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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 4. Tit.
und auf eine ausserordentliche Art zu strafen, zumahl da
nach den Legibus sacratis der Römer über Leben und
Tod eines Bürgers anders nicht als in den Centuriat-
comitien geurtheilet werden sollte 15). In den folgen-
den Zeiten haben die römischen Kaiser nicht nur häufig
einzelnen Personen Privilegien ertheilet, sondern auch
Sachen ihrer Unterthanen von der Vorschrift der Gesetze
befreyet. Schon Ulpian 16) gedenkt daher des Unter-
schieds zwischen Real- und persönlichen Immunitäten.
Ja es wurde der Begriff vom Privilegium so ausge-
dehnt, daß sowohl in den Gesetzen der Pandecten als
des Codex auch die iura singularia unterweilen, so wie
noch heutiges Tages, Privilegien genennet werden 17).

Jedoch
15) Cicero de Legibus Lib. II. c. 4. u. 19. verbindet beyde
Gesetze miteinander. Tum leges praeclarissimae de XII. Ta-
bulis tralatae dune, quarum altera
privilegia tollit, al-
tera
de capite civis romani rogari, nisi maximo
comitiatu, vetat
.
An einem andern Ort schreibt er bey-
de den Legibus Sacratis zu pro Domo c. 17. und pro Sextio
cap.
30. Sigonius de antiquo iure civium Rom. Lib. I.
cap.
6. hält sie für capita derjenigen legum sacratarum, welche
im Jahre der Erb. Roms 260 auf dem von ihnen benannten
Monte sacro wegen Einführung der Tribunen des gemeinen
Volks gegeben worden sind. Allein ernesti Clavi Ciceron.
in Indice Legum
hält sie mit besserm Grunde für Fragmente
des Valerischen Gesetzes de provocatione. S. auch platt-
ner
de legibus sacratis Romanor. cap. V.
16) L. 3. §. 1. D. de Censibus. Eben dieser Ulpian unter-
scheidet auch an einem andern Ort sehr deutlich privilegia rea-
lia
und personalia. L. 1. §. 41--44. D. de aqua quotid. et
aestiva
.
17) Z. B. privilegium dotis L. 74. D. de iure dot. privilegium
militare testandi
L. 7. C. de testam. milit. L. 24. D. eod.

Auch im gemeinen Sprachgebrauch ist nichts gewöhnlicher, als
die

1. Buch. 4. Tit.
und auf eine auſſerordentliche Art zu ſtrafen, zumahl da
nach den Legibus ſacratis der Roͤmer uͤber Leben und
Tod eines Buͤrgers anders nicht als in den Centuriat-
comitien geurtheilet werden ſollte 15). In den folgen-
den Zeiten haben die roͤmiſchen Kaiſer nicht nur haͤufig
einzelnen Perſonen Privilegien ertheilet, ſondern auch
Sachen ihrer Unterthanen von der Vorſchrift der Geſetze
befreyet. Schon Ulpian 16) gedenkt daher des Unter-
ſchieds zwiſchen Real- und perſoͤnlichen Immunitaͤten.
Ja es wurde der Begriff vom Privilegium ſo ausge-
dehnt, daß ſowohl in den Geſetzen der Pandecten als
des Codex auch die iura ſingularia unterweilen, ſo wie
noch heutiges Tages, Privilegien genennet werden 17).

Jedoch
15) Cicero de Legibus Lib. II. c. 4. u. 19. verbindet beyde
Geſetze miteinander. Tum leges praeclariſſimae de XII. Ta-
bulis tralatae dune, quarum altera
privilegia tollit, al-
tera
de capite civis romani rogari, nisi maximo
comitiatu, vetat
.
An einem andern Ort ſchreibt er bey-
de den Legibus Sacratis zu pro Domo c. 17. und pro Sextio
cap.
30. Sigonius de antiquo iure civium Rom. Lib. I.
cap.
6. haͤlt ſie fuͤr capita derjenigen legum ſacratarum, welche
im Jahre der Erb. Roms 260 auf dem von ihnen benannten
Monte ſacro wegen Einfuͤhrung der Tribunen des gemeinen
Volks gegeben worden ſind. Allein ernesti Clavi Ciceron.
in Indice Legum
haͤlt ſie mit beſſerm Grunde fuͤr Fragmente
des Valeriſchen Geſetzes de provocatione. S. auch platt-
ner
de legibus ſacratis Romanor. cap. V.
16) L. 3. §. 1. D. de Cenſibus. Eben dieſer Ulpian unter-
ſcheidet auch an einem andern Ort ſehr deutlich privilegia rea-
lia
und perſonalia. L. 1. §. 41—44. D. de aqua quotid. et
aeſtiva
.
17) Z. B. privilegium dotis L. 74. D. de iure dot. privilegium
militare teſtandi
L. 7. C. de teſtam. milit. L. 24. D. eod.

Auch im gemeinen Sprachgebrauch iſt nichts gewoͤhnlicher, als
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[536/0556] 1. Buch. 4. Tit. und auf eine auſſerordentliche Art zu ſtrafen, zumahl da nach den Legibus ſacratis der Roͤmer uͤber Leben und Tod eines Buͤrgers anders nicht als in den Centuriat- comitien geurtheilet werden ſollte 15). In den folgen- den Zeiten haben die roͤmiſchen Kaiſer nicht nur haͤufig einzelnen Perſonen Privilegien ertheilet, ſondern auch Sachen ihrer Unterthanen von der Vorſchrift der Geſetze befreyet. Schon Ulpian 16) gedenkt daher des Unter- ſchieds zwiſchen Real- und perſoͤnlichen Immunitaͤten. Ja es wurde der Begriff vom Privilegium ſo ausge- dehnt, daß ſowohl in den Geſetzen der Pandecten als des Codex auch die iura ſingularia unterweilen, ſo wie noch heutiges Tages, Privilegien genennet werden 17). Jedoch 15) Cicero de Legibus Lib. II. c. 4. u. 19. verbindet beyde Geſetze miteinander. Tum leges praeclariſſimae de XII. Ta- bulis tralatae dune, quarum altera privilegia tollit, al- tera de capite civis romani rogari, nisi maximo comitiatu, vetat. An einem andern Ort ſchreibt er bey- de den Legibus Sacratis zu pro Domo c. 17. und pro Sextio cap. 30. Sigonius de antiquo iure civium Rom. Lib. I. cap. 6. haͤlt ſie fuͤr capita derjenigen legum ſacratarum, welche im Jahre der Erb. Roms 260 auf dem von ihnen benannten Monte ſacro wegen Einfuͤhrung der Tribunen des gemeinen Volks gegeben worden ſind. Allein ernesti Clavi Ciceron. in Indice Legum haͤlt ſie mit beſſerm Grunde fuͤr Fragmente des Valeriſchen Geſetzes de provocatione. S. auch platt- ner de legibus ſacratis Romanor. cap. V. 16) L. 3. §. 1. D. de Cenſibus. Eben dieſer Ulpian unter- ſcheidet auch an einem andern Ort ſehr deutlich privilegia rea- lia und perſonalia. L. 1. §. 41—44. D. de aqua quotid. et aeſtiva. 17) Z. B. privilegium dotis L. 74. D. de iure dot. privilegium militare teſtandi L. 7. C. de teſtam. milit. L. 24. D. eod. Auch im gemeinen Sprachgebrauch iſt nichts gewoͤhnlicher, als die

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/556>, abgerufen am 13.11.2024.