Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Faust.
Ein Dienst ist wohl des andern werth.
Mephistopheles.
Wir legen nur ein gültig Zeugniß nieder,
Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder
In Padua an heil'ger Stätte ruhn.
Faust.
Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen!
Mephistopheles.
Sancta Simplicitas! darum ist's nicht zu thun;
Bezeugt nur ohne viel zu wissen.
Faust.
Wenn Er nichts bessers hat, so ist der Plan zerrissen.
Mephistopheles.
O heil'ger Mann! Da wär't ihr's nun!
Ist es das erstemal in eurem Leben,
Daß ihr falsch Zeugniß abgelegt?
Habt ihr von Gott, der Welt und was sich d'rin bewegt,
Vom Menschen, was sich ihm in Kopf und Herzen regt,
Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben?
Mit frecher Stirne, kühner Brust?
Und wollt ihr recht in's Innre gehen,
Fauſt.
Ein Dienſt iſt wohl des andern werth.
Mephiſtopheles.
Wir legen nur ein guͤltig Zeugniß nieder,
Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder
In Padua an heil’ger Staͤtte ruhn.
Fauſt.
Sehr klug! Wir werden erſt die Reiſe machen muͤſſen!
Mephiſtopheles.
Sancta Simplicitas! darum iſt’s nicht zu thun;
Bezeugt nur ohne viel zu wiſſen.
Fauſt.
Wenn Er nichts beſſers hat, ſo iſt der Plan zerriſſen.
Mephiſtopheles.
O heil’ger Mann! Da waͤr’t ihr’s nun!
Iſt es das erſtemal in eurem Leben,
Daß ihr falſch Zeugniß abgelegt?
Habt ihr von Gott, der Welt und was ſich d’rin bewegt,
Vom Menſchen, was ſich ihm in Kopf und Herzen regt,
Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben?
Mit frecher Stirne, kuͤhner Bruſt?
Und wollt ihr recht in’s Innre gehen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0203" n="197"/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ein Dien&#x017F;t i&#x017F;t wohl des andern werth.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wir legen nur ein gu&#x0364;ltig Zeugniß nieder,<lb/>
Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder<lb/>
In Padua an heil&#x2019;ger Sta&#x0364;tte ruhn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Sehr klug! Wir werden er&#x017F;t die Rei&#x017F;e machen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Sancta Simplicitas!</hi> darum i&#x017F;t&#x2019;s nicht zu thun;<lb/>
Bezeugt nur ohne viel zu wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Wenn Er nichts be&#x017F;&#x017F;ers hat, &#x017F;o i&#x017F;t der Plan zerri&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O heil&#x2019;ger Mann! Da wa&#x0364;r&#x2019;t ihr&#x2019;s nun!<lb/>
I&#x017F;t es das er&#x017F;temal in eurem Leben,<lb/>
Daß ihr fal&#x017F;ch Zeugniß abgelegt?<lb/>
Habt ihr von Gott, der Welt und was &#x017F;ich d&#x2019;rin bewegt,<lb/>
Vom Men&#x017F;chen, was &#x017F;ich ihm in Kopf und Herzen regt,<lb/>
Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben?<lb/>
Mit frecher Stirne, ku&#x0364;hner Bru&#x017F;t?<lb/>
Und wollt ihr recht in&#x2019;s Innre gehen,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0203] Fauſt. Ein Dienſt iſt wohl des andern werth. Mephiſtopheles. Wir legen nur ein guͤltig Zeugniß nieder, Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder In Padua an heil’ger Staͤtte ruhn. Fauſt. Sehr klug! Wir werden erſt die Reiſe machen muͤſſen! Mephiſtopheles. Sancta Simplicitas! darum iſt’s nicht zu thun; Bezeugt nur ohne viel zu wiſſen. Fauſt. Wenn Er nichts beſſers hat, ſo iſt der Plan zerriſſen. Mephiſtopheles. O heil’ger Mann! Da waͤr’t ihr’s nun! Iſt es das erſtemal in eurem Leben, Daß ihr falſch Zeugniß abgelegt? Habt ihr von Gott, der Welt und was ſich d’rin bewegt, Vom Menſchen, was ſich ihm in Kopf und Herzen regt, Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben? Mit frecher Stirne, kuͤhner Bruſt? Und wollt ihr recht in’s Innre gehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/203
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/203>, abgerufen am 28.03.2024.