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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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los und fuhren fort zu putzen. Die Sym¬
phonie hatte aufgehört und das Stück war
angegangen. Er besah sich im Spiegel,
drückte den Hut tiefer ins Gesicht und er¬
neuerte die Schminke.

In diesem Augenblick stürzte jemand her¬
ein und rief: der Geist! der Geist!

Wilhelm hatte den ganzen Tag nicht
Zeit gehabt, an die Hauptsorge zu denken,
ob der Geist auch kommen würde? Nun
war sie ganz weggenommen, und man hatte
die wunderlichste Gastrolle zu erwarten. Der
Theatermeister kam und fragte über dieses
und jenes; Wilhelm hatte nicht Zeit sich
nach dem Gespenst umzusehen, und eilte nur
sich am Throne einzufinden, wo König und
Königinn schon von ihrem Hofe umgeben
in aller Herrlichkeit glänzten; er hörte nur
noch die letzten Worte des Horatio, der über
die Erscheinung des Geistes ganz verwirrt

los und fuhren fort zu putzen. Die Sym¬
phonie hatte aufgehört und das Stück war
angegangen. Er beſah ſich im Spiegel,
drückte den Hut tiefer ins Geſicht und er¬
neuerte die Schminke.

In dieſem Augenblick ſtürzte jemand her¬
ein und rief: der Geiſt! der Geiſt!

Wilhelm hatte den ganzen Tag nicht
Zeit gehabt, an die Hauptſorge zu denken,
ob der Geiſt auch kommen würde? Nun
war ſie ganz weggenommen, und man hatte
die wunderlichſte Gaſtrolle zu erwarten. Der
Theatermeiſter kam und fragte über dieſes
und jenes; Wilhelm hatte nicht Zeit ſich
nach dem Geſpenſt umzuſehen, und eilte nur
ſich am Throne einzufinden, wo König und
Königinn ſchon von ihrem Hofe umgeben
in aller Herrlichkeit glänzten; er hörte nur
noch die letzten Worte des Horatio, der über
die Erſcheinung des Geiſtes ganz verwirrt

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[109/0115] los und fuhren fort zu putzen. Die Sym¬ phonie hatte aufgehört und das Stück war angegangen. Er beſah ſich im Spiegel, drückte den Hut tiefer ins Geſicht und er¬ neuerte die Schminke. In dieſem Augenblick ſtürzte jemand her¬ ein und rief: der Geiſt! der Geiſt! Wilhelm hatte den ganzen Tag nicht Zeit gehabt, an die Hauptſorge zu denken, ob der Geiſt auch kommen würde? Nun war ſie ganz weggenommen, und man hatte die wunderlichſte Gaſtrolle zu erwarten. Der Theatermeiſter kam und fragte über dieſes und jenes; Wilhelm hatte nicht Zeit ſich nach dem Geſpenſt umzuſehen, und eilte nur ſich am Throne einzufinden, wo König und Königinn ſchon von ihrem Hofe umgeben in aller Herrlichkeit glänzten; er hörte nur noch die letzten Worte des Horatio, der über die Erſcheinung des Geiſtes ganz verwirrt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/115>, abgerufen am 24.04.2024.