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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Constitutionibus Principum.
diese Regel ihre Ausnahmen 53). Es giebt Privilegien,
die schon ihrer Natur nach auf die Nachkommen fort-
gehen, wenn deren auch keine besondere Erwähnung ge-
schehen ist. Ein Beyspiel davon giebt uns der sogenannte
Brief-Adel, welcher bekannter massen von dem ge-
adelten Vater auf alle nach der geschehenen Nobilitirung
desselben von ihm ehelich erzeugte Kinder und Nachkom-
men fortgepflanzet wird 54).

Zuweilen erstrecken auch die Gesetze selbst aus beson-
dern Ursachen persönliche Privilegien, oder derselben Wir-
kung Folgeweise, auf andere, die mit dem Privilegirten
in Verbindung stehen 55). So z. B. nimmt die Ehefrau
bekanntermaßen an den persönlichen Privilegien ihres Ehe-
manns Antheil, und hat solche in der Regel auch noch
als Wittwe zu geniessen 56). Eben so kommt das pri-
vilegium aetatis
auch den Eroen des Minderjährigen zu
statten 57), und den privilegirten Vorzug der Hypothek,
welche eine Ehefrau ihres Heyrathsguths wegen auf dem
sämmtlichen Vermögen des Mannes hat, geben die Gese-

tze
53) Von diesen Ausnahmen handelt sehr vollständig Io. Nic.
hert. in Diss. de transitione privilegii personalis ad alios.
in eius Commentationib. atque Opuscul. Vol. I. T. 3. Diss.
2.
S. 24--40.
54) S. Hrn. Prof. Klübers Dissert. de nobilitate codicillari.
Erlang. 1788. §. IV.
Riccius vom landsässigen Adel in
Teutschland. II. Theil. Cap. II. §. 4.
55) Ge. Ios. stein Diss. de privilegiorum extensione. Erford.
1725. §. XXVIII--XXXVII.
56) L. 13. Cod. de Dignitat. L. 10. Cod. de nuptiis. L. 6. §. ult.
C. de Profess. et Medic. L. fin. C. de incol.
57) L. 18. §. fin. L. 19. D. de minorib. L. un. Cod. si adver-
sus dotem.

de Conſtitutionibus Principum.
dieſe Regel ihre Ausnahmen 53). Es giebt Privilegien,
die ſchon ihrer Natur nach auf die Nachkommen fort-
gehen, wenn deren auch keine beſondere Erwaͤhnung ge-
ſchehen iſt. Ein Beyſpiel davon giebt uns der ſogenannte
Brief-Adel, welcher bekannter maſſen von dem ge-
adelten Vater auf alle nach der geſchehenen Nobilitirung
deſſelben von ihm ehelich erzeugte Kinder und Nachkom-
men fortgepflanzet wird 54).

Zuweilen erſtrecken auch die Geſetze ſelbſt aus beſon-
dern Urſachen perſoͤnliche Privilegien, oder derſelben Wir-
kung Folgeweiſe, auf andere, die mit dem Privilegirten
in Verbindung ſtehen 55). So z. B. nimmt die Ehefrau
bekanntermaßen an den perſoͤnlichen Privilegien ihres Ehe-
manns Antheil, und hat ſolche in der Regel auch noch
als Wittwe zu genieſſen 56). Eben ſo kommt das pri-
vilegium aetatis
auch den Eroen des Minderjaͤhrigen zu
ſtatten 57), und den privilegirten Vorzug der Hypothek,
welche eine Ehefrau ihres Heyrathsguths wegen auf dem
ſaͤmmtlichen Vermoͤgen des Mannes hat, geben die Geſe-

tze
53) Von dieſen Ausnahmen handelt ſehr vollſtaͤndig Io. Nic.
hert. in Diſſ. de tranſitione privilegii perſonalis ad alios.
in eius Commentationib. atque Opuſcul. Vol. I. T. 3. Diſſ.
2.
S. 24—40.
54) S. Hrn. Prof. Kluͤbers Diſſert. de nobilitate codicillari.
Erlang. 1788. §. IV.
Riccius vom landſaͤſſigen Adel in
Teutſchland. II. Theil. Cap. II. §. 4.
55) Ge. Ioſ. stein Diſſ. de privilegiorum extenſione. Erford.
1725. §. XXVIII—XXXVII.
56) L. 13. Cod. de Dignitat. L. 10. Cod. de nuptiis. L. 6. §. ult.
C. de Profeſſ. et Medic. L. fin. C. de incol.
57) L. 18. §. fin. L. 19. D. de minorib. L. un. Cod. ſi adver-
ſus dotem.
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[553/0573] de Conſtitutionibus Principum. dieſe Regel ihre Ausnahmen 53). Es giebt Privilegien, die ſchon ihrer Natur nach auf die Nachkommen fort- gehen, wenn deren auch keine beſondere Erwaͤhnung ge- ſchehen iſt. Ein Beyſpiel davon giebt uns der ſogenannte Brief-Adel, welcher bekannter maſſen von dem ge- adelten Vater auf alle nach der geſchehenen Nobilitirung deſſelben von ihm ehelich erzeugte Kinder und Nachkom- men fortgepflanzet wird 54). Zuweilen erſtrecken auch die Geſetze ſelbſt aus beſon- dern Urſachen perſoͤnliche Privilegien, oder derſelben Wir- kung Folgeweiſe, auf andere, die mit dem Privilegirten in Verbindung ſtehen 55). So z. B. nimmt die Ehefrau bekanntermaßen an den perſoͤnlichen Privilegien ihres Ehe- manns Antheil, und hat ſolche in der Regel auch noch als Wittwe zu genieſſen 56). Eben ſo kommt das pri- vilegium aetatis auch den Eroen des Minderjaͤhrigen zu ſtatten 57), und den privilegirten Vorzug der Hypothek, welche eine Ehefrau ihres Heyrathsguths wegen auf dem ſaͤmmtlichen Vermoͤgen des Mannes hat, geben die Geſe- tze 53) Von dieſen Ausnahmen handelt ſehr vollſtaͤndig Io. Nic. hert. in Diſſ. de tranſitione privilegii perſonalis ad alios. in eius Commentationib. atque Opuſcul. Vol. I. T. 3. Diſſ. 2. S. 24—40. 54) S. Hrn. Prof. Kluͤbers Diſſert. de nobilitate codicillari. Erlang. 1788. §. IV. Riccius vom landſaͤſſigen Adel in Teutſchland. II. Theil. Cap. II. §. 4. 55) Ge. Ioſ. stein Diſſ. de privilegiorum extenſione. Erford. 1725. §. XXVIII—XXXVII. 56) L. 13. Cod. de Dignitat. L. 10. Cod. de nuptiis. L. 6. §. ult. C. de Profeſſ. et Medic. L. fin. C. de incol. 57) L. 18. §. fin. L. 19. D. de minorib. L. un. Cod. ſi adver- ſus dotem.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/573>, abgerufen am 26.04.2024.