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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Heiliger Gott, was will aus dem allen werden!
Rückgeführt Adelbert in den Saal! wo wir als
Buben unsere Jagd trieben. Da du ihn liebtest,
an ihm hiengst wie an deiner Seele. Wer kann ihm
nahen und ihn hassen? Ach! Jch bin so ganz nichts
hier. Glückselige Zeiten seyd vorbey, da noch der
alte Berlichingen hier am Camin saß, da wir um
ihn durch einander spielten, und uns liebten wie
die Engel. Wie wird sich der Bischof ängstigen,
und meine Freunde. Jch weis, das ganze Land
nimmt Theil an meinem Unfall. Was ist's! Kön-
nen sie mir geben wornach ich strebe.

Götz (mit einer Flasche Wein und Becher.)
Götz. Biß das Essen fertig wird, wollen wir eins
trinken. Kommt setzt euch, thut als wenn ihr zu
Hause wärt. Denkt, ihr seyd wieder einmal beym
Götz. Haben doch lange nicht beysammen gesessen,
lang keine Flasche mit einander ausgestochen.

(bringts ihm) Ein frölich Herz!
Weislingen. Die Zeiten sind vorbey.
Götz. Behüte Gott. Zwar vergnügtere Tage
werden wir wohl nicht wieder finden, als an des
Margrafens Hof, da wir noch beysammen schliefen,
und mit einander herum zogen. Jch erinnere mich
mit


Heiliger Gott, was will aus dem allen werden!
Ruͤckgefuͤhrt Adelbert in den Saal! wo wir als
Buben unſere Jagd trieben. Da du ihn liebteſt,
an ihm hiengſt wie an deiner Seele. Wer kann ihm
nahen und ihn haſſen? Ach! Jch bin ſo ganz nichts
hier. Gluͤckſelige Zeiten ſeyd vorbey, da noch der
alte Berlichingen hier am Camin ſaß, da wir um
ihn durch einander ſpielten, und uns liebten wie
die Engel. Wie wird ſich der Biſchof aͤngſtigen,
und meine Freunde. Jch weis, das ganze Land
nimmt Theil an meinem Unfall. Was iſt’s! Koͤn-
nen ſie mir geben wornach ich ſtrebe.

Goͤtz (mit einer Flaſche Wein und Becher.)
Goͤtz. Biß das Eſſen fertig wird, wollen wir eins
trinken. Kommt ſetzt euch, thut als wenn ihr zu
Hauſe waͤrt. Denkt, ihr ſeyd wieder einmal beym
Goͤtz. Haben doch lange nicht beyſammen geſeſſen,
lang keine Flaſche mit einander ausgeſtochen.

(bringts ihm) Ein froͤlich Herz!
Weislingen. Die Zeiten ſind vorbey.
Goͤtz. Behuͤte Gott. Zwar vergnuͤgtere Tage
werden wir wohl nicht wieder finden, als an des
Margrafens Hof, da wir noch beyſammen ſchliefen,
und mit einander herum zogen. Jch erinnere mich
mit
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[32/0036] Heiliger Gott, was will aus dem allen werden! Ruͤckgefuͤhrt Adelbert in den Saal! wo wir als Buben unſere Jagd trieben. Da du ihn liebteſt, an ihm hiengſt wie an deiner Seele. Wer kann ihm nahen und ihn haſſen? Ach! Jch bin ſo ganz nichts hier. Gluͤckſelige Zeiten ſeyd vorbey, da noch der alte Berlichingen hier am Camin ſaß, da wir um ihn durch einander ſpielten, und uns liebten wie die Engel. Wie wird ſich der Biſchof aͤngſtigen, und meine Freunde. Jch weis, das ganze Land nimmt Theil an meinem Unfall. Was iſt’s! Koͤn- nen ſie mir geben wornach ich ſtrebe. Goͤtz (mit einer Flaſche Wein und Becher.) Goͤtz. Biß das Eſſen fertig wird, wollen wir eins trinken. Kommt ſetzt euch, thut als wenn ihr zu Hauſe waͤrt. Denkt, ihr ſeyd wieder einmal beym Goͤtz. Haben doch lange nicht beyſammen geſeſſen, lang keine Flaſche mit einander ausgeſtochen. (bringts ihm) Ein froͤlich Herz! Weislingen. Die Zeiten ſind vorbey. Goͤtz. Behuͤte Gott. Zwar vergnuͤgtere Tage werden wir wohl nicht wieder finden, als an des Margrafens Hof, da wir noch beyſammen ſchliefen, und mit einander herum zogen. Jch erinnere mich mit

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/36>, abgerufen am 29.03.2024.