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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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Ich will dir's erzählen. Der Berg, vor dem wir da stehen, ist ganz hohl. Horch, wie dumpf es klingt, wenn ich mit dem Fuße stampfe! Sieh, in dem hohlen Berge ist ein großer, großer See. Ueber dem See spannt sich ein lieblich blauer Himmelsbogen aus, der ist mit vielen schönen funkelnden Sternen besäet, die flimmern und glänzen gar herrlich in dem See. Auf der ruhigen Wasserfläche rudert seit Anbeginn der Welt in ewigen Kreisen ein silberweißer Schwan, der lebt vom Ausfluß des Glanzes der Sterne, und hält im Schnabel einen güldenen prächtigen Ring. Als der liebe Gott die Erde schuf, da gab er ihm selbst den Ring in den Schnabel, damit er die Welt im Gleichgewicht erhielte. Wenn einmal der Schwan den Ring fallen läßt, dann geht die Erde unter, dann ist das Ende der Welt. Merke es dir, dann ist das Ende der Welt."



Ich will dir’s erzählen. Der Berg, vor dem wir da stehen, ist ganz hohl. Horch, wie dumpf es klingt, wenn ich mit dem Fuße stampfe! Sieh, in dem hohlen Berge ist ein großer, großer See. Ueber dem See spannt sich ein lieblich blauer Himmelsbogen aus, der ist mit vielen schönen funkelnden Sternen besäet, die flimmern und glänzen gar herrlich in dem See. Auf der ruhigen Wasserfläche rudert seit Anbeginn der Welt in ewigen Kreisen ein silberweißer Schwan, der lebt vom Ausfluß des Glanzes der Sterne, und hält im Schnabel einen güldenen prächtigen Ring. Als der liebe Gott die Erde schuf, da gab er ihm selbst den Ring in den Schnabel, damit er die Welt im Gleichgewicht erhielte. Wenn einmal der Schwan den Ring fallen läßt, dann geht die Erde unter, dann ist das Ende der Welt. Merke es dir, dann ist das Ende der Welt.“



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[227/0266] Ich will dir’s erzählen. Der Berg, vor dem wir da stehen, ist ganz hohl. Horch, wie dumpf es klingt, wenn ich mit dem Fuße stampfe! Sieh, in dem hohlen Berge ist ein großer, großer See. Ueber dem See spannt sich ein lieblich blauer Himmelsbogen aus, der ist mit vielen schönen funkelnden Sternen besäet, die flimmern und glänzen gar herrlich in dem See. Auf der ruhigen Wasserfläche rudert seit Anbeginn der Welt in ewigen Kreisen ein silberweißer Schwan, der lebt vom Ausfluß des Glanzes der Sterne, und hält im Schnabel einen güldenen prächtigen Ring. Als der liebe Gott die Erde schuf, da gab er ihm selbst den Ring in den Schnabel, damit er die Welt im Gleichgewicht erhielte. Wenn einmal der Schwan den Ring fallen läßt, dann geht die Erde unter, dann ist das Ende der Welt. Merke es dir, dann ist das Ende der Welt.“

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/266>, abgerufen am 29.03.2024.