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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Philine freute sich außerordentlich, daß
sie die Herzoginn in der kleinen Comödie
spielen sollte. Das will ich so natürlich ma¬
chen, rief sie aus, wie man in der Geschwin¬
digkeit einen zweyten heurathet, nachdem
man den ersten ganz außerordentlich geliebt
hat. Ich hoffe mir den größten Beyfall zu
erwerben, und jeder Mann soll wünschen der
dritte zu werden.

Aurelie machte ein verdrießliches Gesicht
bey diesen Äußerungen; ihr Widerwille ge¬
gen Philinen nahm mit jedem Tage zu.

Es ist recht schade, sagte Serlo, daß wir
kein Ballet haben, sonst sollten Sie mir mit
Ihrem ersten und zweyten Manne ein Pas
de deux
tanzen, und der Alte sollte nach dem
Takt einschlafen, und Ihre Füßchen und
Wädchen würden sich dort hinten auf dem
Kindertheater ganz allerliebst ausnehmen.

Von meinen Wädchen wissen Sie ja

Philine freute ſich außerordentlich, daß
ſie die Herzoginn in der kleinen Comödie
ſpielen ſollte. Das will ich ſo natürlich ma¬
chen, rief ſie aus, wie man in der Geſchwin¬
digkeit einen zweyten heurathet, nachdem
man den erſten ganz außerordentlich geliebt
hat. Ich hoffe mir den größten Beyfall zu
erwerben, und jeder Mann ſoll wünſchen der
dritte zu werden.

Aurelie machte ein verdrießliches Geſicht
bey dieſen Äußerungen; ihr Widerwille ge¬
gen Philinen nahm mit jedem Tage zu.

Es iſt recht ſchade, ſagte Serlo, daß wir
kein Ballet haben, ſonſt ſollten Sie mir mit
Ihrem erſten und zweyten Manne ein Pas
de deux
tanzen, und der Alte ſollte nach dem
Takt einſchlafen, und Ihre Füßchen und
Wädchen würden ſich dort hinten auf dem
Kindertheater ganz allerliebſt ausnehmen.

Von meinen Wädchen wiſſen Sie ja

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[56/0062] Philine freute ſich außerordentlich, daß ſie die Herzoginn in der kleinen Comödie ſpielen ſollte. Das will ich ſo natürlich ma¬ chen, rief ſie aus, wie man in der Geſchwin¬ digkeit einen zweyten heurathet, nachdem man den erſten ganz außerordentlich geliebt hat. Ich hoffe mir den größten Beyfall zu erwerben, und jeder Mann ſoll wünſchen der dritte zu werden. Aurelie machte ein verdrießliches Geſicht bey dieſen Äußerungen; ihr Widerwille ge¬ gen Philinen nahm mit jedem Tage zu. Es iſt recht ſchade, ſagte Serlo, daß wir kein Ballet haben, ſonſt ſollten Sie mir mit Ihrem erſten und zweyten Manne ein Pas de deux tanzen, und der Alte ſollte nach dem Takt einſchlafen, und Ihre Füßchen und Wädchen würden ſich dort hinten auf dem Kindertheater ganz allerliebſt ausnehmen. Von meinen Wädchen wiſſen Sie ja

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/62>, abgerufen am 28.03.2024.