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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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gefaßt! Es bedarf keiner Antwort, dein
Entschluß wird uns bekannt werden."

Mit diesem seltsamen Blatte eilte er zu
Serlo zurück, der es las und wieder las,
und endlich mit bedenklicher Miene versi¬
cherte: die Sache sey von Wichtigkeit, man
müsse wohl überlegen ob man es wagen
dürfe und könne. Sie sprachen vieles hin
und wieder; Aurelie war still und lächelte
von Zeit zu Zeit, und als nach einigen Ta¬
gen wieder davon die Rede war, gab sie
nicht undeutlich zu verstehen, daß sie es für
einen Scherz von Serlo halte. Sie bat
Wilhelmen völlig außer Sorge zu seyn, und
den Geist geduldig zu erwarten.

Überhaupt war Serlo von dem besten
Humor; denn die abgehenden Schauspieler
gaben sich alle mögliche Mühe gut zu spie¬
len, damit man sie ja recht vermissen sollte,
und von der Neugierde auf die neue Gesell¬

gefaßt! Es bedarf keiner Antwort, dein
Entſchluß wird uns bekannt werden.»

Mit dieſem ſeltſamen Blatte eilte er zu
Serlo zurück, der es las und wieder las,
und endlich mit bedenklicher Miene verſi¬
cherte: die Sache ſey von Wichtigkeit, man
müſſe wohl überlegen ob man es wagen
dürfe und könne. Sie ſprachen vieles hin
und wieder; Aurelie war ſtill und lächelte
von Zeit zu Zeit, und als nach einigen Ta¬
gen wieder davon die Rede war, gab ſie
nicht undeutlich zu verſtehen, daß ſie es für
einen Scherz von Serlo halte. Sie bat
Wilhelmen völlig außer Sorge zu ſeyn, und
den Geiſt geduldig zu erwarten.

Überhaupt war Serlo von dem beſten
Humor; denn die abgehenden Schauſpieler
gaben ſich alle mögliche Mühe gut zu ſpie¬
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[68/0074] gefaßt! Es bedarf keiner Antwort, dein Entſchluß wird uns bekannt werden.» Mit dieſem ſeltſamen Blatte eilte er zu Serlo zurück, der es las und wieder las, und endlich mit bedenklicher Miene verſi¬ cherte: die Sache ſey von Wichtigkeit, man müſſe wohl überlegen ob man es wagen dürfe und könne. Sie ſprachen vieles hin und wieder; Aurelie war ſtill und lächelte von Zeit zu Zeit, und als nach einigen Ta¬ gen wieder davon die Rede war, gab ſie nicht undeutlich zu verſtehen, daß ſie es für einen Scherz von Serlo halte. Sie bat Wilhelmen völlig außer Sorge zu ſeyn, und den Geiſt geduldig zu erwarten. Überhaupt war Serlo von dem beſten Humor; denn die abgehenden Schauſpieler gaben ſich alle mögliche Mühe gut zu ſpie¬ len, damit man ſie ja recht vermiſſen ſollte, und von der Neugierde auf die neue Geſell¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/74>, abgerufen am 28.03.2024.