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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Wie gewonnen, und wer kann meinem Oheim
   verargen,

Daß er gestohlenes Gut dem Diebe genom-
   men? Es sollen

Edle Männer von hoher Geburt sich gehässig
   den Dieben

Und gefährlich erzeigen. Ja, hätt' er ihn da-
   mals gehangen,

War es verzeihlich. Doch ließ er ihn los den
   König zu ehren;

Denn am Leben zu strafen gehört dem König
   alleine.

Aber wenigen Danks kann sich mein Oheim
   getrösten,

So gerecht er auch sey und Uebelthaten ver-
   wehret.

Denn seitdem des Königes Friede verkündiget
   worden,

Hält sich niemand wie er. Er hat sein Leben
   verändert,

Wie gewonnen, und wer kann meinem Oheim
   verargen,

Daß er gestohlenes Gut dem Diebe genom-
   men? Es sollen

Edle Maͤnner von hoher Geburt sich gehaͤssig
   den Dieben

Und gefaͤhrlich erzeigen. Ja, haͤtt' er ihn da-
   mals gehangen,

War es verzeihlich. Doch ließ er ihn los den
   Koͤnig zu ehren;

Denn am Leben zu strafen gehoͤrt dem Koͤnig
   alleine.

Aber wenigen Danks kann sich mein Oheim
   getroͤsten,

So gerecht er auch sey und Uebelthaten ver-
   wehret.

Denn seitdem des Koͤniges Friede verkuͤndiget
   worden,

Haͤlt sich niemand wie er. Er hat sein Leben
   veraͤndert,

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[22/0030] Wie gewonnen, und wer kann meinem Oheim verargen, Daß er gestohlenes Gut dem Diebe genom- men? Es sollen Edle Maͤnner von hoher Geburt sich gehaͤssig den Dieben Und gefaͤhrlich erzeigen. Ja, haͤtt' er ihn da- mals gehangen, War es verzeihlich. Doch ließ er ihn los den Koͤnig zu ehren; Denn am Leben zu strafen gehoͤrt dem Koͤnig alleine. Aber wenigen Danks kann sich mein Oheim getroͤsten, So gerecht er auch sey und Uebelthaten ver- wehret. Denn seitdem des Koͤniges Friede verkuͤndiget worden, Haͤlt sich niemand wie er. Er hat sein Leben veraͤndert,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/30>, abgerufen am 25.04.2024.