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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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Vorrede.

Bey dem großen Vorrath von Commentaren über
die Pandecten dürfte der gegenwärtige neue Ver-
such leicht überflüßig scheinen, oder doch wenigstens zu
manchen voreiligen Tadel, dem das Buch zwar ohne-
hin nie entgehen wird, Anlaß geben, wenn ich nicht
meinen Lesern vorläufig über die Entstehung und Ab-
sicht desselben einige Rechenschaft ablegte.

Die Vorlesungen über die Pandecten machen
schon seit geraumer Zeit einen vorzüglichen Theil mei-
nes Berufs aus, und mein immer sehr zahlreiches Au-
ditorium, so wie der anhaltende Fleiß meiner Zuhörer
giebt mir den sehr beruhigenden Beweiß, daß die Mü-
he, die ich auf diese Vorlesungen verwende, nicht ver-
kannt werde.

Allein zu beklagen ist es, daß man nach dem
einmal festgesetzten Plan ein so weites und dornichtes
Feld in dem engen Zeitraum eines halben Jahres zu
durchwandern genöthiget ist, und daher auch selbst für
die wichtigsten Gegenstände bey der großen Menge
derselben viel zu wenig Zeit hat, um sich bey denselben,
so wie sie es verdienten, nur einigermaßen verweilen
zu können.

Da nun bey einer solchen Präcision, deren sich
der Lehrer bey dem Vortrag der Pandecten zu befleisi-
gen hat, auch der aufmerksamste Zuhörer, zumal
wenn er das erstemal ein solches Collegium hört, ohn-
möglich so deutliche Begriffe von denen zum Theil
wirklich schweren und intricaten Rechtsmaterien be-
kommen kann, daß er sich, ohne weitere Anleitung
durch eigenes Nachdenken, und den Gebrauch seines

Cor-
)( 2

Vorrede.

Bey dem großen Vorrath von Commentaren uͤber
die Pandecten duͤrfte der gegenwaͤrtige neue Ver-
ſuch leicht uͤberfluͤßig ſcheinen, oder doch wenigſtens zu
manchen voreiligen Tadel, dem das Buch zwar ohne-
hin nie entgehen wird, Anlaß geben, wenn ich nicht
meinen Leſern vorlaͤufig uͤber die Entſtehung und Ab-
ſicht deſſelben einige Rechenſchaft ablegte.

Die Vorleſungen uͤber die Pandecten machen
ſchon ſeit geraumer Zeit einen vorzuͤglichen Theil mei-
nes Berufs aus, und mein immer ſehr zahlreiches Au-
ditorium, ſo wie der anhaltende Fleiß meiner Zuhoͤrer
giebt mir den ſehr beruhigenden Beweiß, daß die Muͤ-
he, die ich auf dieſe Vorleſungen verwende, nicht ver-
kannt werde.

Allein zu beklagen iſt es, daß man nach dem
einmal feſtgeſetzten Plan ein ſo weites und dornichtes
Feld in dem engen Zeitraum eines halben Jahres zu
durchwandern genoͤthiget iſt, und daher auch ſelbſt fuͤr
die wichtigſten Gegenſtaͤnde bey der großen Menge
derſelben viel zu wenig Zeit hat, um ſich bey denſelben,
ſo wie ſie es verdienten, nur einigermaßen verweilen
zu koͤnnen.

Da nun bey einer ſolchen Praͤciſion, deren ſich
der Lehrer bey dem Vortrag der Pandecten zu befleiſi-
gen hat, auch der aufmerkſamſte Zuhoͤrer, zumal
wenn er das erſtemal ein ſolches Collegium hoͤrt, ohn-
moͤglich ſo deutliche Begriffe von denen zum Theil
wirklich ſchweren und intricaten Rechtsmaterien be-
kommen kann, daß er ſich, ohne weitere Anleitung
durch eigenes Nachdenken, und den Gebrauch ſeines

Cor-
)( 2
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[0009] Vorrede. Bey dem großen Vorrath von Commentaren uͤber die Pandecten duͤrfte der gegenwaͤrtige neue Ver- ſuch leicht uͤberfluͤßig ſcheinen, oder doch wenigſtens zu manchen voreiligen Tadel, dem das Buch zwar ohne- hin nie entgehen wird, Anlaß geben, wenn ich nicht meinen Leſern vorlaͤufig uͤber die Entſtehung und Ab- ſicht deſſelben einige Rechenſchaft ablegte. Die Vorleſungen uͤber die Pandecten machen ſchon ſeit geraumer Zeit einen vorzuͤglichen Theil mei- nes Berufs aus, und mein immer ſehr zahlreiches Au- ditorium, ſo wie der anhaltende Fleiß meiner Zuhoͤrer giebt mir den ſehr beruhigenden Beweiß, daß die Muͤ- he, die ich auf dieſe Vorleſungen verwende, nicht ver- kannt werde. Allein zu beklagen iſt es, daß man nach dem einmal feſtgeſetzten Plan ein ſo weites und dornichtes Feld in dem engen Zeitraum eines halben Jahres zu durchwandern genoͤthiget iſt, und daher auch ſelbſt fuͤr die wichtigſten Gegenſtaͤnde bey der großen Menge derſelben viel zu wenig Zeit hat, um ſich bey denſelben, ſo wie ſie es verdienten, nur einigermaßen verweilen zu koͤnnen. Da nun bey einer ſolchen Praͤciſion, deren ſich der Lehrer bey dem Vortrag der Pandecten zu befleiſi- gen hat, auch der aufmerkſamſte Zuhoͤrer, zumal wenn er das erſtemal ein ſolches Collegium hoͤrt, ohn- moͤglich ſo deutliche Begriffe von denen zum Theil wirklich ſchweren und intricaten Rechtsmaterien be- kommen kann, daß er ſich, ohne weitere Anleitung durch eigenes Nachdenken, und den Gebrauch ſeines Cor- )( 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/9>, abgerufen am 28.03.2024.