errichtet worden, und nur die Gemeinde- glieder vertragsweiß verbinden, beduͤrfen eigentlich an und vor 96) reinharth ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaei deciſ. Vol. I. Obſervat. 9. In Religions- und ſolchen Sachen, welche iura ſingulorum betreffen, uͤberwiegt jedoch die Mehrheit der Stim- men des groͤßern Theils den kleinern nicht. Inſtrum. Pac. Osnabr. Art. V. §. 9. et 52. Cap. 29. de R. I. in 6to. S. westphal Tr. de iure ſingulorum. Halae 1757. 97) reinharth ad Chriſtinaeum. Vol. I. Obſ. 39. n. 7. 98) a wernher ſel. Obſ. for. P. IX. Obſ. 145. n. 2. leyser Spec. IIX. m. 1. riccius a. a. O. §. 3. S. 406.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/513>, abgerufen am 19.04.2024.