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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Constitutionibus Principum.
Wichtigkeit. Denn Gnadenrescripte erhalten ihre
Wirkung gleich von dem Tage ihrer Ausfertigung (a
tempore datae
) an; Justizrescripte aber erst von
der Zeit an, da sie dem Richter vorgezeiget worden sind
(a tempore insinuationis) 54). Und zwar sollen leztere
nach der Vorschrift des canonischen Rechts längstens
innerhalb eines Jahres von dem Impetranten vor-
gezeiger werden, nachdem derselbe Gelegenheit dazu bey
dem Richter gehabt hat 55). Ist solches aus Gefährde
oder nur aus Nachläßigkeit unterlassen worden, so gilt
das Rescript nichts mehr gegen ein neueres, welches der
Gegner unterdessen ausgewirkt hat. Es verstehet sich
also, daß wenn kein gegenseitiges anderes Rescript er-
folgt ist, das erstere auch noch nach einem Jahre seine
Gültigkeit behalten werde 56).

Die Benennung einer pragmatischen San-
ction
kommt heutiges Tages im römischen Sinn gar
nicht mehr vor; sondern man verstehet vielmehr darunter
ein schriftlich errichtetes Fundamentalgesetz, welches den
öffentlichen Zustand und Verfassung eines Landes oder

Reichs
54) c. 7. c. 19. X. de Rescript. c. 9. c. 14. eodem in 6 to. c. 7.
de Praebend. in 6 to. cap. 59. X. de Appellat. G. L. boeh-
mer
Princip. iur. canon. Lib. II. Sect. III. Tit.
4. §. 227.
Paul. Ios. a riegger Institut. iurisprud. eccles. P. II. §. 95.
und Eibel Einleitung in das kathol. Kirchenrecht. IV. Th.
I. B. 2. Hauptst. §. 256.
55) cap. 9. u. 23. X. de rescript. Franc. florens ad Tit De-
cretal. de Rescript. Tr. 3. Oper. Tom. I.
S. 101. Eibel
a. a. O. §. 255.
56) L. 2. Cod. de divers. Rescript. S. fachinaeus Contro-
vers. iuris Lib. VIII. cap.
65. Jedoch ist die Ausnahme, die
L. 2. macht, si modo tempus, in quo allegari vel audiri de-
bent, non sit comprehensum,
nicht aus der Acht zu lassen.
K k 3

de Conſtitutionibus Principum.
Wichtigkeit. Denn Gnadenreſcripte erhalten ihre
Wirkung gleich von dem Tage ihrer Ausfertigung (a
tempore datae
) an; Juſtizreſcripte aber erſt von
der Zeit an, da ſie dem Richter vorgezeiget worden ſind
(a tempore inſinuationis) 54). Und zwar ſollen leztere
nach der Vorſchrift des canoniſchen Rechts laͤngſtens
innerhalb eines Jahres von dem Impetranten vor-
gezeiger werden, nachdem derſelbe Gelegenheit dazu bey
dem Richter gehabt hat 55). Iſt ſolches aus Gefaͤhrde
oder nur aus Nachlaͤßigkeit unterlaſſen worden, ſo gilt
das Reſcript nichts mehr gegen ein neueres, welches der
Gegner unterdeſſen ausgewirkt hat. Es verſtehet ſich
alſo, daß wenn kein gegenſeitiges anderes Reſcript er-
folgt iſt, das erſtere auch noch nach einem Jahre ſeine
Guͤltigkeit behalten werde 56).

Die Benennung einer pragmatiſchen San-
ction
kommt heutiges Tages im roͤmiſchen Sinn gar
nicht mehr vor; ſondern man verſtehet vielmehr darunter
ein ſchriftlich errichtetes Fundamentalgeſetz, welches den
oͤffentlichen Zuſtand und Verfaſſung eines Landes oder

Reichs
54) c. 7. c. 19. X. de Reſcript. c. 9. c. 14. eodem in 6 to. c. 7.
de Praebend. in 6 to. cap. 59. X. de Appellat. G. L. boeh-
mer
Princip. iur. canon. Lib. II. Sect. III. Tit.
4. §. 227.
Paul. Ioſ. a riegger Inſtitut. iurisprud. eccleſ. P. II. §. 95.
und Eibel Einleitung in das kathol. Kirchenrecht. IV. Th.
I. B. 2. Hauptſt. §. 256.
55) cap. 9. u. 23. X. de reſcript. Franc. florens ad Tit De-
cretal. de Reſcript. Tr. 3. Oper. Tom. I.
S. 101. Eibel
a. a. O. §. 255.
56) L. 2. Cod. de diverſ. Reſcript. S. fachinaeus Contro-
verſ. iuris Lib. VIII. cap.
65. Jedoch iſt die Ausnahme, die
L. 2. macht, ſi modo tempus, in quo allegari vel audiri de-
bent, non ſit comprehenſum,
nicht aus der Acht zu laſſen.
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[515/0535] de Conſtitutionibus Principum. Wichtigkeit. Denn Gnadenreſcripte erhalten ihre Wirkung gleich von dem Tage ihrer Ausfertigung (a tempore datae) an; Juſtizreſcripte aber erſt von der Zeit an, da ſie dem Richter vorgezeiget worden ſind (a tempore inſinuationis) 54). Und zwar ſollen leztere nach der Vorſchrift des canoniſchen Rechts laͤngſtens innerhalb eines Jahres von dem Impetranten vor- gezeiger werden, nachdem derſelbe Gelegenheit dazu bey dem Richter gehabt hat 55). Iſt ſolches aus Gefaͤhrde oder nur aus Nachlaͤßigkeit unterlaſſen worden, ſo gilt das Reſcript nichts mehr gegen ein neueres, welches der Gegner unterdeſſen ausgewirkt hat. Es verſtehet ſich alſo, daß wenn kein gegenſeitiges anderes Reſcript er- folgt iſt, das erſtere auch noch nach einem Jahre ſeine Guͤltigkeit behalten werde 56). Die Benennung einer pragmatiſchen San- ction kommt heutiges Tages im roͤmiſchen Sinn gar nicht mehr vor; ſondern man verſtehet vielmehr darunter ein ſchriftlich errichtetes Fundamentalgeſetz, welches den oͤffentlichen Zuſtand und Verfaſſung eines Landes oder Reichs 54) c. 7. c. 19. X. de Reſcript. c. 9. c. 14. eodem in 6 to. c. 7. de Praebend. in 6 to. cap. 59. X. de Appellat. G. L. boeh- mer Princip. iur. canon. Lib. II. Sect. III. Tit. 4. §. 227. Paul. Ioſ. a riegger Inſtitut. iurisprud. eccleſ. P. II. §. 95. und Eibel Einleitung in das kathol. Kirchenrecht. IV. Th. I. B. 2. Hauptſt. §. 256. 55) cap. 9. u. 23. X. de reſcript. Franc. florens ad Tit De- cretal. de Reſcript. Tr. 3. Oper. Tom. I. S. 101. Eibel a. a. O. §. 255. 56) L. 2. Cod. de diverſ. Reſcript. S. fachinaeus Contro- verſ. iuris Lib. VIII. cap. 65. Jedoch iſt die Ausnahme, die L. 2. macht, ſi modo tempus, in quo allegari vel audiri de- bent, non ſit comprehenſum, nicht aus der Acht zu laſſen. K k 3

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/535>, abgerufen am 30.04.2024.