Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

spielers, den man nicht wieder gesehen hatte.
Wilhelm fürchtete, man würde ihm beym Auf¬
räumen todt unter dem Schutte finden. Wil¬
helm hatte gegen jedermann den Verdacht
verborgen den er hegte, daß der Alte Schuld
an dem Brande sey. Denn er kam ihm zu¬
erst von dem brennenden und rauchenden Bo¬
den entgegen, und die Verzweiflung im Gar¬
tengewölbe schien die Folge einer solchen un¬
glücklichen Ereigniß zu seyn. Doch ward es
bey der Untersuchung, welche die Polizey so¬
gleich anstellte, wahrscheinlich geworden, daß
nicht in dem Hause wo sie wohnten, sondern
in dem dritten davon der Brand entstanden
sey, der sich auch sogleich unter den Dächern
weggeschlichen hatte.

Wilhelm überlegte das alles in einer Laube
sitzend, als er in einem nahen Gange jeman¬
den schleichen hörte. An dem traurigen Ge¬
sange, der sogleich angestimmt ward, erkannte

W. Meisters Lehrj. 3. K

ſpielers, den man nicht wieder geſehen hatte.
Wilhelm fürchtete, man würde ihm beym Auf¬
räumen todt unter dem Schutte finden. Wil¬
helm hatte gegen jedermann den Verdacht
verborgen den er hegte, daß der Alte Schuld
an dem Brande ſey. Denn er kam ihm zu¬
erſt von dem brennenden und rauchenden Bo¬
den entgegen, und die Verzweiflung im Gar¬
tengewölbe ſchien die Folge einer ſolchen un¬
glücklichen Ereigniß zu ſeyn. Doch ward es
bey der Unterſuchung, welche die Polizey ſo¬
gleich anſtellte, wahrſcheinlich geworden, daß
nicht in dem Hauſe wo ſie wohnten, ſondern
in dem dritten davon der Brand entſtanden
ſey, der ſich auch ſogleich unter den Dächern
weggeſchlichen hatte.

Wilhelm überlegte das alles in einer Laube
ſitzend, als er in einem nahen Gange jeman¬
den ſchleichen hörte. An dem traurigen Ge¬
ſange, der ſogleich angeſtimmt ward, erkannte

W. Meiſters Lehrj. 3. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0151" n="145"/>
&#x017F;pielers, den man nicht wieder ge&#x017F;ehen hatte.<lb/>
Wilhelm fürchtete, man würde ihm beym Auf¬<lb/>
räumen todt unter dem Schutte finden. Wil¬<lb/>
helm hatte gegen jedermann den Verdacht<lb/>
verborgen den er hegte, daß der Alte Schuld<lb/>
an dem Brande &#x017F;ey. Denn er kam ihm zu¬<lb/>
er&#x017F;t von dem brennenden und rauchenden Bo¬<lb/>
den entgegen, und die Verzweiflung im Gar¬<lb/>
tengewölbe &#x017F;chien die Folge einer &#x017F;olchen un¬<lb/>
glücklichen Ereigniß zu &#x017F;eyn. Doch ward es<lb/>
bey der Unter&#x017F;uchung, welche die Polizey &#x017F;<lb/>
gleich an&#x017F;tellte, wahr&#x017F;cheinlich geworden, daß<lb/>
nicht in dem Hau&#x017F;e wo &#x017F;ie wohnten, &#x017F;ondern<lb/>
in dem dritten davon der Brand ent&#x017F;tanden<lb/>
&#x017F;ey, der &#x017F;ich auch &#x017F;ogleich unter den Dächern<lb/>
wegge&#x017F;chlichen hatte.</p><lb/>
            <p>Wilhelm überlegte das alles in einer Laube<lb/>
&#x017F;itzend, als er in einem nahen Gange jeman¬<lb/>
den &#x017F;chleichen hörte. An dem traurigen Ge¬<lb/>
&#x017F;ange, der &#x017F;ogleich ange&#x017F;timmt ward, erkannte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">W. Mei&#x017F;ters Lehrj. 3. K<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0151] ſpielers, den man nicht wieder geſehen hatte. Wilhelm fürchtete, man würde ihm beym Auf¬ räumen todt unter dem Schutte finden. Wil¬ helm hatte gegen jedermann den Verdacht verborgen den er hegte, daß der Alte Schuld an dem Brande ſey. Denn er kam ihm zu¬ erſt von dem brennenden und rauchenden Bo¬ den entgegen, und die Verzweiflung im Gar¬ tengewölbe ſchien die Folge einer ſolchen un¬ glücklichen Ereigniß zu ſeyn. Doch ward es bey der Unterſuchung, welche die Polizey ſo¬ gleich anſtellte, wahrſcheinlich geworden, daß nicht in dem Hauſe wo ſie wohnten, ſondern in dem dritten davon der Brand entſtanden ſey, der ſich auch ſogleich unter den Dächern weggeſchlichen hatte. Wilhelm überlegte das alles in einer Laube ſitzend, als er in einem nahen Gange jeman¬ den ſchleichen hörte. An dem traurigen Ge¬ ſange, der ſogleich angeſtimmt ward, erkannte W. Meiſters Lehrj. 3. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/151
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/151>, abgerufen am 08.10.2024.