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Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.

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Ein Schauspiel.
Leonore.
Es ist dein Name wie es meiner ist.
Ich nähm' es übel wenn's ein andrer wäre.
Mich freut es daß er sein Gefühl für dich
In diesem Doppelsinn verbergen kann.
Ich bin zufrieden daß er meiner auch
Bey dieses Namens holdem Klang gedenkt.
Hier ist die Frage nicht von einer Liebe,
Die sich des Gegenstands bemeistern will,
Ausschließend ihn besitzen, eifersüchtig
Den Anblick jedem andern wehren möchte.
Wenn er in seliger Betrachtung sich
Mit deinem Werth beschäftigt, mag er auch
An meinem leichtern Wesen sich erfreun.
Uns liebt er nicht, -- verzeih daß ich es
sage! --
Aus allen Sphären trägt er was er liebt
Auf einen Namen nieder den wir führen,
Und sein Gefühl theilt er uns mit; wir schei-
nen
Den Mann zu lieben, und wir lieben nur
Mit ihm das höchste was wir lieben können.
Ein Schauſpiel.
Leonore.
Es iſt dein Name wie es meiner iſt.
Ich nähm’ es übel wenn’s ein andrer wäre.
Mich freut es daß er ſein Gefühl für dich
In dieſem Doppelſinn verbergen kann.
Ich bin zufrieden daß er meiner auch
Bey dieſes Namens holdem Klang gedenkt.
Hier iſt die Frage nicht von einer Liebe,
Die ſich des Gegenſtands bemeiſtern will,
Ausſchließend ihn beſitzen, eiferſüchtig
Den Anblick jedem andern wehren möchte.
Wenn er in ſeliger Betrachtung ſich
Mit deinem Werth beſchäftigt, mag er auch
An meinem leichtern Weſen ſich erfreun.
Uns liebt er nicht, — verzeih daß ich es
ſage! —
Aus allen Sphären trägt er was er liebt
Auf einen Namen nieder den wir führen,
Und ſein Gefühl theilt er uns mit; wir ſchei-
nen
Den Mann zu lieben, und wir lieben nur
Mit ihm das höchſte was wir lieben können.
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[15/0023] Ein Schauſpiel. Leonore. Es iſt dein Name wie es meiner iſt. Ich nähm’ es übel wenn’s ein andrer wäre. Mich freut es daß er ſein Gefühl für dich In dieſem Doppelſinn verbergen kann. Ich bin zufrieden daß er meiner auch Bey dieſes Namens holdem Klang gedenkt. Hier iſt die Frage nicht von einer Liebe, Die ſich des Gegenſtands bemeiſtern will, Ausſchließend ihn beſitzen, eiferſüchtig Den Anblick jedem andern wehren möchte. Wenn er in ſeliger Betrachtung ſich Mit deinem Werth beſchäftigt, mag er auch An meinem leichtern Weſen ſich erfreun. Uns liebt er nicht, — verzeih daß ich es ſage! — Aus allen Sphären trägt er was er liebt Auf einen Namen nieder den wir führen, Und ſein Gefühl theilt er uns mit; wir ſchei- nen Den Mann zu lieben, und wir lieben nur Mit ihm das höchſte was wir lieben können.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/23>, abgerufen am 28.03.2024.