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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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ren; niemand hält wie er die zarte Gränz¬
linie zwischen Declamation und affectvoller
Recitation.

Gefunden! rief Wilhelm, gefunden!
Welch eine glückliche Entdeckung! Nun
haben wir den Schauspieler, der uns die
Stelle vom rauhen Pyrrhus reziti¬
ren soll.

Man muß so viel Leidenschaft haben
wie Sie, versetzte Serlo, um alles zu seinem
Endzwecke zu nutzen.

Gewiß ich war in der größten Sorge,
rief Wilhelm, daß vielleicht diese Stelle weg¬
bleiben müßte, und das ganze Stück würde
dadurch gelähmt werden.

Das kann ich doch nicht einsehen, ver¬
setzte Aurelie.

Ich hoffe Sie werden bald meiner Mey¬
nung seyn, sagte Wilhelm. Shakespear
führt die ankommenden Schauspieler zu ei¬

nem

ren; niemand hält wie er die zarte Gränz¬
linie zwiſchen Declamation und affectvoller
Recitation.

Gefunden! rief Wilhelm, gefunden!
Welch eine glückliche Entdeckung! Nun
haben wir den Schauſpieler, der uns die
Stelle vom rauhen Pyrrhus reziti¬
ren ſoll.

Man muß ſo viel Leidenſchaft haben
wie Sie, verſetzte Serlo, um alles zu ſeinem
Endzwecke zu nutzen.

Gewiß ich war in der größten Sorge,
rief Wilhelm, daß vielleicht dieſe Stelle weg¬
bleiben müßte, und das ganze Stück würde
dadurch gelähmt werden.

Das kann ich doch nicht einſehen, ver¬
ſetzte Aurelie.

Ich hoffe Sie werden bald meiner Mey¬
nung ſeyn, ſagte Wilhelm. Shakeſpear
führt die ankommenden Schauſpieler zu ei¬

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[64/0070] ren; niemand hält wie er die zarte Gränz¬ linie zwiſchen Declamation und affectvoller Recitation. Gefunden! rief Wilhelm, gefunden! Welch eine glückliche Entdeckung! Nun haben wir den Schauſpieler, der uns die Stelle vom rauhen Pyrrhus reziti¬ ren ſoll. Man muß ſo viel Leidenſchaft haben wie Sie, verſetzte Serlo, um alles zu ſeinem Endzwecke zu nutzen. Gewiß ich war in der größten Sorge, rief Wilhelm, daß vielleicht dieſe Stelle weg¬ bleiben müßte, und das ganze Stück würde dadurch gelähmt werden. Das kann ich doch nicht einſehen, ver¬ ſetzte Aurelie. Ich hoffe Sie werden bald meiner Mey¬ nung ſeyn, ſagte Wilhelm. Shakeſpear führt die ankommenden Schauſpieler zu ei¬ nem

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/70>, abgerufen am 24.04.2024.