lich genug ein Blatt zu schreiben, wovon wir die Uebersetzung hier einschalten.
Ich bin durch die ganze Welt gereist, bin lange mit vielen Personen umgegangen, jeder Winkel gewährte mir einigen Nutzen, jeder Halm eine Aehre, und doch habe ich keinen Ort gesehen dieser Stadt vergleich- bar, noch ihren schönen Huris. Der Se- gen Gottes ruhe immer auf ihr! --
Wie wohl hat jener Kaufmann gespro- chen, der unter die Räuber fiel die ihre Pfeile auf ihn richteten. Ein König der den Han- del unterdrückt, verschliesst die Thüre des Heils vor dem Gesichte seines Heeres. Wel- cher Verständige möchte bey solchem Ruf der Ungerechtigkeit sein Land besuchen? Willst du einen guten Namen erwerben, so behandle mit Achtung Kaufleute und Ge- sandte. Die Grossen behandeln Reisende wohl, um sich einen guten Ruf zu machen. Das Land das die Fremden nicht beschützt geht bald unter. Sey ein Freund der Frem-
lich genug ein Blatt zu schreiben, wovon wir die Uebersetzung hier einschalten.
Ich bin durch die ganze Welt gereist, bin lange mit vielen Personen umgegangen, jeder Winkel gewährte mir einigen Nutzen, jeder Halm eine Aehre, und doch habe ich keinen Ort gesehen dieser Stadt vergleich- bar, noch ihren schönen Huris. Der Se- gen Gottes ruhe immer auf ihr! —
Wie wohl hat jener Kaufmann gespro- chen, der unter die Räuber fiel die ihre Pfeile auf ihn richteten. Ein König der den Han- del unterdrückt, verschlieſst die Thüre des Heils vor dem Gesichte seines Heeres. Wel- cher Verständige möchte bey solchem Ruf der Ungerechtigkeit sein Land besuchen? Willst du einen guten Namen erwerben, so behandle mit Achtung Kaufleute und Ge- sandte. Die Groſsen behandeln Reisende wohl, um sich einen guten Ruf zu machen. Das Land das die Fremden nicht beschützt geht bald unter. Sey ein Freund der Frem-
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lich genug ein Blatt zu schreiben, wovon
wir die Uebersetzung hier einschalten.
Ich bin durch die ganze Welt gereist,
bin lange mit vielen Personen umgegangen,
jeder Winkel gewährte mir einigen Nutzen,
jeder Halm eine Aehre, und doch habe ich
keinen Ort gesehen dieser Stadt vergleich-
bar, noch ihren schönen Huris. Der Se-
gen Gottes ruhe immer auf ihr! —
Wie wohl hat jener Kaufmann gespro-
chen, der unter die Räuber fiel die ihre Pfeile
auf ihn richteten. Ein König der den Han-
del unterdrückt, verschlieſst die Thüre des
Heils vor dem Gesichte seines Heeres. Wel-
cher Verständige möchte bey solchem Ruf
der Ungerechtigkeit sein Land besuchen?
Willst du einen guten Namen erwerben, so
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sandte. Die Groſsen behandeln Reisende
wohl, um sich einen guten Ruf zu machen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/344>, abgerufen am 29.03.2024.
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