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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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tete, standen die traurigen Ruinen, von de¬
nen hier und da noch Dampf aufstieg, die
Luft war angenehm und die Nacht außeror¬
dentlich schön! Philine hatte, beym Heraus¬
gehen aus dem Theater, ihn mit dem Ellen¬
bogen angestrichen und ihm einige Worte zu¬
gelispelt, die er aber nicht verstanden hatte.
Er war verwirrt und verdrießlich, und wußte
nicht was er erwarten oder thun sollte. Phi¬
line hatte ihn einige Tage gemieden und ihm
nur diesen Abend wieder ein Zeichen gegeben.
Leider war nun die Thüre verbrannt, die er
nicht zuschließen sollte, und die Pantöffelchen
waren im Rauch aufgegangen. Wie die
Schöne in den Garten kommen wollte, wenn
es ihre Absicht war, wußte er nicht. Er
wünschte sie nicht zu sehen, und doch hätte
er sich gar zu gern mit ihr erklären mögen.

Was ihm aber noch schwerer auf dem
Herzen lag, war das Schicksal des Harfen¬

spielers,

tete, ſtanden die traurigen Ruinen, von de¬
nen hier und da noch Dampf aufſtieg, die
Luft war angenehm und die Nacht außeror¬
dentlich ſchön! Philine hatte, beym Heraus¬
gehen aus dem Theater, ihn mit dem Ellen¬
bogen angeſtrichen und ihm einige Worte zu¬
geliſpelt, die er aber nicht verſtanden hatte.
Er war verwirrt und verdrießlich, und wußte
nicht was er erwarten oder thun ſollte. Phi¬
line hatte ihn einige Tage gemieden und ihm
nur dieſen Abend wieder ein Zeichen gegeben.
Leider war nun die Thüre verbrannt, die er
nicht zuſchließen ſollte, und die Pantöffelchen
waren im Rauch aufgegangen. Wie die
Schöne in den Garten kommen wollte, wenn
es ihre Abſicht war, wußte er nicht. Er
wünſchte ſie nicht zu ſehen, und doch hätte
er ſich gar zu gern mit ihr erklären mögen.

Was ihm aber noch ſchwerer auf dem
Herzen lag, war das Schickſal des Harfen¬

ſpielers,
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[144/0150] tete, ſtanden die traurigen Ruinen, von de¬ nen hier und da noch Dampf aufſtieg, die Luft war angenehm und die Nacht außeror¬ dentlich ſchön! Philine hatte, beym Heraus¬ gehen aus dem Theater, ihn mit dem Ellen¬ bogen angeſtrichen und ihm einige Worte zu¬ geliſpelt, die er aber nicht verſtanden hatte. Er war verwirrt und verdrießlich, und wußte nicht was er erwarten oder thun ſollte. Phi¬ line hatte ihn einige Tage gemieden und ihm nur dieſen Abend wieder ein Zeichen gegeben. Leider war nun die Thüre verbrannt, die er nicht zuſchließen ſollte, und die Pantöffelchen waren im Rauch aufgegangen. Wie die Schöne in den Garten kommen wollte, wenn es ihre Abſicht war, wußte er nicht. Er wünſchte ſie nicht zu ſehen, und doch hätte er ſich gar zu gern mit ihr erklären mögen. Was ihm aber noch ſchwerer auf dem Herzen lag, war das Schickſal des Harfen¬ ſpielers,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/150>, abgerufen am 24.04.2024.