Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


Fuß haben. Jch will darauf schwören, es dankt
mancher in seinem Herzen Gott, daß der Türk dem
Kayser die Waage hält.
Weislingen. Jhr sehts von eurer Seite.
Götz. Das thut jeder. Es ist die Frage auf
welcher Licht und Recht ist, und eure Gänge scheuen
wenigstens den Tag.
Weislingen. Jhr dürft reden, ich bin der Ge-
fangne.
Götz. Wenn euer Gewissen rein ist, so seyd ihr
frey. Aber wie wars mit dem Landfrieden? Jch
weiß noch als ein Bub von sechzehn Jahren, war
ich mit dem Margraf auf dem Reichstag. Was die
Fürsten da für weite Mäuler machten, und die
Geistlichen am ärgsten. Euer Bischoff lärmte dem
Kayser die Ohren voll, als wenn ihm wunder die
Gerechtigkeit an's Herz gewachsen wäre, und jetzt
wirft er mir selbst einen Buben nieder, zur Zeit
da unsere Händel vertragen sind, ich an nichts bö-
ses denke. Jst nicht alles zwischen uns geschlichtet?
Was hat er mit dem Buben?
Weislingen. Es geschah ohne sein Wissen.
Götz.
C 3


Fuß haben. Jch will darauf ſchwoͤren, es dankt
mancher in ſeinem Herzen Gott, daß der Tuͤrk dem
Kayſer die Waage haͤlt.
Weislingen. Jhr ſehts von eurer Seite.
Goͤtz. Das thut jeder. Es iſt die Frage auf
welcher Licht und Recht iſt, und eure Gaͤnge ſcheuen
wenigſtens den Tag.
Weislingen. Jhr duͤrft reden, ich bin der Ge-
fangne.
Goͤtz. Wenn euer Gewiſſen rein iſt, ſo ſeyd ihr
frey. Aber wie wars mit dem Landfrieden? Jch
weiß noch als ein Bub von ſechzehn Jahren, war
ich mit dem Margraf auf dem Reichstag. Was die
Fuͤrſten da fuͤr weite Maͤuler machten, und die
Geiſtlichen am aͤrgſten. Euer Biſchoff laͤrmte dem
Kayſer die Ohren voll, als wenn ihm wunder die
Gerechtigkeit an’s Herz gewachſen waͤre, und jetzt
wirft er mir ſelbſt einen Buben nieder, zur Zeit
da unſere Haͤndel vertragen ſind, ich an nichts boͤ-
ſes denke. Jſt nicht alles zwiſchen uns geſchlichtet?
Was hat er mit dem Buben?
Weislingen. Es geſchah ohne ſein Wiſſen.
Goͤtz.
C 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#GOETZ">
          <p><pb facs="#f0041" n="37"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Fuß haben. Jch will darauf &#x017F;chwo&#x0364;ren, es dankt<lb/>
mancher in &#x017F;einem Herzen Gott, daß der Tu&#x0364;rk dem<lb/>
Kay&#x017F;er die Waage ha&#x0364;lt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Jhr &#x017F;ehts von eurer Seite.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Das thut jeder. Es i&#x017F;t die Frage auf<lb/>
welcher Licht und Recht i&#x017F;t, und eure Ga&#x0364;nge &#x017F;cheuen<lb/>
wenig&#x017F;tens den Tag.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Jhr du&#x0364;rft reden, ich bin der Ge-<lb/>
fangne.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GOETZ">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;tz.</hi> </speaker>
          <p>Wenn euer Gewi&#x017F;&#x017F;en rein i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;eyd ihr<lb/>
frey. Aber wie wars mit dem Landfrieden? Jch<lb/>
weiß noch als ein Bub von &#x017F;echzehn Jahren, war<lb/>
ich mit dem Margraf auf dem Reichstag. Was die<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten da fu&#x0364;r weite Ma&#x0364;uler machten, und die<lb/>
Gei&#x017F;tlichen am a&#x0364;rg&#x017F;ten. Euer Bi&#x017F;choff la&#x0364;rmte dem<lb/>
Kay&#x017F;er die Ohren voll, als wenn ihm wunder die<lb/>
Gerechtigkeit an&#x2019;s Herz gewach&#x017F;en wa&#x0364;re, und jetzt<lb/>
wirft er mir &#x017F;elb&#x017F;t einen Buben nieder, zur Zeit<lb/>
da un&#x017F;ere Ha&#x0364;ndel vertragen &#x017F;ind, ich an nichts bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;es denke. J&#x017F;t nicht alles zwi&#x017F;chen uns ge&#x017F;chlichtet?<lb/>
Was hat er mit dem Buben?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Weislingen.</hi> </speaker>
          <p>Es ge&#x017F;chah ohne &#x017F;ein Wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Go&#x0364;tz.</fw><lb/>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0041] Fuß haben. Jch will darauf ſchwoͤren, es dankt mancher in ſeinem Herzen Gott, daß der Tuͤrk dem Kayſer die Waage haͤlt. Weislingen. Jhr ſehts von eurer Seite. Goͤtz. Das thut jeder. Es iſt die Frage auf welcher Licht und Recht iſt, und eure Gaͤnge ſcheuen wenigſtens den Tag. Weislingen. Jhr duͤrft reden, ich bin der Ge- fangne. Goͤtz. Wenn euer Gewiſſen rein iſt, ſo ſeyd ihr frey. Aber wie wars mit dem Landfrieden? Jch weiß noch als ein Bub von ſechzehn Jahren, war ich mit dem Margraf auf dem Reichstag. Was die Fuͤrſten da fuͤr weite Maͤuler machten, und die Geiſtlichen am aͤrgſten. Euer Biſchoff laͤrmte dem Kayſer die Ohren voll, als wenn ihm wunder die Gerechtigkeit an’s Herz gewachſen waͤre, und jetzt wirft er mir ſelbſt einen Buben nieder, zur Zeit da unſere Haͤndel vertragen ſind, ich an nichts boͤ- ſes denke. Jſt nicht alles zwiſchen uns geſchlichtet? Was hat er mit dem Buben? Weislingen. Es geſchah ohne ſein Wiſſen. Goͤtz. C 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/41
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/41>, abgerufen am 23.04.2024.