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[Goethe, Johann Wolfgang von]: [Rezension zu:] […] Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, herausgegeben von Achim von Arnim und Clemens Brentano. In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, Jg. 3 (1806), Nr. 18, 21. Januar, Sp. 137–144 und Nr. 19, 22. Januar, Sp. 145–148.

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Der Pfalzgraf am Rhein, (259.) Barbarische Fabel und gemäßer Vortrag.
Vogel Phönix, (261.) Nicht mißlungene christliche Allegorie.
Der unterirdische Pilger, (262.) Müßte in Schächten, Stollen und auf Strecken gesungen und empfunden werden. Über der Erde wirds einem zu dunkel dabey.
Herr Olof (261 b.) Unschätzbare Ballade.
Ewigkeit, (263 b.) Katholischer Kirchengesang. Wenn man die Menschen confus machen will, so ist dieß ganz der rechte Weg.
Der Graf und die Königstochter, (265 b.) Eine Art von Pyramus und Thisbe. Die Behandlung solcher Fabeln gelang unsern Vorältern nicht.
Moriz von Sachsen, (270.) Ein ahndungsvoller Zustand und großes trauriges Ereigniß mit Phantasie dargestellt.
Ulrich und Aennchen, (274.) Die Fabel vom Blaubart in mehr nördlicher Form, gemäß dargestellt.
Vom vornehmen Räuber, (276.) Sehr tüchtig, dem Lindenschmidt zu vergleichen.
Der geistliche Kämpfer, (277.) "Christ Gottes Sohn allhie" hätte durch sein Leiden wohl einen besseren Poeten verdient.
Dusle und Babely, (281.) Köstlicher Abdruck des schweizer-bäurischen Zustands und des höchsten Ereignisses dort zwischen zwey Liebenden.
Der eifersüchtige Knabe, (282.) Das Wehen und Weben der räthselhaft mordgeschichtlichen Romanzen ist hier höchst lebhaft zu fühlen.
Der Herr am Oelberg, (283.) Diesem Gedicht geschieht Unrecht daß es hier steht. In dieser, meist natürlichen, Gesellschaft wird einem die Allegorie der Anlage, so wie das poetisch Blumenhafte der Ausführung, unbillig zuwider.
Abschied von Bremen, (289.) Handwerksburschenhaft genug, doch zu prosaisch.
Aurora, (291.) Gut gedacht, aber doch nur gedacht.
Werd' ein Kind, (291.) Ein schönes Motiv, pfaffenhaft verschoben.
Der ernsthafte Jäger, (292.) Ein bischen barsch, aber gut.
Der Mordknecht, (294.) Bedeutend, seltsam und tüchtig.
Der Prinzenraub, (296.) Nicht gerade zu schelten, aber nicht befriedigend.
Nächten und Heute, (298.) Ein artig Lied des Inhalts der so oft vorkommt: cosi fan tutte und tutti.
Der Spaziergang, (299.) Mehr Reflexion als Gesang.
Das Weltende, (300.) Deutet aufs Quodlibet, läßt was zu wünschen übrig.
Bayrisches Alpenlied, (301.) Allerliebst, nur wird man vornherein irre, wenn man nicht weiß, daß unter dem Palmbaum die Stechpalme gemeint ist. Mit einem Dutzend solcher Noten wäre manchem Liede zu mehrerer Klarheit zu helfen gewesen.
Jäger Wohlgemuth, (303.) Gut, aber nicht vorzüglich.
[Spaltenumbruch]
Der Himmel hängt voll Geigen, (304.) Eine christliche Cocagne, nicht ohne Geist.
Die fromme Magd, (306.) Gar hübsch und sittig.
Jagdglück, (306.) Zum Gesang erfreulich, im Sinne nicht besonders. Überhaupt wiederholen die Jägerlieder, vom Tone des Waldhorns gewiegt, ihre Motive zu oft ohne Abwechseln.
Kartenspiel, (308.) Artiger Einfall und guter Humor.
Für funfzehn Pfennige, (309.) Von der allerbesten Art einen humoristischen Refrain zu nutzen.
Der angeschossene Gukguk, (311.) Nur Schall ohne irgend eine Art von Inhalt.
Warnung, (313.) Ein Gukguk von einer viel besseren Sorte.
Das große Kind, (314.) Höchst süße. Wäre wohl werth, daß man ihm das Ungeschickte einiger Reime und Wendungen benähme.
Das heiße Afrika, (315.) Spukt doch eigentlich nur der halberstädter Grenadier.
Das Wiedersehn am Brunnen, (317.) Voll Anmuth und Gefühl.
Das Haßlocher Thal, (319.) Seltsame Mordgeschichte, gehörig vorgetragen.
Abendlied, (321). Sehr lobenswürdig, von der recht guten lyrisch-episch-dramatischen Art.
Der Scheintodte, (322.) Sehr schöne, wohl ausgestattete Fabel, gut vorgetragen.
Die drey Schneider, (325.) Wenn doch einmal eine Gilde vexirt werden soll, so geschiehts hier lustig genug.
Nächtliche Jagd, (327.) Die Intention ist gut, der Ton nicht zu schelten, aber der Vortrag ist nicht hinreichend.
Spielmanns Grab, (328.) Ausgelassenheit, unschätzbarer sinnlicher Bauern-Humor.
Knabe und Veilchen, (329.) Zart und zierlich.
Der Graf im Pfluge, (330.) Gute Ballade, doch zu lang.
Drey Winterrosen, (339.) Zu sehr abgekürzte Fabel von dem Wintergarten, der schon im Bojardo vorkommt.
Der beständige Freyer, (341.) Echo, versteckter Todtentanz, wirklich sehr zu loben.
Von Hofleuten, (343.) Wäre noch erfreulicher, wenn nicht eine, wie es uns scheint, falsche Überschrift auf eine Allegorie deutete, die man im Lied weder finden kann, noch mag.
Lied beym Heuen, (345.) Köstliches Vaudeville, das unter mehreren Recensionen bekannt ist.
Fischpredigt, (347.) Unvergleichlich, dem Sinne und der Behandlung nach.
Die Schlacht bei Sempach, (349.) Wacker und derb, doch nahe zu chronikenhaft prosaisch.
Algerius, (353.) Fromm, zart und voll Glaubenskraft.
Doppelte Liebe, (354.) Artig, könnte aber der Situation nach artiger seyn.
Manschetten-Blume, (356.) Wunderlich romantisch, gehaltvoll.
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Der Pfalzgraf am Rhein, (259.) Barbarische Fabel und gemäßer Vortrag.
Vogel Phönix, (261.) Nicht mißlungene christliche Allegorie.
Der unterirdische Pilger, (262.) Müßte in Schächten, Stollen und auf Strecken gesungen und empfunden werden. Über der Erde wirds einem zu dunkel dabey.
Herr Olof (261 b.) Unschätzbare Ballade.
Ewigkeit, (263 b.) Katholischer Kirchengesang. Wenn man die Menschen confus machen will, so ist dieß ganz der rechte Weg.
Der Graf und die Königstochter, (265 b.) Eine Art von Pyramus und Thisbe. Die Behandlung solcher Fabeln gelang unsern Vorältern nicht.
Moriz von Sachsen, (270.) Ein ahndungsvoller Zustand und großes trauriges Ereigniß mit Phantasie dargestellt.
Ulrich und Aennchen, (274.) Die Fabel vom Blaubart in mehr nördlicher Form, gemäß dargestellt.
Vom vornehmen Räuber, (276.) Sehr tüchtig, dem Lindenschmidt zu vergleichen.
Der geistliche Kämpfer, (277.) "Christ Gottes Sohn allhie" hätte durch sein Leiden wohl einen besseren Poeten verdient.
Dusle und Babely, (281.) Köstlicher Abdruck des schweizer-bäurischen Zustands und des höchsten Ereignisses dort zwischen zwey Liebenden.
Der eifersüchtige Knabe, (282.) Das Wehen und Weben der räthselhaft mordgeschichtlichen Romanzen ist hier höchst lebhaft zu fühlen.
Der Herr am Oelberg, (283.) Diesem Gedicht geschieht Unrecht daß es hier steht. In dieser, meist natürlichen, Gesellschaft wird einem die Allegorie der Anlage, so wie das poetisch Blumenhafte der Ausführung, unbillig zuwider.
Abschied von Bremen, (289.) Handwerksburschenhaft genug, doch zu prosaisch.
Aurora, (291.) Gut gedacht, aber doch nur gedacht.
Werd' ein Kind, (291.) Ein schönes Motiv, pfaffenhaft verschoben.
Der ernsthafte Jäger, (292.) Ein bischen barsch, aber gut.
Der Mordknecht, (294.) Bedeutend, seltsam und tüchtig.
Der Prinzenraub, (296.) Nicht gerade zu schelten, aber nicht befriedigend.
Nächten und Heute, (298.) Ein artig Lied des Inhalts der so oft vorkommt: cosi fan tutte und tutti.
Der Spaziergang, (299.) Mehr Reflexion als Gesang.
Das Weltende, (300.) Deutet aufs Quodlibet, läßt was zu wünschen übrig.
Bayrisches Alpenlied, (301.) Allerliebst, nur wird man vornherein irre, wenn man nicht weiß, daß unter dem Palmbaum die Stechpalme gemeint ist. Mit einem Dutzend solcher Noten wäre manchem Liede zu mehrerer Klarheit zu helfen gewesen.
Jäger Wohlgemuth, (303.) Gut, aber nicht vorzüglich.
[Spaltenumbruch]
Der Himmel hängt voll Geigen, (304.) Eine christliche Cocagne, nicht ohne Geist.
Die fromme Magd, (306.) Gar hübsch und sittig.
Jagdglück, (306.) Zum Gesang erfreulich, im Sinne nicht besonders. Überhaupt wiederholen die Jägerlieder, vom Tone des Waldhorns gewiegt, ihre Motive zu oft ohne Abwechseln.
Kartenspiel, (308.) Artiger Einfall und guter Humor.
Für funfzehn Pfennige, (309.) Von der allerbesten Art einen humoristischen Refrain zu nutzen.
Der angeschossene Gukguk, (311.) Nur Schall ohne irgend eine Art von Inhalt.
Warnung, (313.) Ein Gukguk von einer viel besseren Sorte.
Das große Kind, (314.) Höchst süße. Wäre wohl werth, daß man ihm das Ungeschickte einiger Reime und Wendungen benähme.
Das heiße Afrika, (315.) Spukt doch eigentlich nur der halberstädter Grenadier.
Das Wiedersehn am Brunnen, (317.) Voll Anmuth und Gefühl.
Das Haßlocher Thal, (319.) Seltsame Mordgeschichte, gehörig vorgetragen.
Abendlied, (321). Sehr lobenswürdig, von der recht guten lyrisch-episch-dramatischen Art.
Der Scheintodte, (322.) Sehr schöne, wohl ausgestattete Fabel, gut vorgetragen.
Die drey Schneider, (325.) Wenn doch einmal eine Gilde vexirt werden soll, so geschiehts hier lustig genug.
Nächtliche Jagd, (327.) Die Intention ist gut, der Ton nicht zu schelten, aber der Vortrag ist nicht hinreichend.
Spielmanns Grab, (328.) Ausgelassenheit, unschätzbarer sinnlicher Bauern-Humor.
Knabe und Veilchen, (329.) Zart und zierlich.
Der Graf im Pfluge, (330.) Gute Ballade, doch zu lang.
Drey Winterrosen, (339.) Zu sehr abgekürzte Fabel von dem Wintergarten, der schon im Bojardo vorkommt.
Der beständige Freyer, (341.) Echo, versteckter Todtentanz, wirklich sehr zu loben.
Von Hofleuten, (343.) Wäre noch erfreulicher, wenn nicht eine, wie es uns scheint, falsche Überschrift auf eine Allegorie deutete, die man im Lied weder finden kann, noch mag.
Lied beym Heuen, (345.) Köstliches Vaudeville, das unter mehreren Recensionen bekannt ist.
Fischpredigt, (347.) Unvergleichlich, dem Sinne und der Behandlung nach.
Die Schlacht bei Sempach, (349.) Wacker und derb, doch nahe zu chronikenhaft prosaisch.
Algerius, (353.) Fromm, zart und voll Glaubenskraft.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Universität Duisburg-Essen, Projekt Lyriktheorie (Dr. Rudolf Brandmeyer): Bereitstellung der Texttranskription. (2018-02-23T15:47:59Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rudolf Brandmeyer: Herausgeber
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-02-23T15:47:59Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: [Goethe, Johann Wolfgang von]: [Rezension zu:] […] Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, herausgegeben von Achim von Arnim und Clemens Brentano. In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, Jg. 3 (1806), Nr. 18, 21. Januar, Sp. 137–144 und Nr. 19, 22. Januar, Sp. 145–148, S. 143-144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wunderhorn_1806/5>, abgerufen am 19.04.2024.