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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

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Und doch läßt sich die Gegenwart ihr un¬
geheures Recht nicht rauben. Sie brachten
einen Theil der Nacht unter allerley Gesprä¬
chen und Scherzen zu, die um desto freyer
waren als das Herz leider keinen Theil dar¬
an nahm. Aber als Eduard des andern
Morgens an dem Busen seiner Frau erwach¬
te, schien ihm der Tag ahndungsvoll herein¬
zublicken, die Sonne schien ihm ein Verbre¬
chen zu beleuchten; er schlich sich leise von
ihrer Seite, und sie fand sich, seltsam genug,
allein als sie erwachte.


Und doch laͤßt ſich die Gegenwart ihr un¬
geheures Recht nicht rauben. Sie brachten
einen Theil der Nacht unter allerley Geſpraͤ¬
chen und Scherzen zu, die um deſto freyer
waren als das Herz leider keinen Theil dar¬
an nahm. Aber als Eduard des andern
Morgens an dem Buſen ſeiner Frau erwach¬
te, ſchien ihm der Tag ahndungsvoll herein¬
zublicken, die Sonne ſchien ihm ein Verbre¬
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[208/0213] Und doch laͤßt ſich die Gegenwart ihr un¬ geheures Recht nicht rauben. Sie brachten einen Theil der Nacht unter allerley Geſpraͤ¬ chen und Scherzen zu, die um deſto freyer waren als das Herz leider keinen Theil dar¬ an nahm. Aber als Eduard des andern Morgens an dem Buſen ſeiner Frau erwach¬ te, ſchien ihm der Tag ahndungsvoll herein¬ zublicken, die Sonne ſchien ihm ein Verbre¬ chen zu beleuchten; er ſchlich ſich leiſe von ihrer Seite, und ſie fand ſich, ſeltſam genug, allein als ſie erwachte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/213>, abgerufen am 25.04.2024.