Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist, Nenn' es dann wie du willst, Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott! Ich habe keinen Nahmen Dafür! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsgluth. Margarete. Das ist alles recht schön und gut; Ungefähr sagt das der Pfarrer auch, Nur mit ein Bißchen andern Worten. Faust. Es sagen's aller Orten Alle Herzen unter dem himmlischen Tage, Jedes in seiner Sprache; Warum nicht ich in der meinen? Margarete. Wenn man's so hört, möcht's leidlich scheinen, Steht aber doch immer schief darum; Denn du hast kein Christenthum. Faust. Lieb's Kind!
Und wenn du ganz in dem Gefuͤhle ſelig biſt, Nenn’ es dann wie du willſt, Nenn’s Gluͤck! Herz! Liebe! Gott! Ich habe keinen Nahmen Dafuͤr! Gefuͤhl iſt alles; Name iſt Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsgluth. Margarete. Das iſt alles recht ſchoͤn und gut; Ungefaͤhr ſagt das der Pfarrer auch, Nur mit ein Bißchen andern Worten. Fauſt. Es ſagen’s aller Orten Alle Herzen unter dem himmliſchen Tage, Jedes in ſeiner Sprache; Warum nicht ich in der meinen? Margarete. Wenn man’s ſo hoͤrt, moͤcht’s leidlich ſcheinen, Steht aber doch immer ſchief darum; Denn du haſt kein Chriſtenthum. Fauſt. Lieb’s Kind! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0235" n="229"/> Und wenn du ganz in dem Gefuͤhle ſelig biſt,<lb/> Nenn’ es dann wie du willſt,<lb/> Nenn’s Gluͤck! Herz! Liebe! Gott!<lb/> Ich habe keinen Nahmen<lb/> Dafuͤr! Gefuͤhl iſt alles;<lb/> Name iſt Schall und Rauch,<lb/> Umnebelnd Himmelsgluth.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/> <p>Das iſt alles recht ſchoͤn und gut;<lb/> Ungefaͤhr ſagt das der Pfarrer auch,<lb/> Nur mit ein Bißchen andern Worten.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Es ſagen’s aller Orten<lb/> Alle Herzen unter dem himmliſchen Tage,<lb/> Jedes in ſeiner Sprache;<lb/> Warum nicht ich in der meinen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn man’s ſo hoͤrt, moͤcht’s leidlich ſcheinen,<lb/> Steht aber doch immer ſchief darum;<lb/> Denn du haſt kein Chriſtenthum.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Lieb’s Kind!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0235]
Und wenn du ganz in dem Gefuͤhle ſelig biſt,
Nenn’ es dann wie du willſt,
Nenn’s Gluͤck! Herz! Liebe! Gott!
Ich habe keinen Nahmen
Dafuͤr! Gefuͤhl iſt alles;
Name iſt Schall und Rauch,
Umnebelnd Himmelsgluth.
Margarete.
Das iſt alles recht ſchoͤn und gut;
Ungefaͤhr ſagt das der Pfarrer auch,
Nur mit ein Bißchen andern Worten.
Fauſt.
Es ſagen’s aller Orten
Alle Herzen unter dem himmliſchen Tage,
Jedes in ſeiner Sprache;
Warum nicht ich in der meinen?
Margarete.
Wenn man’s ſo hoͤrt, moͤcht’s leidlich ſcheinen,
Steht aber doch immer ſchief darum;
Denn du haſt kein Chriſtenthum.
Fauſt.
Lieb’s Kind!
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/235>, abgerufen am 14.02.2025. |