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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
noch desjenigen abhängt, in dessen Gewalt oder Auf-
sicht er sich befindet. Dahin gehört einmahl, wenn
die Verbindlichkeit aus einem Verbrechen entsteht, pr.
I. de obligat. quae ex delicto nasc.
wo gesagt wird:
omnes obligationes ex maleficio esse unius generis:
nam omnes ex re nascuntur, id est, ex ipso ma-
leficio,
veluti ex furto etc.
Zweitens, wenn die
Verbindlichkeit aus einem erlaubten Geschäft entspringt,
aus welchem derjenige, welcher ohne sein Versprechen
und Zusage daraus verpflichtet wird, reicher geworden
ist. Z. B. wenn ich eines Pupillen negotia gerirt
habe, und zwar so, daß sein Nutzen dadurch wirk-
lich befördert worden ist, so ist derselbe verbunden, mir
meine Kosten und Auslagen zu erstatten. Die Ver-
bindlichkeit entspringt hier ex re, d. i. ex ipsa ne-
gotii natura,
ne pupillus ex alieno ditescat, et
cum damno meo fiat locupletior.
Auf die Art kön-
nen also furiosi, pupilli und andere Persohnen, die
sich durch ihre Einwilligung nicht selbst verbinden kön-
nen, dennoch ex re obligiret werden, wie Paulus
sagt L. 46. D. de obligat. et action. Furiosus et
pupillus ubi ex re actio venit, obligantur, etiam
sine curatore vel tutoris auctoritate: veluti si com-
munem fundum habeo cum his, et aliquid in eum
impendero, vel damnum in eo pupillus dederit: nam
iudicio communi dividundo obligabuntur.
Siehe
übrigens Huber in Praelect. ad Institut. Lib. III.
Tit.
20. §. 2.

Zweitens. Oft ist es schwer zu bestimmen,
zu welcher causarum figura, um mich dieses Ausdruks
des Cajus zu bedienen, eine gewisse Verbindlichkeit ge-
höre. Selbst die Röm. Juristen konnten sich nicht
immer hierüber vereinigen. Ein Beispiel giebt Celsus

in

1. Buch. 1. Tit.
noch desjenigen abhaͤngt, in deſſen Gewalt oder Auf-
ſicht er ſich befindet. Dahin gehoͤrt einmahl, wenn
die Verbindlichkeit aus einem Verbrechen entſteht, pr.
I. de obligat. quae ex delicto naſc.
wo geſagt wird:
omnes obligationes ex maleficio eſſe unius generis:
nam omnes ex re naſcuntur, id eſt, ex ipſo ma-
leficio,
veluti ex furto etc.
Zweitens, wenn die
Verbindlichkeit aus einem erlaubten Geſchaͤft entſpringt,
aus welchem derjenige, welcher ohne ſein Verſprechen
und Zuſage daraus verpflichtet wird, reicher geworden
iſt. Z. B. wenn ich eines Pupillen negotia gerirt
habe, und zwar ſo, daß ſein Nutzen dadurch wirk-
lich befoͤrdert worden iſt, ſo iſt derſelbe verbunden, mir
meine Koſten und Auslagen zu erſtatten. Die Ver-
bindlichkeit entſpringt hier ex re, d. i. ex ipſa ne-
gotii natura,
ne pupillus ex alieno diteſcat, et
cum damno meo fiat locupletior.
Auf die Art koͤn-
nen alſo furioſi, pupilli und andere Perſohnen, die
ſich durch ihre Einwilligung nicht ſelbſt verbinden koͤn-
nen, dennoch ex re obligiret werden, wie Paulus
ſagt L. 46. D. de obligat. et action. Furioſus et
pupillus ubi ex re actio venit, obligantur, etiam
ſine curatore vel tutoris auctoritate: veluti ſi com-
munem fundum habeo cum his, et aliquid in eum
impendero, vel damnum in eo pupillus dederit: nam
iudicio communi dividundo obligabuntur.
Siehe
uͤbrigens Huber in Praelect. ad Inſtitut. Lib. III.
Tit.
20. §. 2.

Zweitens. Oft iſt es ſchwer zu beſtimmen,
zu welcher cauſarum figura, um mich dieſes Ausdruks
des Cajus zu bedienen, eine gewiſſe Verbindlichkeit ge-
hoͤre. Selbſt die Roͤm. Juriſten konnten ſich nicht
immer hieruͤber vereinigen. Ein Beiſpiel giebt Celſus

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[36/0056] 1. Buch. 1. Tit. noch desjenigen abhaͤngt, in deſſen Gewalt oder Auf- ſicht er ſich befindet. Dahin gehoͤrt einmahl, wenn die Verbindlichkeit aus einem Verbrechen entſteht, pr. I. de obligat. quae ex delicto naſc. wo geſagt wird: omnes obligationes ex maleficio eſſe unius generis: nam omnes ex re naſcuntur, id eſt, ex ipſo ma- leficio, veluti ex furto etc. Zweitens, wenn die Verbindlichkeit aus einem erlaubten Geſchaͤft entſpringt, aus welchem derjenige, welcher ohne ſein Verſprechen und Zuſage daraus verpflichtet wird, reicher geworden iſt. Z. B. wenn ich eines Pupillen negotia gerirt habe, und zwar ſo, daß ſein Nutzen dadurch wirk- lich befoͤrdert worden iſt, ſo iſt derſelbe verbunden, mir meine Koſten und Auslagen zu erſtatten. Die Ver- bindlichkeit entſpringt hier ex re, d. i. ex ipſa ne- gotii natura, ne pupillus ex alieno diteſcat, et cum damno meo fiat locupletior. Auf die Art koͤn- nen alſo furioſi, pupilli und andere Perſohnen, die ſich durch ihre Einwilligung nicht ſelbſt verbinden koͤn- nen, dennoch ex re obligiret werden, wie Paulus ſagt L. 46. D. de obligat. et action. Furioſus et pupillus ubi ex re actio venit, obligantur, etiam ſine curatore vel tutoris auctoritate: veluti ſi com- munem fundum habeo cum his, et aliquid in eum impendero, vel damnum in eo pupillus dederit: nam iudicio communi dividundo obligabuntur. Siehe uͤbrigens Huber in Praelect. ad Inſtitut. Lib. III. Tit. 20. §. 2. Zweitens. Oft iſt es ſchwer zu beſtimmen, zu welcher cauſarum figura, um mich dieſes Ausdruks des Cajus zu bedienen, eine gewiſſe Verbindlichkeit ge- hoͤre. Selbſt die Roͤm. Juriſten konnten ſich nicht immer hieruͤber vereinigen. Ein Beiſpiel giebt Celſus in

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/56>, abgerufen am 28.03.2024.