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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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meiden pflegte, begab ich mich in ein Neben¬
zimmer, und unterhielt mich mit ältern Freun¬
dinnen, die sich zum Spiele gesetzt hatten.

Narciß, der eine Weile mit herumgesprun¬
gen war, kam auch einmal in das Zimmer,
in dem ich mich befand, und fing, nachdem
er sich von einem Nasenbluten, das ihn beym
Tanzen überfiel, erhohlt hatte, mit mir über
mancherley zu sprechen an. Binnen einer
halben Stunde war der Discours so inte¬
ressant, ob sich gleich keine Spur von Zärt¬
lichkeit drein mischte, daß wir nun beyde das
Tanzen nicht mehr vertragen konnten. Wir
wurden bald von den andern darüber ge¬
neckt, ohne daß wir uns dadurch irre machen
ließen. Den andern Abend konnten wir un¬
ser Gespräch wieder anknüpfen und schonten
unsre Gesundheit sehr.

Nun war die Bekanntschaft gemacht.
Narciß wartete mir und meinen Schwestern

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meiden pflegte, begab ich mich in ein Neben¬
zimmer, und unterhielt mich mit ältern Freun¬
dinnen, die ſich zum Spiele geſetzt hatten.

Narciß, der eine Weile mit herumgeſprun¬
gen war, kam auch einmal in das Zimmer,
in dem ich mich befand, und fing, nachdem
er ſich von einem Naſenbluten, das ihn beym
Tanzen überfiel, erhohlt hatte, mit mir über
mancherley zu ſprechen an. Binnen einer
halben Stunde war der Discours ſo inte¬
reſſant, ob ſich gleich keine Spur von Zärt¬
lichkeit drein miſchte, daß wir nun beyde das
Tanzen nicht mehr vertragen konnten. Wir
wurden bald von den andern darüber ge¬
neckt, ohne daß wir uns dadurch irre machen
ließen. Den andern Abend konnten wir un¬
ſer Geſpräch wieder anknüpfen und ſchonten
unſre Geſundheit ſehr.

Nun war die Bekanntſchaft gemacht.
Narciß wartete mir und meinen Schweſtern

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[227/0233] meiden pflegte, begab ich mich in ein Neben¬ zimmer, und unterhielt mich mit ältern Freun¬ dinnen, die ſich zum Spiele geſetzt hatten. Narciß, der eine Weile mit herumgeſprun¬ gen war, kam auch einmal in das Zimmer, in dem ich mich befand, und fing, nachdem er ſich von einem Naſenbluten, das ihn beym Tanzen überfiel, erhohlt hatte, mit mir über mancherley zu ſprechen an. Binnen einer halben Stunde war der Discours ſo inte¬ reſſant, ob ſich gleich keine Spur von Zärt¬ lichkeit drein miſchte, daß wir nun beyde das Tanzen nicht mehr vertragen konnten. Wir wurden bald von den andern darüber ge¬ neckt, ohne daß wir uns dadurch irre machen ließen. Den andern Abend konnten wir un¬ ſer Geſpräch wieder anknüpfen und ſchonten unſre Geſundheit ſehr. Nun war die Bekanntſchaft gemacht. Narciß wartete mir und meinen Schweſtern P 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/233>, abgerufen am 25.04.2024.