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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Ein Schauspiel.
Iphigenie.
O trüg' ich doch ein männlich Herz in mir,
Das, wenn es einen kühnen Vorsatz hegt,
Vor jeder andern Stimme sich verschließt!
Pylades.
Du weigerst dich umsonst; die ehrne Hand
Der Noth gebiethet, und ihr ernster Wink
Ist oberstes Gesetz, dem Götter selbst
Sich unterwerfen müssen. Schweigend herrscht
Des ew'gen Schicksals unberathne Schwester.
Was sie dir auferlegt, das trage; thu'
Was sie gebeut. Das andre weißt du. Bald
Komm' ich zurück, aus deiner heil'gen Hand
Der Rettung schönes Siegel zu empfangen.


Ein Schauſpiel.
Iphigenie.
O trüg’ ich doch ein männlich Herz in mir,
Das, wenn es einen kühnen Vorſatz hegt,
Vor jeder andern Stimme ſich verſchließt!
Pylades.
Du weigerſt dich umſonſt; die ehrne Hand
Der Noth gebiethet, und ihr ernſter Wink
Iſt oberſtes Geſetz, dem Götter ſelbſt
Sich unterwerfen müſſen. Schweigend herrſcht
Des ew’gen Schickſals unberathne Schweſter.
Was ſie dir auferlegt, das trage; thu’
Was ſie gebeut. Das andre weißt du. Bald
Komm’ ich zurück, aus deiner heil’gen Hand
Der Rettung ſchönes Siegel zu empfangen.


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[103/0112] Ein Schauſpiel. Iphigenie. O trüg’ ich doch ein männlich Herz in mir, Das, wenn es einen kühnen Vorſatz hegt, Vor jeder andern Stimme ſich verſchließt! Pylades. Du weigerſt dich umſonſt; die ehrne Hand Der Noth gebiethet, und ihr ernſter Wink Iſt oberſtes Geſetz, dem Götter ſelbſt Sich unterwerfen müſſen. Schweigend herrſcht Des ew’gen Schickſals unberathne Schweſter. Was ſie dir auferlegt, das trage; thu’ Was ſie gebeut. Das andre weißt du. Bald Komm’ ich zurück, aus deiner heil’gen Hand Der Rettung ſchönes Siegel zu empfangen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/112>, abgerufen am 19.04.2024.